40 Stunden
schwarzen Kästen herumgespielt. Jetzt griff er nach einem Mobiltelefon und hob es in die Höhe. Faris erkannte, dass es sein eigenes Smartphone war. Offenbar hatte Ben es von dem Staub der U-Bahn-Explosion gereinigt.
» Es ist uns bisher nicht gelungen, die Anrufe zurückzuverfolgen. Wir haben eine Fangschaltung eingerichtet, aber die liefert uns leider nicht die gewünschten Ergebnisse. Alles, was wir herausgefunden haben, ist, dass der Täter offenbar über Internettelefonie mit uns kommuniziert.«
» Was ist mit dem Absender des Kreuzigungsvideos?«, meldete sich Gerlach zu Wort.
» Wir wissen, dass die Mail von Faris’ Computer zu Hause kam«, erklärte Ben. » Und wir vermuten, dass unser geheimnisvoller Täter ihm einen Trojaner auf die Festplatte geschmuggelt hat.«
Faris nickte.
» Wir könnten analysieren, woher dieser Trojaner kam«, führte Ben weiter aus. » Aber das würde zu lange dauern.« Sein Blick kreuzte den von Faris, und Faris ahnte, dass Ben sich fragte, ob Hesse mit seiner Suche bereits Erfolg gehabt hatte. Kaum merklich schüttelte er den Kopf.
Er sah, wie Geiger sich zu Gerlach beugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Der ältere Beamte nickte und machte sich eine Notiz auf einem kleinen Block, den er dafür aus der Tasche zog. Faris vermutete, dass er den Auftrag bekommen hatte, Faris’ Computer zu durchsuchen. Kurz spielte er mit dem Gedanken, lieber gleich mit der Tatsache herauszurücken, dass er Hesse gebeten hatte, ein illegales Suchprogramm einzusetzen, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Dann jedoch warf er einen Blick auf Geiger und rief sich ins Gedächtnis zurück, dass er nur auf Bewährung hier war. Weil der Anrufer es gefordert hatte; nicht, weil Geiger der Meinung war, dass er ihnen hier nützlich sein konnte.
Einen Moment lang sagte niemand ein Wort.
» Gut.« Geiger richtete sich auf. » Haben Ihre Kollegen vom LKA 5 neue Erkenntnisse, Gerlach?«
» Die Sprengstoffsuchtrupps sind im Dauereinsatz«, berichtete der grauhaarige Beamte. » Inzwischen haben wir auch Hundestaffeln aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt hier.« Er grinste düster. » Ich erhalte schon Beschwerden der Hundeführer, dass wir ihre armen Tiere überlasten. Bisher gibt es keinen Hinweis auf Bomben im Olympiastadion, und an den fünf größten weiteren Veranstaltungsorten, dem Brandenburger Tor, den Messehallen fünf und sechs, der Gedächtniskirche und dem Dom, wird weiterhin gesucht. Andersen brieft gerade sämtliche Kollegen, die Kontakte zu V-Leuten in der terroristischen Szene haben. Aber in so kurzer Zeit werden die uns nichts nützen.« Offen sah er Tromsdorff an. » Wenn wir ehrlich sind, hoffen wir, dass ihr der Schlange den Kopf abschlagt.«
Tromsdorff seufzte. » Oder dass wir den Gekreuzigten rechtzeitig finden. Gitta? Was machen die Hinweise aus der Bevölkerung?«
Gitta zog einen Stapel zusammengefalteter Blätter zu Rate. » Ich habe die Dig AA -Einträge der Notrufzentrale gecheckt sowie die der Zentralen, deren Nummern in der Pressemitteilung angegeben waren.« Ihr Blick huschte über das Papier. » Das waren die von uns, von der fünften und natürlich die von der siebten. Zusammengefasst kann man so viel sagen: Es gab ungefähr dreihundert Hinweise, denen die Kollegen im Moment nachgehen, davon zwei Dutzend vielversprechende. Aber bisher sind wir auch hier keinen Schritt weiter.«
Während sie referierte, wanderte Faris’ Blick zu seinem Smartphone, das Ben wieder neben sich auf den Falltisch gelegt hatte. Egal, welche Anstrengungen die Kollegen unternahmen: Der einzige handfeste Anhaltspunkt, den sie hatten, war dieser Kerl am anderen Ende der Leitung.
Während er noch darüber grübelte, was sie nun tun sollten, klingelte das Billighandy in seiner Lederjacke. Er nahm es hervor und ging ran. Es war Hesse.
» Die Software hat ein Ergebnis gebracht«, sagte er ohne Einleitung. » Aber ich bin nicht sicher, ob du glücklich darüber sein wirst.«
» Rede einfach«, forderte Faris ihn auf.
» Deine Mail kam aus einem Internetcafé in der Nähe vom Ku’damm…«
Mitten in die Worte hinein erklang ein zirpendes Geräusch, bei dem es Faris kalt über den Rücken lief. Gitta schlug sich beide Hände vor den Mund.
Bens Hand zuckte zu Faris’ Smartphone. » Er ruft an!«, stellte er überflüssigerweise fest.
16. Kapitel
Faris bat Hesse, sich später nochmal zu melden, und steckte das Handy weg. In der Zwischenzeit hatte Ben das Smartphone mit
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