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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gesehen ihre Messer fahren in das Herz der roten Krieger. Parranoh hat sich genommen den Schädel eines Mannes vom Volk der Osagen; sein Haar ist eine Lüge und seine Gedanken sind voller Falschheit. Winnetou wird ihn töten.“
    „Nein, der Häuptling der Apachen wird ihn nicht berühren, sondern ihn mir lassen!“ entgegnete Old Firehand.
    „Winnetou hat ihn schon einmal geschenkt seinem weißen Freunde!“
    „Er wird mir nicht wieder entgehen, denn meine Hand –“
    Nur das letzte Wort hörte ich noch; denn in dem Augenblicke, in welchem es gesprochen wurde, sah ich zwei glühende Augen hinter dem Strauch, welcher die Biegung der Fußspuren verbarg, hervorleuchten und hatte mit einem raschen Sprung den Mann gepackt, dem sie angehörten.
    Es war der, von welchem gesprochen wurde, Parranoh, und kaum stand ich vor ihm und warf ihm die Finger um die Kehle, so raschelte es zu beiden Seiten, und eine Anzahl Indianer sprangen hervor, ihrem Häuptling zu Hilfe.
    Die Freunde hatten meine Bewegung gesehen und stürzten sich sofort auf meine Angreifer. Wie es kam, ich weiß es nicht, aber ich hatte den weißen Häuptling, welcher mir an Stärke und Geschicklichkeit doch weit überlegen war, unter mir. Meine Knie auf seiner Brust, die Finger der Linken um den Hals und die Rechte um seine Hand, welche das Messer gepackt hatte, fühlend, krümmte er sich unter mir wie ein Wurm und machte die wütendsten Anstrengungen, mich von sich zu stoßen. Ich hatte keine Zeit, auch nur einen einzigen Blick auf das um mich herum wogende Getümmel zu werfen, denn bei dem geringsten Versehen meinerseits war ich verloren, und nie im ganzen Leben habe ich es mehr gefühlt, daß sich die Kräfte des Menschen im Augenblick solcher Gefahr verdoppeln, ja verzehnfachen können.
    Mit den Füßen wie ein angeketteter Stier um sich schlagend, versuchte er, in riesenkräftigen Rucken sich empor zu schnellen, der falsche, langbehaarte Schädel lag neben ihm; die Augen traten weit und mit Blut unterlaufen aus ihren Höhlen; vor dem Mund stand ihm der gärende Schaum der Wut, und die nackte, von dem Skalpmesser Winnetous balbierte Kopfblöße schwoll unter der Anstrengung aller Fasern und Nerven und dem wilden Schlag des zusammengedrückten Pulses mit einer erschreckenden Häßlichkeit auf. Mir war, als hätte ich ein rasendes Tier unter mir, und mit mir jetzt unbegreiflicher Gewalt krampfte ich meine Finger um seine Kehle, so daß er einige Male konvulsivisch zusammenzuckte, den Kopf hintenüber legte und, die Augen verdrehend, unter einem immer leiser werdenden Zittern die Glieder von sich streckte – er war besiegt.
    Jetzt endlich blickte ich, mich erhebend, um mich, und es bot sich mir eine Szene, wie sie die Feder nie zu beschreiben vermag. Keiner der Kämpfenden hatte, aus Sorge, dem Feind Hilfe herbeizurufen, eine Schußwaffe gebraucht, sondern nur das Messer und der Tomahawk waren tätig gewesen. Keiner von ihnen stand aufrecht, sondern alle lagen am Boden und wälzten sich in ihrem oder des Gegners Blut.
    Winnetou stand eben im Begriff, einem unter ihm Liegenden die Klinge in die Brust zu stoßen; er bedurfte meiner nicht. Old Firehand lag auf einem der Gegner und versuchte einen zweiten, welcher ihm den Arm zerfleischte, von sich abzuhalten. Ich eilte ihm zu Hilfe und schlug den Dränger mit seinem Beil, welches ihm entfallen war, nieder. Dann ging's zu Dick Stone, welcher zwischen zwei toten Rothäuten unter einem riesigen Mann lag, der sich alle Mühe gab, einen tödlichen Stich anzubringen. Es gelang ihm nicht; das Beil des Stammesgenossen machte seiner Bemühung ein Ende.
    Stone erhob sich und brachte seine langen Gliedmaßen in Ordnung.
    „By god, Sir, das war Hilfe zur rechten Zeit! Drei gegen einen ist doch, wenn man nicht schießen darf, ein wenig zu viel. Das muß so sein, habt Dank!“
    Auch Old Firehand streckte mir die Hand entgegen und wollte eben sprechen, als sein Blick auf Parranoh fiel.
    „Tim Finn – ist's möglich? Der Häuptling selber. Wer hat's mit ihm zu tun gehabt?“
    „Mein junger, weißer Bruder hat ihn niedergeworfen“, antwortete Winnetou statt meiner, und bemerkend, daß der Tote nicht verletzt, sondern nur durch den Druck der Hand besiegt worden war, fügte er mit einem Ausdruck des Erstaunens, wie ich noch nie gehört hatte, hinzu: „Der große Geist hat ihm die Kraft des Büffels gegeben, der die Erde pflügt mit seinem Hörne.“
    „Mann“, rief Old Firehand, „wie Euch, so hab' ich noch keinen

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