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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Nacht.“ –
    Der Tag des Sängerfestes war gekommen und mit ihm eine ungewöhnliche Aufregung unter der Bevölkerung der Stadt. Wanda hatte die Vorstellungen der Ihrigen mit dem Bemerken von sich gewiesen, daß sie sich nur lächerlich machen würde, wenn sie noch in der letzten Stunde zurücktrete.
    Am Abend vorher war der Professor in einem öffentlichen Lokal mit der Behauptung hervorgetreten, daß er es bei günstiger Luftströmung mit der Schnelligkeit eines Bahnzuges aufzunehmen gedenke. Trotz des allgemeinen Zweifels war er bei dieser Behauptung geblieben und hatte sogar mehrere Wetten angenommen, welche ihm von den Gegnern seiner Meinung angeboten wurden.
    Infolgedessen hatte man einen Extrazug bestellt, welcher bestimmt war, im Augenblick des Aufsteigens abzufahren, um zugleich denjenigen Sängern, welche bis dahin zurückbleiben wollten, Gelegenheit zum Fortkommen zu bieten.
    Noch andere hatten gemeint, den Ballon mit einem schnellfüßigen Gespann schon ausstechen zu können, und versprochen, mit ihrem Geschirr an der Wettfahrt teilzunehmen. Zu ihnen gehörte auch der Baron von Säumen, welcher an der Seite der Baronin von der Equipage derselben Gebrauch machen wollte.
    Der Platz, auf welchem der Ballon zum Füllen bereit lag, war von einer Barriere umgeben, und der Gehilfe des Aeronauten hatte alle Mühe, die Menschenmenge, welche sich schon am Vormittag hier versammelt hatte, in der nötigen Entfernung zu halten. Nicht bloß das noch nie gesehene Aufsteigen eines wirklichen Luftschiffs von bedeutender Größe war es, was die Schaulustigen herbeizog, sondern vor allen Dingen der Umstand, daß die wilde Polin ihren Ungewöhnlichkeiten heute die Krone aufsetzen und mitfahren wollte.
    Deshalb fiel es auch gar nicht auf, daß ihr Verlobter zugegen war und im lebhaften Gespräch mit dem Professor innerhalb des freien Platzes auf und ab promenierte. Jedenfalls erwartete er die Prüfungskommission, welche im polizeilichen Auftrag die Sicherheit des Ballons zu untersuchen hatte.
    „Also die Hälfte der Summe hast du und den gefährlichen Revers auch. In welcher Weise wirst du die Sache nun ausführen?“
    „Erst hatte ich die Absicht, den Ballast auf einmal fallen zu lassen und so ein plötzliches und rapides Auffliegen des Ballons in jene Regionen zu veranlassen, wo der Tod des Menschen unvermeidlich ist.“
    „Und der deinige mit.“
    „Doch nicht. Ich hätte mich natürlich des Fallschirms bedient.“
    „Eine gefährliche Sache!“ sprach Säumen; aber im Herzen wünschte er nichts mehr, als daß diese gefährliche Sache versucht werde. Freilich war der Professor in dem Besitz jenes Papiers, welches nicht in fremde Hände kommen durfte. Es lag also im Interesse des Barons, daß der Luftschiffer ohne Unfall wieder niederkomme. Er fuhr also fort:
    „Du hast dich anders besonnen?“
    „Jawohl. Ich werde die beiden Leute einfach fallen lassen.“
    „In welcher Weise?“
    „Ich habe die letzte Nacht durch an einer Vorrichtung gearbeitet, welche mir das Experiment sehr leicht macht. Ich steige, um nicht an dem Schicksal der anderen teilzunehmen, in das Netzwerk und habe dann nur an einem Seil zu ziehen, um die Gondel zu einer raschen, seitlichen Senkung zu bringen, auf welche die Darinsitzenden nicht vorbereitet sind, und durch welche sie mithin ausgeschüttet werden.“
    „Dann aber fliegst du in jene Regionen, von denen du vorhin sprachst; denn der Ballast wird mit ausgeschüttet werden.“
    „Daß ich dumm wäre! Der ist in der unteren Abteilung der Gondel so wohl befestigt, daß er mir nicht verloren geht.“
    „Und dann? Was wird aus den Wetten?“
    „Du begreifst wohl, daß ich dieselben nur eingegangen bin, um allen Verdacht zu vermeiden. Will ich sie gewinnen, so muß ich noch vor den anderen am Rendezvous eintreffen. Werde ich aber durch den Unfall in eine andere Richtung verschlagen, so wird man denselben nicht mir zur Last legen. Auf die dabei statthabenden Vorfälle wird es ankommen, ob auch ich verschwinden muß.“
    „Ich muß das deiner eigenen Klugheit überlassen. Wo wir uns treffen, weißt du. Die andere Hälfte der Summe wirst du gegen die Rückgabe des Reverses erhalten. Verwahre ihn gut. Wo hast du ihn?“
    „Natürlich bei mir.“
    „Aber wenn dir ein Unglück begegnet?“
    „Habe keine Sorge; ich bin meiner Sache gewiß. Zurücklassen durfte ich ihn nicht, da ich vielleicht in die Notwendigkeit versetzt bin, meine hierbleibenden Effekten aufzugeben. Auf diese Weise werde

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