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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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machen mich irre.“
    „Oh, die sind gleichgültig. Sam Hawkens mag Euch als Beispiel dienen, und es ist doch nicht ganz unglaublich, daß Ihr ihn in jener Nacht nicht recht getroffen habt. Die Seinen haben ihn gefunden und mitgenommen. Während ich krank war, hat er sich erholt, hat uns beobachten lassen und ist uns dann gefolgt.“
    „Aber warum griff er uns nicht an?“
    „Weiß es nicht, wird aber jedenfalls seinen Grund haben, den wir auch erfahren. Seid Ihr müde, Sir?“
    „Könnte es nicht behaupten.“
    „Ich muß den Mann selbst sehen. Wollt Ihr mich begleiten?“
    „Versteht sich. Nur muß ich Euch auf das Gefährliche dieses Ganges aufmerksam machen. Die Indianer werden vergebens auf ihre ausgesandten Späher warten, sich bald nach ihnen umsehen und die Toten finden. Wir geraten zwischen die Suchenden und werden vielleicht von den Unsrigen abgeschnitten.“
    „Das alles ist möglich; aber ich kann unmöglich bleiben und warten, bis sie uns finden. Dick Stone!“
    „Sir!“
    „Hast du es gehört, wohin es gehen soll?“
    „Denke es.“
    „Hole deine Gun (Schießgewehr) und schnür dich ein wenig fester, altes Gerippe. Wir sehen nach Rothäuten.“
    „Bin dabei, Sir, das muß so sein. Reiten wir?“
    „Nein; es geht nur bis zum ‚Gutter‘. Ihr anderen aber rührt die Hände und deckt die ‚Caches‘ (Versteck für Häute) mit Rasen zu. Man kann nicht wissen, wie es geht, und wenn die Braunen je zwischen unsre Felsen kommen, sollen sie wenigstens nichts von dem finden, was sie brauchen können. Harris, du gehst hinaus zu Will Parker, und du, Bill Bulcher, magst auf Ordnung sehen, während wir fort sind!“
    „Vater, laß mich bei dir sein“, bat Ellen.
    „Kannst mir zu nichts dienen, Kind. Ruhe dich aus, wirst schon noch zur rechten Stelle kommen.“
    Sie wiederholte ihre Bitte, aber Old Firehand hielt an seiner Bestimmung fest, und so schritten wir bald wieder zu dreien durch das Bett des Bachs hinaus.
    Dick Stone war nicht weniger ein Original wie Sam Hawkens. Unendlich lang und entsetzlich dürr und ausgetrocknet hing seine knochige Gestalt weit vornüber, so daß es schien, als gebe es für seine Augen keine andere Perspektive als diejenige auf die beiden Füße, welche an ein Paar Beine gewachsen waren, deren Ausdehnung einem angst und bange machen konnte. Über die festen, kernigen Jagdschuhe hatte er ein Paar lederne Gamaschen geschnallt, welche noch ein gutes Stück des Oberschenkels bedeckten; der Leib stak in einem enganliegenden Kamisol, das mittels eines breiten Gürtels, in und an welchem neben Messer und Revolver die verschiedensten kleinen Notwendigkeiten staken und hingen, zusammengehalten wurde; um die breiten eckigen Schultern zog sich eine wollene Decke, deren Fäden die ausgedehnteste Erlaubnis hatten, nach allen Himmelsgegenden auseinander zu laufen, und der kurzgeschorene Kopf stak in einem Ding, dessen Definition geradezu eine Sache der reinsten Unmöglichkeit war.
    Draußen angekommen, schritten wir nach einigen kurzen Weisungen an der Wache vorüber, dem Ort zu, an welchem sich Sam Hawkens versteckt gehabt hatte. Die von dort nach der Schlucht führende Richtung war jedenfalls die für uns vorteilhafteste; denn wir hatten von beiden Seiten Deckung und waren sicher, denjenigen von den Indianern zu begegnen, welche annehmbarerweise ihr Versteck verlassen hatten, um nach dem Verbleib der uns Begegneten zu sehen.
    Winnetou hatte kurz nach unserem frühzeitigen Aufbruch am Morgen das Lager auch verlassen und war noch nicht zurückgekehrt. Er wäre uns auf dem jetzigen Gang der willkommenste Begleiter gewesen, und ich konnte, da ich ihn wirklich liebgewonnen hatte, mich einer leisen Sorge um ihn nicht erwehren. Es war ja ein Zusammentreffen mit dem Feind so leicht möglich, und in diesem Fall war er trotz seiner Tapferkeit verloren.
    Eben dachte ich an diesen Umstand, als sich plötzlich neben uns die Büsche teilten und der Apache vor uns stand. Unsre Hände, welche beim ersten raschelnden Laut der Zweige nach den Waffen gegriffen hatten, fuhren von denselben zurück, als wir ihn erkannten.
    „Winnetou wird gehen mit den weißen Männern, um zu sehen Parranoh und die Ogellallahs.“
    Erstaunt blickten wir ihn an. Er wußte also schon von der Anwesenheit der Indianer.
    „Hat mein roter Bruder die Krieger des grausamsten Stamms der Sioux gesehen?“
    „Winnetou muß wachen über seinen jungen Bruder und über die Tochter Ribannas. Er ist hinter ihnen gegangen und hat

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