4 - Wächter der Ewigkeit
nach dem Artefakt bislang gescheitert sind, früher oder später auf die Idee kommen werden, einen absoluten Magier für sich einzuspannen. Und davon gibt es weltweit nur einen. Eine. Deine Tochter. Bist du also einverstanden, sie beschützen zu lassen?«
»Was sagt denn Swetlana dazu?«
»Swetlana ist ihre Mutter«, warf Olga sanft ein. »Ich glaube, sie hat nicht vergessen, dass die Kleine schon einmal entführt worden ist. Sie weiß, dass sie ihre Tochter nicht rund um die Uhr beaufsichtigen kann.«
»Sweta wird einverstanden sein, Anton«, meinte Semjon nickend. »Da brauchst du nicht erst zu einer Wahrsagerin zu gehen.«
»Und wie soll ich die Straßen sichern, Boris Ignatjewitsch?«, lamentierte Ilja. »Als Ihr Stellvertreter für den Streifendienst lege ich hiermit offiziell Beschwerde dagegen ein! Soll ich etwa die Anderen vierten und fünften Grades eigenverantwortlich auf die Straße schicken? Die Dunklen werden ihnen auf der Nase herumtanzen!«
»Das werden sie nicht.« Geser runzelte die Stirn. »Sebulon wird ebenfalls Andere zweiten und dritten Grades für den Schutz von Nadja Gorodezkaja abstellen.«
Ich fasste mir an den Kopf. Dafür beruhigte sich Ilja. »Dann müssen wir nur die Hälfte der Leibwächter stellen? In dem Fall …«
»Nein, nicht die Hälfte. Zwei kommen von uns, zwei von den Dunklen.«
»Geser!«, rief ich aus.
»Das dient der Sicherheit deiner Tochter«, entgegnete Geser scharf. »Genug jetzt! Das Thema ist beendet! Weiter im Text. Du, Ilja, wirst nach der Sitzung noch hierbleiben, damit wir beide uns darüber beraten können, wen wir alles als Leibwächter abstellen und wie wir sie ausstatten.«
Ich hüllte mich in Schweigen. Obwohl es in mir kochte.
»Bislang haben wir nur über unsere Verteidigung gesprochen«, fuhr Geser fort. »Die Schutzmaßnahmen der Wache gegen die Spionagetechnik … und gegen einen möglichen Angriff von angeheuerten Menschen soll Olga ausarbeiten. Zieh Tolik von den Computerleuten hinzu. Und Lass von den Fahndern.«
»Der ist doch ein schwacher Magier«, schnaubte Olga.
»Dafür denkt er originell«, sagte Geser. »Im Falle eines aggressiven Zusammenstoßes von Anderen und Menschen weißt du selbst bestens Bescheid. Erfahrung kann man dir nicht absprechen.«
Neugierig beobachtete ich Olga. Ihre Erfahrungen dürften in der Tat nicht uninteressant sein …
»Jetzt erwarte ich von euch allen Vorschläge«, fuhr Geser fort. »Wie wollen wir angreifen?«
»Wen denn?«, platzte ich heraus. »Wenn wir nur wussten, wer hinter dieser Sache steckt …«
»Angreifen heißt nicht unbedingt, sich in den Kampf zu stürzen«, brachte Olga oberlehrerhaft hervor. »Angreifen heißt auch, den Gegner durch bestimmte Handlungen zu überraschen und seine Pläne zu durchkreuzen.«
Geser nickte zustimmend.
»Dann bleibt uns nur eine Möglichkeit«, meinte ich. »Von der Suche nach den Verrätern abgesehen, natürlich … aber das übernimmt vermutlich schon die Inquisition, oder? Wir müssen selbst in die siebte Schicht vordringen. Oder, falls wir das nicht schaffen … eine Kraftkette bilden.«
»Sebulon hat einen Kraftkreis vorgeschlagen«, bestätigte Geser mit einem Nicken. »Doch selbst wenn wir all unsere Kraft für einen aufbringen oder die Dunklen sich gegenseitig leersaugen … selbst wenn ein Menschenopfer gebracht würde … wird das nicht gelingen. Die Barriere zwischen den Schichten des Zwielichts würde nur exponentiell an Solidität gewinnen. Diese Möglichkeit haben wir bereits durchgespielt.«
»Sogar eine Opferung?«, wunderte sich Semjon.
»Ja«, erwiderte Geser streng.
»Dieser Spruch … in der sechsten Schicht …« Ich sah Geser an. »Ich habe Ihnen doch davon erzählt, wissen Sie noch?«
»Trag ihn vor«, forderte mich Geser mit einem Nicken auf.
Der Kranz der Schöpfung liegt verborgen hier.
Ein Schritt nur bleibt.
Doch erben sollen ihn nur die Starken und die Klugen.
Alles erhältst du und nichts, bringst du ihn an dich.
So geh voran, wenn du stark bist wie ich;
Wenn du klug bist wie ich, weich zurück.
Anfang und Ende, Kopf und Schwanz, alles ist eins im
Kranz der Schöpfung.
So sind Leben und Tod nicht zu trennen.
Ich hatte den Text aus dem Gedächtnis rezitiert.
»Was sagt uns das?«, fragte Geser fast belustigt.
»Wenn du klug bist wie ich, weich zurück«, wiederholte ich. »Es muss noch einen Schleichweg in die siebte Schicht geben! Man muss die Barriere nicht unbedingt durchbrechen.«
»Richtig.« Geser
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