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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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fragte Lermont gleich interessierter. »Was hast du rausbekommen, Anton?«
    Die Jahre des Umgangs mit Geser waren nicht vergebens gewesen. Jetzt witterte ich sofort, wenn die starke Hand eines Chefs einen kleinen Magier in den Dreck stampfen wollte, weil dieser über die Stränge geschlagen war.
    »Dieser Blutfluss, in dem Viktor die Kehle durchgeschnitten worden ist …« Ich sah den unerschütterlichen Lermont an. Korrigierte mich. »In dem Viktor ermordet worden ist. Da ist Blut im Wasser. Viel menschliches Blut. Offenbar hat also kein Vampir dem Jungen das Blut ausgesaugt. Viktor wurde die Halsschlagader aufgeschlitzt, dann wurde er festgehalten, bis alles Blut in den Graben geflossen war. Aber man müsste trotzdem eine Analyse des Wassers vornehmen. Vielleicht sollten wir die Polizei hinzuziehen, damit die eine DNS-Analyse machen …«
    »Warum ihr nur immer alle so an die Technik glaubt.« Foma verzog das Gesicht. »In dem Graben ist Viktors Blut. Das haben wir schon am ersten Tag überprüft. Mit absolut simpler Magie der Analogien, für die bereits die fünfte Kraftstufe ausreicht.«
    Doch ich wollte mich nicht geschlagen geben. Die Kunst des Herauswindens hatte ich nämlich ebenfalls im Umgang mit Geser gelernt.
    »Uns bringt das natürlich nichts, aber die Polizei sollte man darauf hinweisen. Sie sollte auch wissen, dass das Blut im Graben ist. Das würde ihr bei ihren Ermittlungen helfen und gleichzeitig alle Gerüchte über Vampire ein für alle Mal aus der Welt schaffen.«
    »Unsere Polizei arbeitet sehr gut«, meinte Foma gelassen. »Sie haben ebenfalls alles überprüft und ermitteln weiter. Dumme Gerüchte zu unterbinden liegt freilich nicht in ihrer Macht. Aber wen interessiert schon diese einfältige Boulevardpresse …«
    Ich fasste Mut. Was auch immer geschehen war – ich hatte schnell und klar die richtigen Nachforschungen durchgeführt.
    »Meiner Ansicht nach brauchen wir in dieser Sache nicht weiter zu intervenieren«, stellte ich fest. »Ein Mord ist schrecklich, aber die Menschen sollen ruhig allein gegen das Böse kämpfen, das sie anrichten. Der Junge tut mir natürlich leid …«
    Foma nickte und trank erneut ein paar Schluck von seinem Bier. »Der arme Junge, ja …«, sagte er dann. »Aber was machen wir mit dem Biss, Anton?«
    »Mit was für einem Biss?«
    Foma beugte sich ein wenig über den Tisch. »An Viktors Hals gibt es keine Wunde, Anton«, flüsterte er. »Ohne jeden Zweifel sind da aber Spuren der Eckzähne eines Vampirs. Nicht sehr schön, was?«
    Ich spürte, wie mir die Ohren rot aufleuchteten. »Sicher?«, fragte ich dumm zurück.
    »Hundertprozentig. Aber woher sollte der Mörder den Aufbau und die Funktionsweise eines vampirischen Eckzahns so genau kennen? Seitliche Einschnitte, ein Haken oder Bohrer, die Furche Draculas, eine Drehung beim Einstich …«
    Inzwischen loderte mein ganzes Gesicht. Ich sah die Klasse förmlich vor mir, in der ich damals gelernt hatte, sah Polina Wassiljewna mit dem Zeigestock, sah ein riesiges Gummimodell auf dem Tisch: etwas Spitzes, Gedrehtes, wie ein Korkenzieher Gewundenes mit einem weißen Schild aus Plexiglas, auf dem in schwarzen Buchstaben geschrieben stand: »Rechter oberer Eckzahn eines Vampirs. Modell. 25:1 natürl. Gr.« Anfangs ließ sich das Modell auch bewegen, auf einen Knopfdruck hin verlängerte es sich und begann sich zu drehen. Doch der Motor war längst durchgebrannt, niemand hatte sich die Mühe gemacht, ihn zu reparieren, sodass der Eckzahn für immer in jener Position erstarrt blieb, in der Mitte zwischen Tarnung und vollem Einsatz.
    »Ich habe meine Schlüsse voreilig gezogen«, gab ich zu. »Das ist meine Schuld, Mister Lermont.«
    »Dich trifft keine Schuld, du wolltest einfach, dass die Anderen mit dieser Sache nichts zu tun haben«, meinte Foma großmutig. »Wenn du dir die Ergebnisse der Untersuchung angeschaut hättest, wäre dir die Fehlerhaftigkeit deiner Version gleich klar gewesen. Was sagst du jetzt?«
    »Wenn der Vampir sehr hungrig gewesen und den Menschen bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt hätte …« Ich runzelte die Stirn. »… danach hätte er sich erbrechen können. Freilich nicht das gesamte Blut … Gab es im Wasser Spuren eines Anästhetikums?«
    »Nein.« Foma nickte wohlwollend. »Das heißt jedoch nichts, der Vampir konnte unter Druck geraten sein und auf eine Betäubung verzichtet haben.«
    »Stimmt«, räumte ich ein. »Entweder musste er sich also übergeben, oder er hat Viktor

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