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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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keinen festen Wohnsitz habe.“
    „Ich bin überzeugt, daß er da die Wahrheit gesprochen hat. Er ist ein Räuber; er lebt nur vom Raub und darf also kein Duar haben, in welchem man ihn aufsuchen kann, um ihn zu bestrafen; es gibt also keinen Ort, wohin er deine Tochter schleppen kann, um sie zu verbergen; er muß sie bei sich behalten, sogar auf der jetzigen langen Reise.“
    „Du denkst also, daß er doch noch nach Kaïrwan geht?“
    „Ja. Ein Moslem, der einmal seine Pilgerreise angetreten hat, führt sie auch aus, denn nach seiner Ansicht würde er sich sonst den Zorn Allahs zuziehen.“
    „Effendi, indem du dies behauptest, machst du mir das Herz noch viel schwerer, als es vorhin schon war!“
    „Warum?“
    „Weil, wenn du recht haben solltest, mein Kind für immer für mich verloren ist.“
    „Das sehe ich nicht ein.“
    „Er wird Rahel zwingen, sein Weib zu werden.“
    „Das geht nicht so schnell.“
    „O doch! Was kann so ein schwaches Mädchen gegen einen solchen Menschen tun?“
    „Sich auf die Satzungen des Islam verlassen.“
    „Ich verstehe dich nicht. Meinst du, daß diese Satzungen Rahel retten können?“
    „Ja, und ich habe allen Grund, dies zu denken. Ich gebe zu, daß dem Tedetu deine schöne Tochter am Herzen liegt; noch größeres Verlangen aber wird er nach deinem Geld tragen.“
    „Das heißt, er wird ein Lösegeld von mir verlangen?“
    „Ja.“
    „Und mir das Kind dann zurückgeben?“
    „Möglich. Ebenso und noch weit mehr möglich aber ist ein anderer Fall.“
    „Welcher?“
    „Daß er danach trachtet, in den Besitz beider zugleich zu gelangen, nämlich deines Kindes und deines Geldes!“
    „Wie will er das anfangen?“
    „Er heiratet Rahel auf rechtmäßige Weise vor dem Kadi und ist als ihr Mann dann dein Erbe.“
    „Das wäre schrecklich für mein Kind; aber er bekäme mein Geld nicht, denn ich würde ihn enterben.“
    „Er würde dafür sorgen, daß du das nicht könntest. Wenn er sie zwingt, Mohammedanerin zu werden, so kannst du sie nach hiesigen Gesetzen nicht enterben, weil du ein Jude bist; er könnte es sogar so weit bringen, dein Vermögen sofort unter seine Aufsicht zu bekommen.“
    „Allah! Das ist wahr!“ rief er erschrocken aus. „Ein Jude ist hier ohne allen Schutz. Schrecklich – schrecklich!“
    „Beruhige dich! Ich bin zwar vollständig überzeugt, daß er keinen anderen Plan als gerade diesen hat; aber die Ausführung desselben wird ihm schwer werden. Er wird Rahel mit nach Kaïrwan nehmen, weil er sie dort am sichersten zwingen kann, Mohammedanerin zu werden, denn als Jüdin ist sie dort dem Tod verfallen; das erfordert aber Zeit, und bis diese vergeht, findet sich Gelegenheit, das Kind zu befreien.“
    „Auf welche Weise?“
    „Man muß nach Kaïrwan reisen und Rahel heimlich von dort fortschaffen.“
    Er starrte mich eine ganze Minute lang wie sprachlos an und rief dann erschrocken aus:
    „Da ist man ja verloren! Kein Andersgläubiger darf diese lebensgefährliche Stadt betreten!“
    Da fuhr Forster ihn zornig an:
    „Liebst du deine Tochter? Ich, dem du sie versagt hast, bin bereit, sofort hinzugehen, um sie zu retten!“
    „Gemach!“ beruhigte ich ihn. „Noch weiß man nicht, was geschehen wird. Wir haben noch Erkundigungen einzuziehen.“
    „Bei wem?“
    „In der Karawanserei und sodann auf dem Wege nach Norden, um zu erfahren, ob die Tibbu diese Richtung eingeschlagen haben und Rahel mit sich führen.“
    „So wollen wir das gleich tun und ja keine Zeit verlieren! Wo ist das Serail?“
    Manasse führte uns hin. Wir erfuhren von dem Wirt, daß Tahaf allerdings bei ihm gewesen und da erfahren hatte, daß die schöne Jüdin, die ‚Rose von Sokna‘, für mich bestimmt sei. Das wußten wir schon. Viel wichtiger war uns die Nachricht, daß er einen Tachterwahn (Kamelsänfte) gekauft hatte. Dieser Umstand gab uns die Gewißheit, daß er es ohne allen Zweifel war, welcher Rahel geraubt hatte; der Tachterwahn war für sie bestimmt.
    Nun galt es noch, zu erfahren, ob seine Leute alle bei ihm waren und welche Richtung er eingeschlagen hatte. Dazu paßte Manasse nicht. Er mußte mir und Forster zwei gute Reitkamele verschaffen, und am nächsten Tag verließen wir beide Mursuk, um nordwärts gegen Jeded zu reiten.
    Am ersten Tag begegnete uns kein Mensch und erst am zweiten Tag gegen Abend trafen wir auf eine kleine Karawane, welche sich eben zur Ruhe gelagert hatte. Diese Leute hatten nun allerdings einen Reitertrupp von gegen zwanzig

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