41 - Scorpio in Flammen
Baumstämme und losen, steinigen Untergrund. Ich hörte einen erfreuten Ruf, und Milsi und Sasha kamen zu uns herunter. Als sie an einigen meiner Jungs vom 1SWH vorbeigingen, nahmen diese Haltung an. Damit zollte ein harter alter Swod nicht nur dem Rang, sondern auch der Schönheit seine Anerkennung.
»Vermute ich zu Recht, daß Schwimmen nicht in Frage kommt?« fragte Milsi.
Im Wasser schien keine Gefahr zu lauern. Das täuschte keinen von uns. Milsi war die Königin der Länder, die sich am Fluß des Blutigen Bisses erstreckten. Sie wußte nur zu gut, daß unter der friedlichen Oberfläche das Entsetzen lauern konnte.
»Es ist das Risiko nicht wert«, sagte Seg und küßte Milsi flüchtig auf die Wange. »Aber wenn du es möchtest, werde ich ...«
»Das wirst du großer Tölpel bleiben lassen«, fuhr Milsi dazwischen. Ich verbarg mein Lächeln. Milsi hatte sich unsere wilde Art auf wirklich bewundernswerte Weise zu eigen gemacht.
»Ja, Liebes«, sagte der rauhe, harte Kämpfer Seg Segutorio.
Es gab ungeheuer viel Neues zu erfahren. Ich gab ihnen einen schnellen Überblick über meine Erlebnisse. Und zwar nach dem Motto: ›Seit du mit Inky nach draußen gegangen bist, um Drachen steigen zu lassen‹, wie Delia es in ihrer netten und spöttischen Art auszudrücken pflegte.
Nun waren alle Klingengefährten wieder vereint. Wir unterhielten uns, lachten und trieben unsere Späße miteinander, und nach und nach stießen die anderen Mitglieder unseres Kreises zu uns: Balass der Falke, Oby, Korero und die Chuktars des Regiments. Wir stellten, wie ich bezeugen kann, eine hervorragende Gesellschaft dar. Ich gebe es zu. Ich benahm mich völlig egoistisch. Es ist keine echte Entschuldigung, daß ich jede Entschuldigung der Welt dafür hatte. Ich entschuldige mich für keine Handlung, die Delias Wohlbefinden fördert; das versteht sich von selbst. Dennoch fühlte ich allmählich – in Wirklichkeit viel zu langsam – ein unbehagliches Kribbeln.
Ich sah vom Fluß zum Voller hinüber, und da standen meine Jungs vom Regiment ungezwungen in Gruppen zusammen. Man konnte nicht sagen, daß sie eine Linie bildeten. Doch sie waren anwesend und stellten eine Abschirmung dar.
Um die Mentalität meiner Jungs von der Ersten Schwertwache des Herrschers zu verstehen, muß man wissen, daß sie sich in der Zeit der Unruhen von allein zusammentaten, um insbesondere die Person des Herrschers zu beschützen. Sie setzten sich aus einer erstaunlichen Vielzahl von Gruppen zusammen. Sie hatten in vielen Schlachten gekämpft. Nun lebten sie für ihr Regiment, ihren Herrscher, sich selbst und ihre Ehre. Sie hatten kein Privatleben; zumindest hatten sich nur sehr, sehr wenige von ihnen Frau und Kinder zugelegt. Sie nannten den Herrscher ihren Kendur. Niemand außerhalb des Wachkorps durfte mich so nennen – weil sie es so wollten. Nicht ich.
Unter diesen Voraussetzungen war meine ständige Abwesenheit für die Burschen vom Wachkorps eine Quelle endloser Enttäuschung. Sie hatten ihr Leben meinem Dienst gewidmet, und ich entschlüpfte ihnen immer wieder. Einige Gründe dafür verstanden sie – schließlich konnten sie die fürchterlichen Berichte über Dray Prescots unvermutetes Auftauchen in ganz Kregen lesen –, und sie hatten sich eine Toleranz zurechtgezimmert, die ihr Dasein lebenswert machte. Doch nun konnte man es ihnen nicht übelnehmen, wenn sie beharrlich ihren Pflichten dergestalt nachkamen, wie sie sie für richtig hielten.
»Ich werde mir den Voller mal genau ansehen«, sagte ich schließlich unverfänglich. »Welchen Namen trägt er?«
»Irgend so einen Larifarinamen. Delia ...«, sagte Seg.
»Shankjid«, bestätigte Delia.
»Hm«, machte ich und ging langsam weiter. »Ein ziemlich überheblicher Name, doch ich muß sagen, er gefällt mir.« Jid bedeutet Verderben. Der Name mußte stimmen.
Direkt vor mir standen zwei Fristle-Swods. Ein Swod ist ein einfacher Soldat, der Bursche, auf den alles ankommt. Obwohl ein Mitglied des Wachkorps Juruk ist und sich die Jungs aus diesem Grund als Jurukker bezeichnen durften und es oft auch taten, nannten sich die Wachen dieses Regiments meist Swods.
Die beiden Fristles verfügten über die prächtigen Schnurrbärte ihrer Rasse. Sie trugen Rüstungen im Rot des Regiments und waren mit Waffen behangen. Sie hielten ihre Hellebarden horizontal. Moglin der Flatch stand vor der Barriere und starrte die Fristles unheilvoll an. Den Bogen trug er über der Schulter. Wie es sich gehörte,
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