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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erstenmal in meiner jetzigen Wohnung traf, war er zugleich verwundert und erfreut darüber und fragte mich, warum ein solcher Effendi gezwungen sei, bei einem ‚Mann der Pfeifenreinigung‘ zu wohnen. Ich hatte keinen Grund, ihm die Auskunft zu verweigern, und er nahm solchen Anteil an mir, daß er mir versprach, den Kutb zu befragen, wohin der verschwundene Ben Musa Effendi mit meinem Koffer gekommen sei. Leider aber verging ein Tag nach dem anderen, ohne daß der sonst so allwissende Geist sich herbeiließ, die erbetene Antwort zu erteilen. Ich hielt das für eine unverantwortliche Rücksichtslosigkeit, zwar nicht gegen mich, aber doch gegen den Bettler, der sein Diener und Vertrauter war.
    So vergingen zwei Wochen, ohne daß ich eine Spur von Ben Musa Effendi entdeckte; das Schicksal entschädigte mich dafür dadurch, daß mir esch Schahad seine ganz besondere Zuneigung schenkte; ich bemerkte, daß er mich von Tag zu Tag lieber und lieber gewann, und es kam mir zuweilen so vor, als ob er etwas auf dem Herzen habe, was er mir gern anvertrauen wolle, was sich aber weigere, ihm über die Lippen zu gehen. Aus den verschiedenen Fragen, mit denen er um diesen Gegenstand ‚herumging‘, schloß ich, daß es etwas Ärztliches sein müsse; es wurde ihm aber außerordentlich schwer, es auszusprechen. Wäre er verheiratet gewesen, so hätte ich geschlossen, daß es sich um seinen Harem handle.
    Da, eines Abends, zwang er sich endlich zu dieser Mitteilung; nur sprach er sie nicht unvermittelt aus, sondern er steuerte auf einem Umweg auf sie los, indem er sich erkundigte: „Hast du heut wieder nichts von diesem Ben Musa Effendi erfahren?“
    „Nein“, antwortete ich.
    „Er ist vielleicht doch ein Dieb!“
    „Gewiß nicht; er ist ein ehrlicher Mann.“
    „Da hätte er deinen Koffer stehenlassen müssen!“
    „Das wäre unvorsichtig gewesen; er durfte ihn anderen Leuten nicht anvertrauen.“
    „So mußte er bei seinem Fortgang sagen, wohin er gehen wollte!“
    „Er hatte wahrscheinlich wichtige Gründe, gerade dies zu verschweigen. Hat dir der Kutb, der mächtige Geist des Bab Zuweileh, auch noch keine Auskunft darüber erteilt?“
    „Nein.“
    „Das wundert mich eigentlich, denn du bist sein Liebling, und er ist allwissend.“
    „Ja, Effendi, er weiß alles und kann alles; aber es ist sehr leicht zu erklären, warum er schweigt.“
    „Nun, warum?“
    „Er ist nur für die wahren Gläubigen da; du aber bist ein Christ.“
    „Das ist gar nicht lieb von ihm. Wenn wir Christen an solche Geister glaubten, würden diese mit ihren Wohltaten gewiß keinen Unterschied zwischen uns und euch machen.“
    „Wie, ihr glaubt nicht an solche Wesen?“
    „Nein.“
    „Ihr habt also auch keinen Kutb?“
    „Nein.“
    „Das ist sonderbar, die Christen sind doch sonst so kluge Leute; besonders du, Effendi, bist gelehrt in allen Dingen. Du warst in allen Ländern und bei allen Völkern; du kennst alle Steine, alle Pflanzen, alle Wege und Flüsse, alle Berge und Täler und alle – – – oh, Effendi“, unterbrach er sich, „sag mir, ob du wohl auch alle Krankheiten kennst!“
    „Ja“, antwortete ich, denn die Namen der Krankheiten waren mir allerdings bekannt.
    „Und auch die Mittel, mit denen man diese Krankheiten heilt?“
    „Allah allein ist allwissend; er allein kennt alles; des Menschen Wissen ist nur Stückwerk; aber ich gebe zu, daß die Bewohner des Abendlandes in dieser Beziehung mehr, weit mehr wissen, als diejenigen des Morgenlandes.“
    „So möchte ich dir eine Frage vorlegen.“
    „Tue es! Ich will doch nicht befürchten, daß du selbst an einer Krankheit leidest?“
    „Ich nicht“, antwortete er zögernd.
    „Wer denn?“
    „Ich – habe – einen Freund“, dehnte er in der Weise, in welcher man spricht, wenn man nicht recht weiß, ob man die Wahrheit sagen soll oder nicht.
    „Und dieser Freund ist krank?“
    „Er selbst auch nicht.“
    „Also ein Glied seiner Familie?“
    „Ja, so ist es.“
    „Wer?“
    „Man darf nicht davon sprechen, Effendi.“
    „Dann kann ich auch nicht helfen. Wer eine Krankheit beseitigen soll, der muß unbedingt wissen, wer der Kranke ist.“
    „Auch wenn es sich um den Harem handelt?“
    „Selbst dann.“
    „So erfahre, daß es sich allerdings darum handelt. Es ist die junge Haremeh (Haremsbewohnerin) meines Freundes.“
    „Ist's die Frau oder die Tochter?“ fragte ich in sonst verbotener Weise.
    „Allah! Mußt du das wissen?“
    „Ja.“
    „Es ist die

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