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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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liebevoll zu. » Du wirst zufrieden mit mir sein, Vater.« Und er drückte die Dornenkrone fester auf den Kopf des Gekreuzigten.
    Der Mann stöhnte leise.
    Ein Lächeln glitt über Alexanders Gesicht, als er sein Werk betrachtete. Frisches Blut rann unter der Krone hervor und suchte sich seinen Weg über die weiße Haut entlang Richtung Boden.
    WAS TUST DU DA ?
    Die Stimme des Engels erklang so unvermittelt, dass Alexander vor Schreck zusammenzuckte. In fiebriger Hast fuhr er von dem Kreuz zurück, dann drehte er sich um.
    Die Gestalt war in das grelle Licht zurückgekehrt.
    WAS TUST DU ?, wiederholte die Stimme.
    Alexander erzitterte unter dem Zorn, der aus ihr sprach. » Das Bild«, wimmerte er. » In der Kirche. Das hier stimmte nicht. Es soll doch genauso aussehen wie in der Kirche, da habe ich es besser gemacht… ich… ER hat gesagt…«
    SCHON GUT , beschwichtigte ihn der Engel. DU HAST ES GUT GEMEINT .
    » Nicht wahr?« Alexander kniff die Augen zusammen. Wie gern hätte er die Züge des Engels sehen können, aber das Leuchten blendete ihn noch immer.
    DAS BILD IN DER KIRCHE , sagte die Stimme. ICH WÜRDE GERN MIT DIR DARÜBER REDEN , ABER ICH HABE ZUVOR NOCH EINIGES ZU ERLEDIGEN !
    Eine Bewegung in dem Licht zeigte Alexander, dass der Engel sich abwandte. Im nächsten Moment, das spürte er, war er wieder allein in dem Verlies. Allein mit dem Kreuz und mit seinem Vater daran.
    Das Bild in der Kirche. Obwohl der Engel wieder fort war, erinnerte er sich nun…
    Er geht mit Vater in die Kirche – jeden Sonntag und manchmal auch unter der Woche. Jedes Mal sitzen sie auf demselben Platz, links im Kirchenraum. Und eines Tages ist es da gewesen. Das Bild. Jemand hat es so aufgehängt, dass die Menschen in den Kirchenbänken es gut sehen können. Alexander wundert sich über viele Details darauf.
    Das Kreuz zum Beispiel ist niedrig, ganz anders als auf all den anderen Kreuzigungsbildern, die er kennt. Auf denen hängt der Gekreuzigte weit über den Köpfen der Menschen, aber nicht bei diesem hier in ihrer Kirche. Auf diesem befinden sich die Füße dicht über der Erde. So ist es in Wahrheit gewesen, erklärt sein Vater ihm. Warum hätten die Menschen denn auch zu Christi Zeiten ein so hohes Kreuz aufstellen sollen? Es hätte nur unnötig Holz gebraucht.
    Alexander nickt verstehend.
    Auf dem Gemälde ist der Kopf des Gekreuzigten nach vorn gesunken. Die Dornenkrone und das Blut faszinieren Alexander, aber er kann nicht sagen, warum.
    » Was sind das für Seile?«, fragt er. Der Maler hat nicht nur Nägel gemalt, die durch die Hände und Füße des Heilands geschlagen sind, sondern auch rote Seile. Sie sind um die Oberarme des Gekreuzigten geschlungen …
    Alexander schaute zu dem Gekreuzigten auf. Die Seile saßen an der richtigen Stelle.
    Genau wie auf dem Bild …
    Vater ist schweigsam gewesen auf dem gesamten Weg von diesem Gottesdienst bis nach Hause, und Alexander hat nicht gewagt, ihn in seinen Gedankengängen zu stören. Anders als früher wartet Mutter nicht mit dem Mittagessen auf sie. Alexander vermisst sie noch immer, aber Vater hat ihm klargemacht, dass seine Mutter eine verirrte Seele war, um die zu trauern es sich nicht lohnt.
    Während Alexander Essen macht, vertieft Vater sich in seine Schriften. Er liest die Bibel, aber daneben hat er eine ganze Reihe anderer Bücher mit komplizierten Titeln und winzig kleinen Buchstaben.
    Das Fasten haben sie eingestellt, als Vater gemeint hat, es sei nun genug. Seitdem ist er auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, sie von ihren Sünden reinzuwaschen.
    An diesem Sonntag scheint er eine gefunden zu haben. Mit einem seiner Bücher kommt er an den Esstisch, und während Alexander aufträgt, beginnt er vorzulesen. » Ich bete Dich an, für mich auch den letzten Wassertropfen opferndes Herz Jesu! Ich danke Dir dafür und bitte Dich demütig, Du wollest diesen Quell des ewigen Lebens über mich ausgießen, mich von allen meinen Sünden und Sündenstrafen, Mängeln und Unvollkommenheiten reinwaschen und heiligen, auf dass ich Dir immer ähnlicher werde. « Dann sieht er von dem Buch auf. » Streck deine Hände aus!«, befiehlt er.
    Alexander gehorcht zögernd.
    Vater nimmt die Wasserkaraffe, die mitten auf dem Tisch steht. » Waschen wir uns rein von unseren Sünden durch das Wasser des Lebens«, murmelt er.
    Und gießt das Wasser über seine und Alexanders Hände.
    ***
    Jesus Christus schien sie anzuschauen.
    Dieses Gefühl hatte Ira Jenssen häufig, wenn sie in

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