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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Okba-Moschee zu Kaïrwan.“
    „Wie kommst du hierher?“
    „Ich pilgerte nach Mekka, der heiligen Stadt. Auf dem Rückweg wurde ich hier schwer krank; ich blieb liegen und verlor alle meine Habe; noch war ich nicht wieder ganz gesund, da zwang man mich unter die Soldaten. Ich werde sterben, wenn der Kutb mir keine Hilfe sendet.“
    „Du bittest ihn um Geld. Wenn er es dir gäbe, könntest du doch nicht fort.“
    „Warum nicht?“
    „Du bist Soldat und müßtest desertieren.“
    „Allah beschützt jeden Gläubigen; er würde auch mich beschützen.“
    „So wart einen Augenblick!“
    Der Mann erbarmte mich. Ich fragte ihn, ob er lesen könne; er bejahte es. Ich zog mein Notizbuch hervor, in der Hand eines Bettlers gewiß ein seltener Gegenstand, riß ein Blatt heraus und schrieb darauf, natürlich in arabischer Sprache: „Der Kutb kann dir nicht helfen; es gibt keinen Kutb und keinen Helfer außer Gott. Ich, der Bettler, bin kein Moslem, sondern ein Christ; dennoch gebe ich dir das Geld, denn du bist mein Bruder, weil alle Menschen Gottes Kinder sind.“
    Diesen Zettel legte ich in den Beutel, den mir der Wasserträger gebracht hatte, band ihn fest zu und gab ihn dem Manne hin: „Hier nimm! Wenn du mir gehorchest, findest du vielleicht Erhörung deiner Bitte. Wirst du tun, was ich dir sage?“
    „Was soll ich tun?“
    „Du steckst diesen Beutel jetzt ein und öffnest ihn nicht eher als morgen genau nach dem Nachmittagsgebet.“
    „Eher nicht?“
    „Nein, wenn du wirklich Hilfe erwartest.“
    „Ich werde tun, was du begehrst, o Schahad; das verspreche ich dir bei meinem Bart und bei allen denen, nach denen ich ich mich sehne. Erhalte ich Hilfe, so sehen wir uns wieder, denn ich kehre hierher zurück, um dem Kutb zu danken.“
    Er steckte den Beutel ein und ging. Ich hatte aus Mitleid und nach einer Eingebung des Augenblicks gehandelt. Öffnen sollte er den Beutel erst morgen, weil es für mich höchst gefährlich gewesen wäre, wenn er schon heut erfahren hätte, daß ich kein Moslem war.
    Das, was an diesem Tag weiter geschah, ist hier von keiner Bedeutung; er verlief für mich ganz glücklich, während es anderen Fremden traurig erging. Als es dunkel geworden war, machte ich mich nach dem Bettlerhaus auf, in welches ich mit Hilfe des Schlüssels gelangte. Dort erwartete mich Abu Gibrail, wie er versprochen hatte. Er war doch sehr in Sorge um mich gewesen. Man hatte seine ganze Wohnung einigemal nach mir durchsucht und auch meine Sachen gesehen, sie aber glücklicherweise gar nicht beachtet.
    Wir krochen durch das Loch, um in das große Vorderhaus zu gelangen. Dort führte er mich nach dem Zimmer, in welchem ich gestern gewesen war und geschlafen hatte. Er brachte mir da einen Spiegel. Als ich in demselben mein Gesicht erblickte, wunderte ich mich nicht darüber, daß mich niemand erkannt hatte; ich sah schrecklich aus. Der Diener mußte Wasser und Seife bringen, und nach einigem Bemühen gelang es mir, wieder zu meinem eigentlichen Aussehen zu kommen.
    „Du wirst noch einige Tage mein Gast sein müssen, Effendi“, sagte der Hausherr. „Die Bewegung des heutigen Tages muß sich erst legen. Du kannst unmöglich schon fort.“
    „Wird es so schnell vorübergehen?“
    „Ich hoffe es, weil der Khedive auf die Bedingungen Arabi Paschas eingegangen ist. Dadurch hat er vielen, vielen Europäern, welche sonst ganz gewiß getötet worden wären, das Leben erhalten.“
    „Aber darf ich dich belästigen?“
    „Es ist keine Belästigung, sondern eine Freude für mich, da ich dir mein Geheimnis nun einmal habe offenbaren müssen. Du sollst bei mir in dem Haus wohnen, dessen Tochter und andere Bewohner du durch deine Weisheit so glücklich gemacht hast. Eine gute, passende Kleidung werde ich dir zunächst leihen; dann, wenn du ohne Gefahr für dich ausgehen kannst, magst du die deinige tragen.“
    Ich wohnte sechs Tage bei ihm; dann konnte ich Kairo verlassen. Am fünften Tage ging ich zum ersten Mal aus. Eben trat ich aus dem Tor, da kam der Soldat die Gasse herab, dem ich den Beutel gegeben hatte. Er wollte an mir vorüber, ohne mich zu erkennen; da sagte ich zu ihm: „Halt, du Diener der Okba-Moschee zu Kaïrwan! Hat dir der Kutb geholfen?“
    Er blieb stehen und starrte mich an, ohne zu antworten.
    „Hast du den Beutel geöffnet, den dir der Bettler gab, der kein Moslem, sondern ein Christ war?“
    „Ja“, antwortete er, indem sein Blick noch immer forschend an meinem Gesicht hing.
    „War die erbetene

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