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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sie nicht schon längst über uns hergefallen waren und statt dessen uns ruhig hatten ziehen lassen, das konnte ich nicht begreifen, wenn ich nicht annehmen wollte, daß Parranoh von der Jägerniederlassung wisse und seine Pläne auf sämtliche Angehörigen derselben erstreckte.
    Die beiden Vorangeschlichenen hatten uns gut Bahn gebrochen, so daß wir verhältnismäßig schnell vorwärts kamen und uns gar nicht mehr weit von dem senkrecht unsere Richtung durchschneidenden Tal befinden konnten, als ich ein leises Klirren vernahm, welches hinter einem dichten Gebüsch wilder Kirschenstämmchen hervorklang.
    Ellen mit einer Handbewegung bedeutend, sich zu verstecken, legte ich mich sogleich auf den Boden nieder, zog das Messer und kroch auf einem Umweg der erwähnten Richtung zu. Das nächste nicht an diesen Ort Gehörige, was ich erblickte, war ein Haufen eiserner Biberfallen, neben welchem ein Paar krumme Beinchen sichtbar wurden, welche in riesigen Mokassins staken. Weiter heranschleichend bemerkte ich auch ein langes, weites Sackhemd, auf dessen oberem Teil die breite, runzelige Krempe eines uralten Filzhutes lag, und etwas abwärts von dieser Krempe sah ich die gerade und dornig abstehenden Spitzen eines verworrenen Bartes, aus welchem zwei kleine Äuglein munter und aufmerksam durch das Blätterwerk lugten.
    Es war Sam, der Kleine. Aber wie war er nur hierher gekommen, da ich ihn doch längst in der ‚Burg‘ vermutete? Das war jedenfalls leicht und sofort zu erfahren, ich durfte ihn ja nur fragen, und als ich deshalb so geräuschlos wie möglich an ihn herankroch, machte mir der Schreck, welchen er über den unvermuteten Überfall haben mußte, schon im voraus Vergnügen.
    Leise, leise, ganz leise griff ich nach der Rifle, welche an seiner Seite, lag, zog die alte, vorsintflutliche Liddy an mich heran und öffnete den rostbedeckten Hahn derselben. Bei dem dadurch verursachten Knacken fuhr er so schnell herum, daß ihm das überhängende Zweigwerk Hut und Perücke abstreifte, und als er seine eigene Büchse auf sich gerichtet sah, wurde unmittelbar unter der in allen Regenbogenfarben spielenden Papageinase ein mächtig großes Loch sichtbar, welches vor Erstaunen immer weiter aufgerissen wurde.
    „Sam Hawkens“, flüsterte ich, „wenn Ihr Euren Mund nicht bald zumacht, werde ich Euch das ganze Dutzend Fallen hineinschieben, welches hier liegt!“
    „Good luck, habt Ihr mich erschreckt, Mann, wenn ich mich nicht irre!“ antwortete der Trapper, welcher trotz seiner Bestürzung keinen einzigen unvorsichtigen Laut von sich gegeben hatte und schleunigst Hut und Perücke ihren verlorenen Herrschersitz wieder anwies.
    „Glaubt Ihr nun noch immer, daß ich ein Newman sei, dem Ihr lehren müßt, die Büchse zu halten?“
    „Hol Euch der Teufel, Sir! Mir ist's in alle Glieder gefahren, meine ich; denn wenn Ihr eine Rothaut gewesen wäret, so –“
    „So hättet Ihr Eure letzten Boudins gegessen gehabt, wie Ihr vorhin sagtet. Hier habt Ihr Euer Schießgewehr! Und nun sagt, wie Ihr dazu kommt, Euch hier schlafen zu legen?“
    „Schlafen? Na hört mal, Sir, von Schlafen war wohl gar keine Rede, wenn Ihr mir auch auf den Leib gerückt seid, ohne daß ich es gemerkt habe. Hatte meine drei Gedanken eben nur bei den zwei Rattenfellen, welche ich mir noch holen wollte, und Ihr braucht da drinnen bei den anderen bei Leibe nicht zu erzählen, daß der alte Sam überrumpelt worden ist.“
    „Werde still sein.“
    „Wo habt Ihr die Miß?“
    „Steht da hinten. Wir hörten Eure Fallen klirren, und ich mußte natürlich wissen, was das für Glocken wären.“
    „Glocken? Ist's so laut gewesen? Sam Hawkens, was bist du für ein altes, dummes Coon (Raccoon). Liegt das alte Maultier da, um Skalpe zu fangen, und macht dabei einen Lärm, der droben in Kanada zu hören ist, wie mir scheint. Aber wie seid Ihr denn in die Richtung geraten? Seid wohl auch hinter den beiden Rothäuten her?“
    Ich bejahte diese Frage und erzählte ihm, was ich gesehen hatte.
    „Hm, wird Pulver kosten, viel Pulver, Sir! Kam da mit meinen Fallen das Wasser herauf und sah plötzlich zwei Braune, wenn ich mich nicht irre, die spionierend dort am Rand des Gebüschs, kaum acht Schritte von uns entfernt, standen. Natürlich duckte ich mich ins Gesträuch und gewahrte nun, daß der eine abwärts, der andere aber aufwärts, ging, um das Tal abzusuchen. Wird ihnen aber schlecht bekommen, meine ich! Ich ließ den einen an mir vorüber und machte mich dann

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