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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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einem Verstärker verbunden und reichte Faris ein Headset, das dieser sich aufsetzte. Ben selbst, Tromsdorff und auch Dr. Geiger taten es ihm gleich.
    » Iskander«, meldete sich Faris, als alle bereit waren.
    » Hallo, Faris.« Die elektronisch verzerrte Stimme versetzte Faris einen Hieb. » Schön, dass du wieder da bist. Ich hatte schon beinahe Sehnsucht nach dir.«
    » Ich konnte nichts dafür, dass…«, setzte Faris an, aber der Anrufer unterbrach ihn.
    » Ich weiß, ich weiß. Ich bin auch gar nicht mehr sauer, dass sich an deiner Stelle jemand anders gemeldet hat.«
    Faris gab einen überraschten Laut von sich.
    Der Anrufer lachte. » Damit hast du nicht gerechnet, was? Nun. Sagen wir, das Feuerchen, das ich entfacht habe, hat mein Mütchen gekühlt.«
    Faris zwang sich zur Ruhe, auch wenn die Worte Wut in ihm hochwallen ließen. Das freundliche Gesicht der Nonne mit den hellen Augen kam ihm in den Sinn, und er spürte, wie sich seine Nackenmuskeln verkrampften. Möglichst leise atmete er durch, doch nicht leise genug, wie sich gleich darauf herausstellte.
    » Angespannt, Faris?« Der Anrufer wirkte zufrieden. » Das ist gut.«
    » Warum?«, fragte Faris. Er wusste, dass er den Mann zum Reden bringen, ihm ein Detail entlocken musste, das ihnen half, ihm auf die Schliche zu kommen.
    Aber der Unbekannte ging nicht auf seine Frage ein. » Hören deine Kollegen mit, wie wir hier plaudern?«, erkundigte er sich stattdessen. Trotz des Stimmverzerrers glaubte Faris zu erkennen, wie lässig der Mann klang. » Sag Ben, er kann ruhig den Lautsprecher anmachen.«
    Faris’ Kopf ruckte hoch. Sein Blick begegnete erst dem von Ben, der die Augen weit aufgerissen hatte, dann dem seines Vorgesetzten.
    Bens Hand hob sich und schwebte für einen Moment über dem Verstärker, mit dem die Headsets verbunden waren. Fragend sah er Tromsdorff an.
    Der zögerte.
    » Nicht so schüchtern«, befahl der Anrufer, und unwillkürlich suchte Faris die Ecken des Raumes nach Kameras ab. Hatte der Kerl etwa den War Room unter seiner Überwachung, genau wie die U-Bahn-Station in der Bismarckstraße?
    Schließlich nickte Tromsdorff. Ben senkte die Hand und drückte auf einen Schalter. Ein sehr leises Knistern ertönte in Faris’ Headset, das der Anrufer offenbar auch wahrgenommen hatte. » Na also«, erklang seine verzerrte Stimme nun aus dem Lautsprecher am Verstärker.
    Tromsdorff, Ben und auch Faris nahmen die Headsets ab, nur Dr. Geiger war so sehr mit dem Gehörten beschäftigt, dass sie nicht daran dachte.
    » Mit wem habe ich die Ehre?«, fragte der Unbekannte. » Kriminaloberrat Tromsdorff?«
    » Ich bin hier«, antwortete Tromsdorff. In der Zwischenzeit war Paul aufgestanden und an die Fallwand getreten. Jetzt nahm er einen der Filzstifte und zog die Kappe ab. Er überlegte kurz, dann schrieb er mehrere Worte auf.
    Täter kennt die SERV !
    Er unterstrich den Satz mehrfach.
    Faris nickte ihm zu. Marc Sommer, der die ganze Zeit über schweigend dagestanden hatte, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Fensterbank und verschränkte die Arme vor der Brust.
    » Schön«, sagte der Anrufer. » Herzlich willkommen, meine Herrschaften!«
    Tromsdorff biss die Zähne zusammen, sodass seine Kaumuskeln sichtbar hervortraten. Er hatte die Ärmel seines Sakkos bis an die Ellenbogen hochgeschoben, aber jetzt zog er sie wieder nach unten. Es sah aus, als sei ihm plötzlich kalt geworden.
    Faris erhob sich von seinem Stuhl. Während er überlegte, was er als Nächstes sagen sollte, nahm er einen Block, der auf dem Falltisch herumlag. Mit einem Bleistift schrieb er darauf: Hat er Kameras hier im Raum?
    Ben drehte an irgendeinem Knopf an einem länglichen grauen Kasten und schüttelte den Kopf. » Unmöglich!«, formte er lautlos mit den Lippen.
    Faris war erleichtert.
    » Sprachlos, Faris?«, erkundigte sich der Anrufer. » Du sagst ja gar nichts mehr.«
    » Warum ist es gut, wenn ich angespannt bin?«, wiederholte Faris seine Frage von eben.
    Erneut lachte der Anrufer. » Hältst du mich für so dämlich? Wenn ich dir das sage, dann gebe ich dir doch einen Hinweis darauf, mit wem ihr es zu tun habt. Habt ihr eigentlich schon eine Idee, wer ich bin?«
    » Möglich.«
    Der Anrufer schwieg einen Moment. Dann sagte er: » Weißt du, wenn ich es mir recht überlege, dann macht mich die Tatsache, dass du mich für einen Idioten zu halten scheinst, ein bisschen wütend. Ich meine, einfach dein Handy abzugeben und das Weite zu suchen, Faris. Das war wirklich

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