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40 Tage Fasten - von einem, der mal Ballast abwerfen wollte

40 Tage Fasten - von einem, der mal Ballast abwerfen wollte

Titel: 40 Tage Fasten - von einem, der mal Ballast abwerfen wollte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timm Kruse
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Ernährung.
    Die makrobiotische Ernährung ist überwiegend vegetarisch und besteht vor allem aus unverarbeitetem Getreide, Algen, einigen Gemüsearten und kleinen Mengen an Fisch. Der Erfinder der modernen makrobiotischen Ernährung, ein Japaner namens Georges Ohsawa, vertrat die Ansicht, der menschliche Körper sei in der Lage, selbst Vitamin C herzustellen, wenn ihm keines mit der Nahrung zugeführt werde.
    Auch ohne makrobiotische Ernährung hat es übrigens eine Quallenart namens Turritopsis nutricula geschafft, den Tod ganz zu überwinden. Droht ihr der Hungertod oder hat sie schwere Verletzungen erlitten, verwandelt sie sich zurück ins Polypenstadium und beginnt einfach einen neuen Lebenszyklus. Im Grunde kann das Schleimwesen auf diese Weise ewig weiterleben – es sei denn, es wird von einem Feind komplett vertilgt.
    Ich habe Lust auf Fisch. Auf rohen Fisch. Nicht auf Qualle.
    Ein Drittel der Zeit ist rum. 13 Tage habe ich noch nie gefastet. Bisher war spätestens nach zwölf Tagen Schluss. Da hatte ich dann absolut keine Lust mehr und meinte, vor einer unüberwindbaren Hürde zu stehen.
    Nachdem ich mich zunehmend mit dem Fasten beschäftigt habe, weiß ich nun, dass es viele Menschen gibt, die 50 Tage und länger gefastet haben. Somit bin ich mit 40 Tagen doch eigentlich gar nicht so maßlos. Es ist wieder einmal alles eine Frage der Perspektive.
    Ich sitze am Küchentisch und blättere erstmals in meinem Leben Werbeprospekte durch. Ich habe ja Zeit. Statt Aal in Aspik einen neuen Akkubohrer, statt Pizza Funghi ein neues Fahrrad, statt Lasagne ein ferngesteuertes Leichtbauflugzeug. Könnte ich mir alles kaufen, aus purer Langeweile. Jetzt verstehe ich die Reichen.
    Würstchen. Überall Würstchen. Zuerst ein Würstchenstand nach dem anderen bei meinem heutigen Drehtermin im Kieler Stadion. Dann ein Kollege, der fragt, ob ich »mit auf’n Würstchen« käme. Dann in der Sportschau als Pausenbild ein ekelhafter würstchenfressender Schalke-Fan. Und jetzt in diesem Werbeprospekt. Deutschländer, die Dose nur € 1,99.
    Werde ich je wieder ein schönes Würstchen essen? Ich sollte nicht. Aber ich will auch kein Asket werden. Auf der anderen Seite die Japaner … das makrobiotische Schweinefleisch-Würstchen muss erst noch erfunden werden.
    Der Komiker Helge Schneider hat’s schon entdeckt: das Bonbon aus Wurst.
    Die Lust auf Essen lässt nie nach. Deshalb fällt mir das Fasten heute schwer. Außerdem habe ich so ein Zeug getrunken, in dem Haushaltszucker enthalten war. Leider habe ich das erst nach den ersten Schlucken gelesen. Aber der Körper glaubt dann sofort, er würde wieder Nahrung bekommen, und fordert diese auch ein. Also habe ich seit Langem mal wieder Hunger. Und Hunger ist schlimm.

Vierzehnter Tag, 14. September
In der Kirche der Frühzeit bildete sich schon sehr bald eine Fastenzeit als Vorbereitung auf Ostern heraus. Anfangs handelte es sich dabei nur um wenige Tage, erst im vierten Jahrhundert bildete sich die »Quadragesima« (lateinisch: Zeitraum von 40 Tagen). 40 Tage deswegen, weil Jesus und auch Mose der Überlieferung nach 40 Tage gefastet haben.
Planet Wissen
    Vierzehnter Tag, 14. September
    85,3 KILOGRAMM
    Die Quadragesima treibt mich zu veränderten Sinneswahrnehmungen. Häufig kommt mir alles unecht vor. Der Stress bei der Arbeit, die Beziehung zu Gabi, zu meinen Brüdern. Auch zu meinen Freunden. Alles ist in Rollensysteme gepresst. Nichts ist wahr.
    Ich hänge durch. Frage mich, was das alles soll. Manchmal möchte ich nicht mehr fasten. Aber ich habe mir versprochen, den Teil zu beobachten, der nicht mehr will. Also beobachte ich.
    Heute wieder Würstchen. Überall. Verrückt. Ich sehe nur das, was ich sehen will, beziehungsweise das, was ich auf gar keinen Fall sehen will. In diesem Fall läuft es auf dasselbe hinaus. Wenn man Energie auf etwas Bestimmtes verwendet, erscheint es einem auch. Alles manifestiert sich, wir brauchen nur daran zu denken.
    Der 29-jährige Japaner Takeru Kobayashi, Weltmeister im Hotdog-Essen, leidet derzeit unter einem Problem: Er bekommt seinen Kiefer nur noch fingerbreit auseinander. Während des Trainings für die Weltmeisterschaft im Hotdog-Essen in New York zog er sich eine Kieferarthritis zu, die seinen Kiefer momentan verschließt – dennoch ist er gewillt, seinen Titel zu verteidigen. So etwas findet man im »Forum Essen und Trinken«. Der Kampfname des Hotdog-Weltmeisters ist übrigens Tsunami, und er verschlingt 64,5 Hotdogs in zehn

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