40 Stunden
nicht auf. Sorgst du bitte mal dafür, dass ein Kollege herkommt und die Aussagen des Inhabers zu den Akten nimmt?« Paul gab ihr Namen und Adresse des Mannes durch. » Überprüft den auch gleich«, bat er, dann hörte er einen Moment lang zu. » Danke.« Er sah Faris an. » Ich weiß nicht, er ist ziemlich blass.«
Ohne den Laternenpfahl loszulassen, nahm Faris ihm das Handy weg und hielt es sich selbst ans Ohr. » Er übertreibt«, erklärte er. » Mir geht es gut, nur ein kleiner Schwindelanfall.«
» Du könntest eine Gehirnerschütterung haben.« Auch Gitta hörte sich besorgt an. Himmel, warum mussten sie alle in dieselbe Kerbe schlagen? » Immerhin hast du eine Bombenexplosion überlebt, Faris. Es ist besser, wenn du…«
» Schluss damit, Gitta! Ich lasse mich untersuchen, wenn wir den Mistkerl geschnappt und die Bomben entschärft haben.«
» Ja, aber…«
» Nichts aber!«
Sie seufzte schwer. » Alter Dickschädel!«, grummelte sie. Im Hintergrund konnte Faris Tromsdorffs Stimme hören, er sprach über den Mann am Kreuz. » Der Chef sagt gerade, dass wir eventuell wissen, wer der Mann am Kreuz ist«, erklärte Gitta.
Endlich ein Fortschritt! Faris verspürte einen Adrenalinschub. » Wer?«
» Ein Mann namens Werner Ellwanger. Wir haben den Hinweis von einer Frau… warte… sie heißt Ira Jenssen. Sie ist Pfarrerin an der Passionskirche, einer evangelischen Gemeinde am Marheinekeplatz. Tromsdorff fragt, ob ihr vorbeifahren und ihre Aussage aufnehmen könnt.«
Werner Ellwanger.
Faris drehte und wendete den Namen in seinem Gehirn, aber es klingelte nichts. Wenn er ihn schon einmal gehört hatte, so konnte er sich jedenfalls nicht daran erinnern.
» Wir haben die Adresse von diesem Ellwanger in Erfahrung gebracht«, fuhr Gitta fort. » Marc ist auf dem Weg in seine Wohnung. Wir können auch andere Kollegen zu der Pfarrerin schicken, Faris, wenn du…«
» Schon gut«, unterbrach Faris sie. » Ich habe dir gesagt, dass alles okay ist. Hast du gecheckt, ob der Name Ellwanger unter den Opfern im Klersch-Museum auftaucht?«
Gitta machte ein Kussgeräusch. » Natürlich, mein Herr und Gebieter. Leider Fehlanzeige!«
Faris verzog das Gesicht. Vorsichtig ließ er den Laternenpfahl los, und zu seiner Erleichterung war das Schwindelgefühl verflogen. Sie hatten keine Zeit für Schwächeanfälle. Der Name Ellwanger tauchte nicht in den alten Akten auf, aber vielleicht brachte ein Gespräch mit dieser Pfarrerin etwas bei ihm zum Klingeln. » Marheinekeplatz, hast du gesagt?«
» Ja. Das Pfarrhaus befindet sich in der Seitenstraße neben der Kirche. Frau Jenssen hat versprochen, auf euch zu warten.«
» Wir sind auf dem Weg.«
Es knisterte, so als lege Gitta die Hand über die Sprechmuschel. » Ich komme sofort«, sagte sie gedämpft, dann war sie wieder deutlich zu verstehen. » Faris?«
» Ja?«
» Pass auf dich auf!«
» Mache ich, Gitta.« Mit einem schwachen Lächeln unterbrach Faris die Verbindung.
Zwei Minuten später hatte er Paul über ihren neuen Auftrag informiert und ihm die Autoschlüssel gegeben. Ihm war immer noch schwindelig, und er wollte nicht das Risiko eingehen, den Wagen gegen einen Laternenpfahl zu setzen. Paul schüttelte besorgt und missmutig den Kopf, setzte sich aber kommentarlos ans Steuer.
Während der Fahrt fiel Faris plötzlich ein, dass er seine Familie und Laura warnen musste. Er zog sein Billighandy aus der Innentasche der Lederjacke und wählte zuerst Lauras Nummer.
Sie ging nicht ran.
Er ließ es so lange klingeln, bis sich die Mailbox meldete.
» Laura, ich bin’s. Hör zu, das hier ist kein Stalkeranruf, sondern echt wichtig. Ich möchte…« Er überlegte, wie er es geschickt ausdrücken sollte. Auf keinen Fall durfte er von ihr einfach etwas verlangen, ohne ihr eine Erklärung zu geben, aber natürlich wollte er sie auch nicht in Panik versetzen. Er räusperte sich. Während er nach den passenden Worten suchte, nahm die Mailbox seinen Atem auf. Schließlich entschied er sich für Ehrlichkeit. » Es gibt Grund zu der Annahme, dass der Bombenleger es auf dich und Lilly abgesehen hat. Ihr solltet die Stadt verlassen. Fahrt für ein paar Tage an die See oder so. Hörst du? Ich melde mich, wenn ich Näheres weiß.«
Ich liebe dich.
Er legte auf, bevor ihm der letzte Satz entschlüpfen konnte.
Vom Fahrersitz aus warf Paul ihm einen Seitenblick zu. Faris wählte die nächste Nummer, lauschte auf das Freizeichen und hoffte, seine Schwester würde rangehen.
Aber
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