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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ja ganz so, als ob es sich um eine Verschwörung gegen die Ausländer handle, welche hier leben!“
    „Ich sage nichts.“
    „An so etwas ist aber gar nicht zu denken.“
    „Nicht?“
    „Nein. Es ist ja hier im Lande alles ruhig. Es hat zwar vor einiger Zeit hier gegärt; aber das ist vorüber, seit der Khedive im vorjährigen Juli das Liquidationsgesetz unterzeichnet hat.“
    „Nur der Seemann sieht es dem heitern Himmel an, daß trotz dieser Heiterkeit ein Sturm im Anzug ist. Du bist ein Laie. Nun aber habe ich genug gesprochen. Du hörst weiter kein Wort von mir!“
    „Hm! Du meinst es jedenfalls gut, und ich danke dir. Aber du hast weit mehr gesagt, als du weißt.“
    „Wieso, Effendi?“
    „Wenn deine Warnung einen Grund hat, so kann es sich, wie gesagt, nur um eine Verschwörung, um einen Aufstand handeln; du mußt davon wissen und gehörst also zu den Verschwörern!“
    „Allah 'l Allah, was fällt dir ein! Wie kann ein armer Schahad ein Verschwörer sein? Solche Leute müssen Männer von Einfluß und Bedeutung sein; ich aber lebe von den Almosen der Mildtätigen. Sprechen wir von etwas anderem! Ich soll dich grüßen, Effendi.“
    „Von wem?“
    „Von meinem Freund.“
    „Ah? So hast du mit ihm gesprochen?“
    „Ja.“
    „Was sagte er?“
    „Du sollst jetzt erfahren, wie lieb ich dich habe und welches Vertrauen ich in dich setze. Mein Freund ist ein strenggläubiger Moslem, der seinen Harem heilig hält. Als ich ihm sagte, was ich gestern mit dir besprochen habe, war er empört über so eine Zumutung –“
    „Ich habe ihm nichts zugemutet“, fiel ich ihm in die Rede. „Mir liegt nichts an der Heilung seiner Tochter, die mir vollständig fremd ist. Mag sie ihren Ghodda behalten!“
    „Werde nur nicht gleich zornig, Effendi! Ich habe dich doch mit dem Wort Zumutung gar nicht beleidigen wollen. Er wünscht allerdings sehr, daß diese Verunzierung der Gestalt verschwinde, und ich sagte ihm, daß dieser schlimme Ghodda mit der Zeit noch viel größer werden könne.“
    „Das ist sehr richtig; er wird immer größer.“
    „Ja semaji, ia robaji, hijarani – o mein Himmel, mein Schreck, mein Entsetzen! Wer möchte das mit ansehen! Er war ganz unglücklich, als er dies hörte, und seine Tochter, welche die Freude und der Glanz seines Alters ist, weinte vor Kummer. Da erklärte ich ihm, daß der Ghodda gar nicht zu ihrem Körper gehöre, was ihn sofort beruhigte. Er zeigte sich bereit, dir zu erlauben, den bösen Ghodda zu berühren.“
    „Wann?“
    „Schon heut abend.“
    „Wo? Ich soll zu ihm kommen?“
    „Nein; er wünscht, daß es hier geschehe.“
    „So wird er mit seiner Tochter kommen?“
    „Auch das nicht. Sein Stand verbietet ihm, hierher zu gehen. Er hat mich beauftragt, seine Stelle zu vertreten. Wenn du es erlaubst, werde ich jetzt gehen, um die Tochter zu holen.“
    „Ganz wie du willst, Schahad.“
    „Vorher muß ich dir sagen, daß dich eine große Belohnung erwartet, wenn es dir gelingt, die Tochter von dem Makel ihrer Schönheit zu befreien.“
    „Ich tue es dir zu Gefallen und verlange nichts.“
    Er ging. Als er hinaus war, sah mich mein Reiniger der Pfeifen bei offenem Mund mit großen Augen an.
    „Was sagst du dazu, Effendi?“ fragte er. „Ist das ein Wunder oder keins?“
    „Es ist kein Wunder, sondern nur Vaterliebe und Eitelkeit.“
    „Er aber ist der Vater!“
    „Natürlich!“
    „So hat er einen Harem, also ein Haus?“
    „Ja. Der Freund ist er selbst. Denn wenn dieser Freund eine so hohe Stellung hätte, daß er ihretwegen nicht zu uns gehen dürfte, so würde sie ihm noch viel mehr verbieten, seine Tochter einem Bettler anzuvertrauen, noch dazu des Abends.“
    „Aber wo hat er seinen Harem, sein Haus? In der Ruine nebenan, wo er sich aufhält, wenn er nicht beim Tor Zuweileh sich befindet, kann er nicht mit Weib und Tochter wohnen. Er ist wirklich etwas ganz anderes als ein Bettler; er hat Heimlichkeiten, sage ich dir, vielleicht ganz wichtige Heimlichkeiten. Mit welcher Überzeugung und Sicherheit er dich warnte!“
    „Pah! Wer weiß, was er gehört hat, und nun gibt er einem wahrscheinlich ganz harmlosen Wort eine grundfalsche Bedeutung.“
    „Es könnte aber doch etwas an der Sache sein!“
    „Nein.“
    „Bedenke doch, wenn er wirklich kein bloßer Bettler, sondern ein ungewöhnlicher, geheimnisvoller Mensch ist, so solltest du von seiner Warnung anders denken!“
    „Warten wir es ab!“
    Der Schahad war noch keine ganze Viertelstunde fort,

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