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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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dunkelhäutig und schwarzhaarig. Durch ihre Adern floss ohne Frage slawisches Blut, doch ihr Äußeres wies jene erstaunlichen Veränderungen auf, die eine Europäerin ohne jede Magie durchmacht, wenn sie nur lange und von Geburt an im Orient lebt. Sogar gekleidet war sie wie eine Usbekin, mit einem bodenlangen Gewand in kräftigen Farben. Neugierig sah die Frau mich an. Ich spürte eine gekonnte, jedoch schwache Berührung des Sondierungszaubers. Da ich keinen Versuch unternahm, mich abzuschirmen, gelangte sie problemlos an die gewünschten Informationen. Sofort veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Sie stand vom Tisch auf. »Kinder, wir haben einen hohen Gast …«, verkündete sie leise.
    »Ich bin absolut inoffiziell hier!« Ich winkte mit beiden Händen ab.
    Zu spät! Man begrüßte mich, stellte sich vor: Murat, sechster Grad, Timur, fünfter Grad, Nodir, vierter Grad. Meiner Ansicht nach entsprach ihr Aussehen ihrem tatsächlichen Alter, sie waren also zwischen zwanzig und dreißig Jahren. In der Wache von Samarkand gab es laut Geser fünf Andere … In Taschkent sollten die Mitarbeiter Alischer zufolge noch jünger sein. Was hieß das? Stellten die in Taschkent Schüler ein, oder was?
    »Valentina Iljinitschna Firsenko, Andere. Vierter Grad.«
    »Anton Gorodezki, Anderer, Hoher«, wiederholte ich noch einmal.
    »Ich leite dieses Büro«, fuhr die Frau fort. Sie hatte mir als Letzte die Hand gegeben und trat eher so auf, als bekleide sie die unterste Position in der Wache. Dabei schätzte ich ihr Alter auf mindestens einhundertfünfzig Jahre, und auch ihre Kraft überstieg die der Männer.
    Eine weitere orientalische Besonderheit?
    Doch schon im nächsten Moment zerstreute sich aller Zweifel, wer hier das Sagen hatte.
    »Deckt rasch den Tisch, Kinder«, kommandierte Valentina. »Murat, du nimmst das Auto und machst dich geschwind auf den Weg, um ein paar Kleinigkeiten für uns zu besorgen. Und fahr auch beim Basar vorbei.«
    Mit diesen Worten händigte sie Murat die Schlüssel für einen alten riesigen Tresor aus, aus dem der Mann – inständig darum bemüht, dies unbemerkt zu tun – ein zerknittertes Bündel Geldscheine nahm.
    »Das ist doch nicht nötig«, bat ich. »Ich bin wirklich inoffiziell hier und bleibe nicht lange. Ich hätte lediglich ein paar Fragen … Außerdem muss ich noch bei der Tagwache vorbeigehen.«
    »Wozu?«, wollte die Frau wissen.
    »An der Grenzkontrolle waren keine Anderen. Im Zwielicht hing eine Tafel, wonach sich Lichte bei der Einreise an die Tagwache, Dunkle an die Nachtwache wenden sollen.«
    Ich war extrem gespannt, wie die Wächterin diese legendäre Schludrigkeit kommentieren würde. Doch Valentina Iljinitschna nickte nur. »Wir haben zu wenig Mitarbeiter, um einen Posten am Flughafen einzurichten. In Taschkent ist aber alles, wie es sein soll … Nodir, spring zu den Vampiren rüber und sag, dass der Hohe Lichte Gorodezki aus Moskau zu einem privaten Besuch in der Stadt weilt.«
    »Ich bin zwar inoffiziell hier, aber nicht ganz privat …«, setzte ich an. Doch niemand achtete mehr auf mich. Nodir öffnete eine verborgene Tür in der Wand und trat ins Nachbarzimmer ein, wo ich zu meinem Erstaunen einen ebenso großen und halb leeren Raum gewahrte.
    »Was heißt das, zu den Vampiren?«, fragte ich, von der völlig zusammenhangslosen Aufforderung irritiert.
    »Och, da drüben ist das Büro der Tagwache. Vampire arbeiten bei denen gar nicht, aber wir ziehen sie auf diese Weise auf … gutnachbarlich …« Valentina Iljinitschna fing an zu lachen.
    Schweigend folgte ich Nodir ins Nebenzimmer. Zwei Dunkle, ein junger und einer mittleren Alters, vierter und fünfter Grad, lächelten mich freundlich an.
    »Assalom alaikum …«, murmelte ich, während ich den Raum durchquerte (in dem alles genauso aussah, sogar einen identischen Samowar gab es hier) und die zur Straße führende Tür öffnete, die parallel zu jener verlief, durch die ich gekommen war.
    Draußen entdeckte ich einen ebensolchen Vorgarten, an der Mauer prangte ein Schild:
    TAGWACHE
    Abteilung Samarkand
    Öffnungszeiten: 8.00 – 20.00 Uhr 
    Leise schloss ich hinter mir die Tür und kehrte in den Raum zurück. Nodir, der meine Reaktion geahnt haben dürfte, war bereits weg.
    »Sobald Sie Ihre Angelegenheiten erledigt haben, kommen Sie doch auch zu uns, Verehrter«, meinte einer der beiden Dunklen freundlich. »Wir haben nur selten Gäste aus Moskau.«
    »Ja, kommen Sie, kommen Sie!«, unterstützte ihn der

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