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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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überzeugt.
    Faris versuchte sich vorzustellen, dass jemand in der Lage war, den eigenen Vater ans Kreuz zu nageln. Er konnte es nicht.
    » Wir behalten beides im Auge«, entschied Tromsdorff. » Zur Sicherheit.« Er gab Paul einen Wink, der stand wieder auf und schrieb an die Tafel:
    Alte Fälle checken. Rache.
    Diesmal machte er drei Fragezeichen dahinter. Dann überlegte er und notierte:
    Vater?
    » Vergesst nicht, dass wir nach zwei Leuten suchen«, murmelte Faris. Er fühlte sich müde, und ihm war schlecht. Bevor er weitersprechen konnte, klingelte im Raum ein Handy.
    » Meins.« Ohne sich für die Störung zu entschuldigen, griff Dr. Geiger in die Tasche ihrer Kostümjacke und zog ihr Mobiltelefon hervor. » Dr. Geiger«, meldete sie sich. Sie lauschte nur wenige Sekunden. » Ist gut«, meinte sie dann und legte wieder auf. » Meine Herren, ich fürchte, ich muss Sie verlassen. Meine Gegenwart wird anderweitig benötigt.« Sie stand auf und wechselte einen langen, schweigenden Blick mit Gerlach, der ihr kaum merklich zunickte. » Robert«, wandte sie sich dann kühl an Tromsdorff. » Das war inzwischen die zweite Bombe. Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass mir Politik, Kirchentagveranstalter und Presse im Nacken sitzen. Sorg dafür, dass dieser … dieser Mistkerl gefasst wird, bevor es noch mehr Tote gibt!« Den Rest der Drohung ließ sie unausgesprochen, aber jeder im Raum wusste, was sie am liebsten noch hinterhergeschoben hätte.
    Sonst schließe ich die SERV .
    Sie stolzierte zur Tür, im nächsten Moment war sie verschwunden.
    » Es tut mir leid, Robert«, murmelte Faris und wusste nicht so recht, wofür er sich entschuldigte.
    Tromsdorff winkte ab. » Erledigen wir unsere Arbeit!«
    Die Tür öffnete sich nun ein weiteres Mal, und ein Kollege kam herein, den Faris nicht kannte.
    » Ich soll hier was abliefern«, nuschelte der Mann statt einer Begrüßung. In der Hand hatte er eine braune Papiertüte. Sein Blick huschte über die versammelte Menge.
    Als Faris ihn auf sich aufmerksam machte, steuerte der Mann auf ihn zu und reichte ihm die Tüte. Faris sah hinein. Sie enthielt seine Marke und eine Sig Sauer P6 samt Schulterholster.
    » Willkommen zurück im Team«, sagte der Kollege.
    » Danke!« Die Tüte wog schwer in Faris’ Händen, und er spürte, dass Paul ihn beobachtete. Er begegnete seinem Blick, sah die Sorge in seinen Augen und senkte den Kopf, weil er nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. Die Erinnerung an heute Morgen, als er an seinem Fenster gestanden und sich genau nach dieser Waffe gesehnt hatte, spulte sich hinter seiner Stirn ab wie ein Film.

17. Kapitel
    Die Stadtrundfahrt war kurz davor, zu einer kompletten Katastrophe zu werden.
    Pia quasselte die ganze Zeit ohne Punkt und Komma auf Dennis ein, und Jenny hatte kaum Gelegenheit, auch einmal ein paar Worte einzuwerfen. Immer wieder schielte sie von der Seite auf Dennis. Er hatte sich eine Lederjacke übergeworfen, als sie die Jugendherberge verlassen hatten, aber im Bus hatte er sie ausgezogen und die Ärmel seines T-Shirts nach oben geschoben. Seine Tattoos lugten unter dem Bund hervor, und Jenny konnte einfach die Augen nicht davon abwenden. Sie sah schwarze Flügel und ein Motiv, das aussah wie eine dreifach verschlungene Schnecke. Sie ertappte sich dabei, dass sie sich fragte, ob Dennis’ Bauch wohl auch tätowiert war. Ihr wurde kribbelig bei dem Gedanken.
    Als sie am Brandenburger Tor vorbeifuhren, fing er einen ihrer Blicke auf– und lächelte.
    Pia zupfte an seinem Oberarm, um seine Aufmerksamkeit auf sich zurückzulenken. » Wusstest du«, erkundigte sie sich mit etwas zu schriller Stimme, » dass das früher ein Stadttor war? Muss man sich mal vorstellen: Berlin war hier mal zu Ende!«
    Dennis nickte höflich, aber Jenny hatte den Eindruck, dass ihn die Geschichte der Stadt eher weniger interessierte. Diesmal suchte er Jennys Blick, und als er ihn eingefangen hatte, verdrehte er ganz kurz die Augen.
    Sie unterdrückte ein Kichern.
    Vielleicht hatte sie sich ja getäuscht. Vielleicht würde diese Stadtrundfahrt doch nicht so eine Katastrophe werden, wie sie befürchtet hatte.
    Ein Gespräch fiel ihr ein, das sie vor ein paar Wochen mit Pia geführt hatte. Es war an dem Tag gewesen, an dem Jenny endlich die Erlaubnis von ihren Eltern erhalten hatte, allein nach Berlin zu fahren. Auf Jennys Bett hatten sie gesessen und Cola getrunken.
    » Puh!«, hatte Pia damals gesagt und gegen ihren Pony geblasen. » Das war ja

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