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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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in Mursuk nicht doch Respekt vor dem amerikanischen Konsul in Tripolis gehabt und die Befürchtung gehegt hätten, später alles und noch mehr wieder herausgeben zu müssen.
    Es dauerte lange, sehr lange, bis das alles geordnet war und wir abreisen konnten. Wir mußten nach Tripolis. Das ist ein weiter Weg. Dr. Nachtigall hat siebenunddreißig Tage zugebracht, um diesen gefährlichen Weg zurückzulegen. Bei uns ging es zwar schneller, denn Forster war reich genug, für diesen Ritt die besten Reitkamele zu kaufen, für seine Sehnsucht nach Rahel aber doch nicht schnell genug.
    Dann, als wir in Tripolis angekommen waren, gab es verschiedene Konferenzen mit dem Konsul und der türkischen Behörde, welche das Erbe nicht aus dem Land gehen lassen wollte und es einstweilen mit Beschlag belegte, und zwar mit vollem Recht, weil die Erbin nicht zugegen war, sondern erst aus den Händen der Tibbu befreit werden mußte.
    Und als dies in Ordnung war, konnten wir unmöglich daran denken, zu Land nach Kaïrwan zu gehen, denn das wäre ein monatelanger Ritt gewesen; wir mußten uns für den Wasserweg entscheiden. Und da gab es kein Schiff, mit welchem wir nach Susa kommen konnten. Die englischen und französischen Schiffe legten nur in Sfax an, und so waren wir schließlich froh, als wir ein schmutziges, tunesisches Fahrzeug von ungefähr hundert Registertonnen entdeckten, dessen Kapitän bereit war, uns in Susa abzusetzen.
    Da uns, wenn wir als Nichtmohammedaner erkannt wurden, in Kaïrwan der sichere Tod erwartete, so mußten wir schon vorher verheimlichen, wer wir waren. Darum stellten wir uns dem Kapitän als ägyptische Offiziere vor, welche tunesische Zuchtpferde kaufen und bei dieser Gelegenheit die heilige Stadt besuchen wollten. Er war selbst auch dort gewesen und beschrieb sie uns während der Überfahrt in der Weise, daß wir uns für wenigstens einigermaßen unterrichtet halten durften. Hinreichend war dies freilich nicht.
    Die Seefahrt war außerordentlich langweilig, ging aber glücklich vorüber. Das ruinenhafte Susa konnte uns nur solange halten, als nötig war, uns Pferde zu kaufen, da wir die Kamele in Tripolis veräußert hatten; dann ging es weiter, dem Bahir Sihdi Krador zu.
    Kaïrwan, oder, wie es auch ausgesprochen wird, Keruan, liegt an der Stelle des alten Vicus Augusti in einer sumpfigen Ebene, in welcher das Auge keinen einzigen Baum erblickt; höchstens daß hier oder da einmal ein einsamer kahler Strauch erscheint, dessen junge Triebe von den Tieren abgefressen worden sind. Der Ritt durch diese Gegend ist kein anregender, und so waren wir froh, als wir gegen Abend des zweiten Tages die Nähe der Stadt erreichten.
    Wenn ich sage froh, so bezieht sich das freilich nicht auf unsere gegenwärtige innere Grundstimmung, die wir mit den Worten froh nicht bezeichnen konnten. Die Gefahren, vor denen wir jetzt standen, waren so groß, daß wir einander im Gegenteil sehr ernst in die Augen blickten, als wir die ersten Häuser des heiligen Ortes vor uns liegen sahen. Der Anblick, den sie uns boten, war aber kein heiliger, sondern ein sehr profaner. Es mochte hier einmal eine Umwallung vorhanden gewesen sein; jetzt lag sie in Trümmern, auf welchen Gestrüpp und Unkraut wucherte.
    „Hinein werden wir kommen“, meinte ich; „wie und wann aber werden wir wieder herauskommen!“
    „Tot oder lebendig, eins von beiden“, antwortete Forster. „Die Hauptfrage für mich ist, ob Rahel sich in diesem heiligen Nest befindet.“
    „Ich bin überzeugt, daß sie da ist.“
    „Aber wo?“
    „Das werden wir erfahren.“
    „Von wem?“ fragte er weiter und machte dabei ein Gesicht, als ob er sein Haupt schon jetzt dem Henker überliefern müsse.
    „Nicht so triste, Mr. Forster! Wer etwas mit frohem Mut beginnt, der kommt viel leichter, schneller und sicherer an das Ziel, als derjenige, der zu ängstlich ist.“
    „Angst ist es nicht, aber Sorge. Wenn uns einer von den Tibbu sieht, werden wir förmlich zerrissen.“
    „Wir brauchen uns doch nicht so zur Schau zu stellen, daß uns jedermann sehen muß!“
    „Und wo bleiben wir? In einem feinen Hotel oder in einer Herberge für Handwerksburschen?“
    „Wenn es beides gäbe, ja, ja! Es gibt wohl Menazil (Plural von Menzil – Gasthaus), aber die müssen wir vermeiden, weil da jedermann verkehren kann. Wir suchen einen Ort auf, wo nur bevorzugte Leute Zutritt haben.“
    „Welcher Ort wäre das?“
    „Sie vergessen, daß wir jetzt ägyptische Offiziere sind und daß in

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