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40 Tage Fasten - von einem, der mal Ballast abwerfen wollte

40 Tage Fasten - von einem, der mal Ballast abwerfen wollte

Titel: 40 Tage Fasten - von einem, der mal Ballast abwerfen wollte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timm Kruse
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Schorlen und Gemüsebrühen an. Es kommt Farbe ins Glas. Ob ich jetzt dicke oder dünne Säfte trinke, ist so was von egal. Ich habe mir genug bewiesen. Es reicht. Natürlich halte ich jetzt noch durch. Mehr aber auch nicht.
    Ich blicke angstvoll auf den Tag, an dem ich in einen Apfel beißen werde. Dann habe ich kein Ziel mehr. Dann kann ich zwar wieder essen, aber ich kann mich nicht mehr darauf freuen. Dann muss ich Eigenverantwortung übernehmen. Muss die Konsequenzen aus den 40 Tagen ziehen. Maßvoll sein, keinen weißen Zucker essen, kein Fleisch. Kaffee? Es ging ja auch ohne. Aber da sträube ich mich noch. Wenigstens Kaffee brauche ich, das verlangt mein Ego.
    Wieso ist mein Ego eigentlich immer noch so aktiv? Hätte es nicht längst weggefastet sein sollen? Verlangen nach Kaffee – am 37. Fastentag. Das kann doch nicht wahr sein!
    Vorsätze: keine Süßigkeiten bis Ende des Monats. Mal ein Stück Kuchen mit Gabi soll erlaubt sein. Außerdem ein Entlastungstag mit Abführen jede Woche Montag.
    Nun habe ich sie, meine einsamen Tage. Ich sitze einfach nur da. Es macht mir nichts mehr aus, allein zu sein, nichts zu tun und zu beobachten. Fast ist es, als hätte ich nie etwas anderes gemacht.
    Es gibt nichts zu berichten.
    Schade, dass ich wieder essen muss.
    Mache mir zur Feier des Tages – es gibt immer was zu feiern – einen Cocktail: 10 Prozent Buttermilch, 20 Prozent Biosaftmix, 70 Prozent Wasser. Köstlich. Himmlisch. Umwerfend. So langsam geht es wieder aufwärts, nachdem ich heute den ganzen Tag durchhing und zu nichts in der Lage war. Sogar mein Magen grummelt wieder.
    Es ist später Nachmittag, und ich sitze entgegen aller Vorsätze im Büro, suche sinnlos nach alten Studienfreunden auf Facebook, verschicke Mails an Leute, die ich seit Jahren nicht gesehen habe, gucke mir schöne Landschaftsbilder an und lasse mich vom Elektrosmog durchdringen.
    Irgendetwas meint es gut mit uns allen. Sonst gäbe es nur das Nichts. Nur unser Ego macht die Welt schlechter, als sie ist.
    Jeder zerrt an jedem. Ich kenne keinen, der seine Mitmenschen einfach so sein lässt, wie sie sind; andere einfach nur liebt, ohne etwas zurückhaben zu wollen. Alles ist Gezerre in dieser Nonstop-Gesellschaft: Ruhe ist Stillstand, Zufriedenheit verboten und Verbote sorgen für Ruhe. Und so drehen wir uns alle schön im Kreis und fressen uns gegenseitig auf.
    Wenn Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhalten, dann bedeutet Fasten die Separierung von Leib und Seele. Da Körper, hier Seele. Verbunden, aber nicht eins. Wenn der Leib also separiert ist, kann ich dann Seelenfrieden finden? Und wer ist das Leidwesen, von dem wir sprechen? Ein Wesen zwischen Seele und Körper, das Leiden verursacht, Leiden fühlt, leiden lässt?
    Ich bin nicht mehr nüchtern. Eher wie bekifft. Nur nüchterner.

Achtunddreißigster Tag, 8. Oktober
Wenn das Selbst einmal geleert ist, kommt der erste wahre Hunger: vom Göttlichen erfüllt zu werden! Wenn unsere Satane (persönlicher Egoismus) überwunden sind und unsere Wölfe sich zu den Lämmern legen, haben wir ein geeintes Selbst. Der innere Kampf kommt zur Ruhe. Die Seele ist in der Persönlichkeit wohlgeborgen.
Theosis Institute of Mysticism and Healing 11
    Achtunddreißigster Tag, 8. Oktober
    77,1 KILOGRAMM
    Nur heute noch und morgen. Dann, am zehnten Oktober mittags, sind genau 40 Tage um. Ich schaffe es. Auch wenn es mir heute extrem schlecht geht. Erstmals leide ich unter körperlichen Symptomen. Mein Magen schmerzt entsetzlich, besser gesagt, links oben neben dem Magen tut es weh. Es zieht so, dass ich kaum liegen kann. Mache mir ernsthafte Sorgen, dass jetzt doch etwas Schlimmeres passiert sein könnte.
    Habe ich gestern zu viel Buttermilch mit Säften getrunken? Ein Magen, der seit 37 Tagen fast nur Wasser, Tee, dünnste Säfte und Gemüsebrühe bekommen hat, kann bei Buttermilch schnell mal überlastet sein.
    Die Schmerzen werden so stark, dass ich zum Arzt muss.
    »Entzündung der Bauchspeicheldrüse«, vermutlich ausgelöst durchs Fasten. An der Buttermilch könne das kaum liegen, meint der Arzt. Bei einer radikalen Fastenkur stelle sich der Stoffwechsel komplett um. Körpereigenes Fett werde abgebaut, wodurch es mitunter zu einem massiven Anstieg der Blutfettwerte kommen könne.
    Meine Sorgen nimmt er mir nicht gerade. Verlangt nur, dass ich schleunigst wieder esse. Noch zwei Tage, sage ich ihm. Er zieht die Stirn kraus, schüttelt den Kopf und sagt zu Recht, dass ich wissen müsse, was ich

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