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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Tibbu gesehen, deren Anführer am rechten Arm verwundet gewesen war; eines ihrer Kamele hatte eine dicht verhangene Frauensänfte getragen.
    Wir wußten nun genug und lagerten uns bei dieser Karawane, um mit Tagesgrauen unsere Rückkehr nach Mursuk anzutreten. Ich schlief bald ein; Forster aber fand keine Ruhe. Die bange Sorge um die Geliebte scheuchte den Schlaf von ihm; er wäre am liebsten den Tibbu jetzt gleich nachgeritten. Kaum hellte sich der östliche Horizont, so weckte er mich auf. Auch die anderen erwachten und rüsteten sich zum Aufbruch.
    Da sahen wir im Süden von uns, also in der Richtung von Mursuk her, einen Kamelreiter erscheinen, der es sehr eilig zu haben schien. Noch waren wir nicht auf unsere Tiere gestiegen. Er kam uns schnell näher, und da sahen wir, daß es ein Tedetu war.
    „Alle Teufel, den kenne ich! Er gehörte zu Tahafs Leuten“, sagte Forster. „Erkennen Sie ihn nicht auch?“
    „Ja“, antwortete ich. „Er kommt von Mursuk.“
    „Was mag er dort zu schaffen gehabt haben?“
    „Ob er die Aufgabe hatte, Manasse Ben Aharab die Bedingungen Tahafs zu überbringen? Möglich!“
    Jetzt war der Mann nur wenige Kamellängen von uns entfernt.
    Sein Auge fiel auf mich.
    „Maschallah, der Giaur!“ rief er aus, indem er sein Kamel anhielt. „Allah sei gelobt, daß ich dich treffe, du Hund! Hier ist der Lohn, der dir gehört!“
    Er riß seine lange Flinte empor, um auf mich zu schießen; ein Schuß krachte, doch nicht der seinige, denn Forster war schneller als er und hatte ihm eine Kugel in den Kopf gejagt. Der Tedetu wankte hin und her und stürzte dann aus dem hohen Sattel auf die Erde herab; er war eine Leiche.
    Dergleichen Vorkommnisse sind nichts besonderes in der Wüste; der Kerl hatte mich töten wollen und war dafür von meinem Begleiter erschossen worden; das erschien den Beduinen, bei denen wir gelagert hatten, als etwas so ganz und gar Selbstverständliches, daß sie kein Wort darüber verloren. Wir untersuchten die Taschen des Tedetu, ob er etwas für uns wichtiges bei sich hatte, fanden aber nichts. Wir ließen ihn liegen und nahmen, als wir dann fortritten, sein Kamel als die uns zugehörige Beute mit nach Mursuk.
    Dort erwartete uns eine sehr große und zugleich sehr traurige Überraschung.
    Manasse Ben Aharab war mir ein lieber Gastfreund gewesen, aber seine Liebe zu seiner Tochter hatte immer so etwas Ungewisses, Ängstliches an sich gehabt; es war mir manchmal so vorgekommen, als ob er seiner Sache mit diesem Kind nicht recht sicher sei. Und Rahel hatte ihn lieb gehabt, ja; aber es war eine ganz eigentümliche Zuneigung gewesen. Oder mußte man sich nicht wundern, daß sie mit ihm so unbefangen über den Geliebten gesprochen hatte, der von ihm doch abgewiesen worden war? Das Verhältnis zwischen Vater und Tochter hatte für mich etwas Geheimnisvolles gehabt. Jetzt sollte dieses Rätsel gelöst werden, und zwar in einer Weise, die ich nicht für möglich gehalten hätte.
    Als wir bei dem Haus Manasses ankamen, stand das Tor offen, so daß wir mit dem ersten Blick die Klageweiber sehen konnten, welche im Hof saßen und, ihre Köpfe mit Asche bestreut, leise, dumpfe Laute ausstießen. Es mußte sich ein Sterbender im Haus befinden. Ich eilte in die Küche. Da saß Rebekka weinend auf der Erde. Als sie mich erblickte, schluchzte sie:
    „Oh, Effendina, was ist geschehen! Der Herr will sterben. Die Atibba (Ärzte) sind bei ihm, um ihm die letzte Arznei zu geben, und auch die Schuhuhd (Zeugen), um den Wasija (Letzten Willen) niederzuschreiben.“
    „Allah jarhamkum – Gott erbarmt sich Euer! Was ist denn geschehen, Rebekka?“
    „Es kam einer von den Tibbu und begehrte, mit dem Herrn zu sprechen. Schon nach kurzer Zeit ging er wieder fort und da fanden wir den Herrn in seinem Blut liegen.“
    „Der Tedetu hatte ihn verwundet?“
    „Ja, er hat ihn erstechen wollen.“
    „Warum?“
    „Der Herr hat es dem Pascha erzählt, welcher bald darauf kam. Der Tedetu hat eine Unterschrift verlangt, daß Rahel, mein Liebling, in Kaïrwan Mohammedanerin werden dürfe. Der Herr hat es verweigert und dafür den Stich erhalten. Er wurde verbunden, muß aber sterben. Er liegt seit der Zeit still und kann nur wenig und ganz leise sprechen; er hat nur immer nach Euch verlangt.“
    „Welch ein Unglück! Wo liegt er? Führe uns zu ihm!“
    Sie gehorchte dieser Aufforderung. Als wir eintraten und mein Blick auf Manasse fiel, sah ich sofort, daß wir zu spät kamen; er war tot; er hatte

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