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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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blickte ihm lächelnd nach und fragte mich: „Hast du gesehen, wie aufgeregt er war, Effendi?“
    „Ja.“
    „Und hast du gehört, wie er sich versprach?“
    „Er sprach allerdings von seinem Herzeleid, nicht von dem seines Freundes.“
    „Oh, er hat gar keinen Freund; er verkehrt ja nur mit mir und dir. Sollte man da nicht meinen, daß es sich um seine eigene Tochter handle?“
    „Hm! Es ist rätselhaft. Er nimmt viel Geld ein; er ist reich, und ich halte es für möglich, daß er einen Harem hat, ohne es wissen zu lassen.“
    „Ja. Warum läßt er keinen Menschen zu sich? Nicht einmal mich? Er hat ein Geheimnis. Daß er reich ist, habe auch ich schon gedacht, denn er bekommt am Bab Zuweileh täglich sehr viel Geld geschenkt. Ich habe ihn einmal zufällig in einem schönen, seidenen Kaftan und mit einem neuen, prächtigen Turban gesehen; er hatte sich gewaschen und sah ganz anders aus als sonst, fast wie ein vornehmer Herr. Ich redete ihn an; er aber wollte mich nicht kennen und eilte fort. Ich bin sehr neugierig, was er morgen sagen wird.“
    Der gute Pfeifenreiniger war nicht der einzige Neugierige; ich war es auch. Ich hegte die Überzeugung, daß unter der schmutzigen Hülle des Bettlers ein Mann von mir allerdings jetzt noch unbekannter Bedeutung steckte. Als er am nächsten Abend kam, brachte er die Rede zunächst auf ein anderes Thema: „Effendi, hast du deinen Koffer noch nicht entdeckt?“
    „Nein.“
    „Das ist sehr beklagenswert für dich und mich.“
    „Warum?“
    „Weil du ohne den Koffer nicht fortkannst von hier.“
    „Freilich! Aber das klingt ja ganz so, als ob du meine Abreise wünschest!“
    „Ich wünsche sie auch.“
    „Und ich habe gedacht, du seist mein Freund!“
    „Der bin ich auch; aber gerade deshalb will ich, daß du nicht lange mehr hier bleibst.“
    Das klang sonderbar. Dabei war sein Gesicht sehr ernst; es hatte einen ganz eigenen Ausdruck, der mir auffallen mußte.
    „So gibt es wohl einen Grund, der dir diesen Wunsch eingibt?“ fragte ich.
    „Ja.“
    „Welcher ist es?“
    Er sah schweigend vor sich nieder und antwortete erst auf eine Wiederholung meiner Frage: „Ich darf es dir nicht sagen.“
    „Höre, Schahad, wenn ich mir deine Worte zurechtlege, kann ich nichts anderes annehmen, als daß du der Ansicht bist, daß ich hier etwas zu erwarten habe, was mir nicht lieb sein kann.“
    „Da hast du das Richtige getroffen, Effendi.“
    „Dann ist es deine Pflicht, offen gegen mich zu sein.“
    „Es gibt noch eine höhere Pflicht, welche mir das verbietet.“
    „Droht mir etwas Unangenehmes?“
    „Etwas noch Schlimmeres.“
    „Etwa gar eine Gefahr?“
    „Ja.“
    „Von wem? Von welcher Seite?“
    „Darüber muß ich schweigen.“
    Was hatte er nur? Ich drang noch einige Male in ihn, konnte aber nichts Näheres erfahren; er teilte mir schließlich, und zwar widerstrebend, nur das mit, daß die Verhältnisse, welche mich bedrohten, politische seien. Ich mußte unwillkürlich laut auflachen.
    „Du lachst!“ rief er aus. „Glaubst du meinen Worten nicht?“
    „Hm! Ich halte dich für einen wahrheitsliebenden Mann; du wirst also glauben, mir die Wahrheit zu sagen, aber du wirst dich irren.“
    „Ich irre mich nicht; ich weiß, was ich weiß.“
    „Unmöglich! Ich habe mit der Politik ja gar nichts zu tun.“
    „Sehr viel sogar, Effendi!“
    „Das müßte ich doch wissen!“
    „Nein. Der Vogel hat mit der Schlange ja auch nichts zu tun, und sie kommt dennoch und frißt ihn auf.“
    „Das ist etwas ganz anderes. Die Politik ist gerade dasjenige, was mir am fernsten liegt. Wie kann mir von daher Gefahr drohen? Ich beschäftige mich daheim nicht mit ihr, hier noch viel weniger.“
    „Allah! Du willst mich nicht hören, und ich wiederhole dennoch meine Warnung.“
    „Warnung sagst du? So ist die Gefahr, welche mir nach deiner Ansicht droht, eine große?“
    „Ja. Es kann sich um dein Leben handeln.“
    „Maschallah! Welcher ägyptische Politiker kennt mich? Welcher von diesen Herren trachtet mir nach dem Leben?“
    Er machte eine Bewegung der Ungeduld und rief heftig aus: „Willst du mich denn wirklich zwingen, zu sagen, was ich nicht sagen darf? Es handelt sich ja gar nicht persönlich um dich!“
    „Und doch ist meine Person in Gefahr? Du widersprichst dir selbst.“
    „Nein. Ich meine, es handelt sich nicht um dich allein.“
    „Um wen noch?“
    „Um alle Europäer.“
    „Ah! Stehen alle Europäer in Gefahr?“
    „Ja.“
    „Schahad! Das klingt

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