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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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nickte. »Ich wollte, dass du derjenige bist, der uns darauf hinweist.«
    Mitleidig sah mich Semjon an. Ah ja, alles klar. Wir hielten es wie in der Armee: Wer den Vorschlag macht, führt ihn auch aus.
    »Überschätzen Sie bloß meine geistigen Fähigkeiten nicht«, brummte ich. »Natürlich werde ich darüber nachdenken. Ich werde auch Swetlana bitten, sich mit dem Problem zu befassen. Aber noch ist mir keine Idee gekommen. Vielleicht sollte ich mal in den Archiven graben?«
    »Das tun wir schon«, versprach Geser. »Denn es gibt tatsächlich noch einen Weg.«
    »Und es ist mir bestimmt, ihn zu gehen«, brachte ich hervor. »Richtig?«
    »Deine Tochter ist in Gefahr, Anton«, erwiderte Geser schlicht.
    »Ich geb mich ja schon geschlagen.« Ich breitete die Arme aus. »Gut, ich bin bereit. Wohin? In den Krater eines Vulkans? Ins Eis der Arktis? In den Kosmos?«
    »Im Kosmos haben wir, wie du weißt, nichts verloren.« Geser runzelte die Stirn. »Es besteht eine gewisse Hoffnung … keine sehr große … Vielleicht ahnt einer von Merlins Gefährten, was genau dieser im Sinn hatte.«
    »Dann muss man einen Altersgenossen finden, der noch am Leben ist …«, setzte ich an.
    »Ich bin ein Altersgenosse … mehr oder weniger«, bekannte Geser mit gelangweilter Stimme. »Aber leider kannte ich Merlin nicht. Weder als er ein Lichter, noch als er ein Dunkler war. Was guckt ihr mich so an? Ja, das gibt es. Manchmal. Bei Hohen. Das steht jetzt aber nicht zur Debatte … Ich hoffe, keiner von euch hat vor, die Seite zu wechseln?«
    »Kommen Sie zur Sache, Boris Ignatjewitsch«, bat ich.
    »Merlin war … soweit das überhaupt möglich ist … mit einem Anderen befreundet, den ich unter dem Namen Rustam kenne.«
    Ich warf Semjon einen Blick zu. Der zuckte die Schultern. Olga blickte ebenfalls verdutzt drein.
    »Er hatte viele Namen«, fuhr Geser fort. »Früher hat er auch mal in der Wache gearbeitet. Vor sehr, sehr langer Zeit. Damals waren wir Freunde. Häufig haben wir uns im Kampf geholfen … haben oft einander das Leben gerettet. Später wurden wir dann zu Feinden. Obwohl er ein Lichter war und blieb.«
    Geser verstummte. Anscheinend erinnerte er sich nicht gern an diese Zeit.
    »Er ist nach wie vor am Leben. Er hält sich irgendwo in Usbekistan auf. Wo genau, weiß ich nicht. Von der Kraft her kann er sich mit mir messen, außerdem ist er in der Lage, sich zu maskieren. In der Wache arbeitet er längst nicht mehr. Vermutlich führt er inzwischen das Leben eines normalen Menschen. Du musst ihn finden, Anton. Finden und überreden, uns zu helfen.«
    »Hmm«, brummelte ich. »Usbekistan? Ein Kinderspiel! Ich soll da ja bloß erstens die Lage sondieren, zweitens einen untergetauchten Magier finden, der stärker ist als ich …«
    »Ich habe nicht gesagt, dass es leicht wird«, räumte Geser ein.
    »Drittens ihn überreden, uns zu helfen.«
    »Das wiederum ist ziemlich leicht. Er hat mir nämlich sechsmal das Leben gerettet – und ich ihm siebenmal.« Geser schmunzelte. »Er schuldet mir also noch was. Selbst wenn er mich nach wie vor hasst. Wenn du ihn findest, wird er dir Antwort geben …«
    Aus Gesers Stimme schwand die Sicherheit – und das spürten alle.
    »Es ist also nicht mal sicher, dass er überhaupt etwas weiß!«, polterte ich. »Aber am Leben ist er noch?«
    »Vor zehn Jahren hat er noch gelebt«, erklärte Geser. »Mein Helfer, mein Devona, hat ihn gesehen. Und seinem Sohn von ihm erzählt.«
    »Großartig.« Ich nickte. »Einfach vortrefflich. Vermutlich soll ich mich wie gehabt ohne Waffen und ganz allein auf den Weg machen?«
    »Nein. Du wirst bestens ausgerüstet reisen, mit einem dicken Geldbündel und einem Sack nützlicher Artefakte.«
    Ich brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, dass der Chef nicht scherzte.
    »Und nicht allein«, fügte Geser hinzu. »Alischer wird dich begleiten. Du weißt selbst, dass im Orient Kraft und Geld nicht das Wichtigste sind. Weitaus entscheidender ist, dass einer von ihren Leuten für dich bürgen kann.«
    »Jetzt auch noch Alischer …«, seufzte Ilja.
    »Entschuldige«, sagte Geser ohne eine Spur von Schuldbewusstsein in der Stimme. »Gehen wir davon aus, dass wir uns im Kriegszustand befinden. Vor allem, weil dem wirklich so ist.« Nur selten komme ich am helllichten Tag nach Hause. Wenn ich auf Streife gehe, kehre ich erst gegen Morgen zurück. Und an einem normalen Arbeitstag kann ich mich vor sieben Uhr nicht von der Arbeit losreißen. Selbst meine Fähigkeit,

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