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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hilfe drin?“
    „Ja; es waren achtzehnhundert Piaster.“
    „Und nun wirst du desertieren?“
    „Deser – – – Allah! Ist es möglich? Bist du es, der der Bettler war, o Herr?“
    „Ja.“
    „Und du bist ein Christ?“
    „Ja.“
    „Und da wagtest du, an diesem Tag unter dem Tor des Kutb zu sitzen!“
    „Warum nicht? Gerade dort war ich am sichersten.“
    „Du bist reich, trotzdem du Bettler warst?“
    „Reich bin ich nicht; ich habe gerade so viel, wie ich brauche.“
    „Und hast mir so viel Geld geschenkt? Herr, das hätte kein Moslem getan! Und unter den Christen bist du auch der allereinzige.“
    „Da irrst du dich. Jeder gute Christ hätte dir das Geld gegeben, wenn er in meiner Lage und an meiner Stelle gewesen wäre.“
    „Ist das wahr, Herr?“
    „Ja.“
    „Das glaube ich nicht, denn die Christen sind, dich ausgenommen, räudige Hunde, welche einer falschen, lügnerischen Lehre anhängen.“
    „Kennst du diese Lehre?“
    „Nein.“
    „Wie kannst du da über sie urteilen?“
    „Ich habe es von unseren Aimma (Plural von Imam, mohammedanischer Geistlicher) gehört.“
    „Die auch nichts davon wissen.“
    „Du irrst. Sie verfluchen das Christentum und müssen doch wissen, warum.“
    „Sie haben keine Ahnung von unserer Lehre. Wäre sie ihnen bekannt, so würden sie sie segnen, anstatt sie verfluchen. Hast du Hoffnung, nach deiner Heimat zu entkommen?“
    „Ja.“
    „Sag mir deinen Namen!“
    „Ich heiße Gilad. Du bist mein Wohltäter; darf ich dich auch nach dem deinigen fragen?“
    „Man nennt mich Kara Ben Nemsi Effendi.“
    „Kara Ben – – –“
    Er trat zwei, drei Schritte zurück; seine Augen funkelten, und er ballte die Fäuste; da aber dachte er an das Geld, welches ich ihm gegeben hatte, und sein Gesicht wurde wieder freundlich, als er fragte: „Kara Ben Nemsi Effendi? So bist du der Christ, der vor einigen Jahren in Kaïrwan und in unserer heiligen Moschee gewesen ist?“
    „Ja.“
    „Wußtest du, daß kein Christ nach Kaïrwan darf?“
    „Ich wußte es.“
    „Daß jeder Andersgläubige getötet wird, der es wagt, die Stadt zu betreten?“
    „Es war mir bekannt.“
    „Allah, Allah! Mußt du ein kühner Mann sein! Du bist der erste und einzige Christ, der Kaïrwan gesehen und gar in der heiligsten Moschee des Westens gewesen ist. Allah hat es gegeben, daß du damals entkommen bist; aber wage es ja nie wieder, unsere Stadt durch die Schritte deines Fußes zu schänden!“
    „Es ist keine Schande, sondern eine Ehre für euch, wenn ein Christ zu euch kommt. Das will ich dir beweisen. Du sollst Christus, den Sohn Gottes, kennenlernen. Komm mit herein in das Haus!“
    Ich führte ihn nach meinem Zimmer und schenkte ihm die vier Evangelien und die Apostelgeschichte, in das Arabische übersetzt. Er steckte das Buch ein, sah mir ernst in die Augen und sagte dann: „Effendi, eigentlich sollte ich dich für dein damaliges Verbrechen töten; aber du hast mir Wohltat erwiesen; ich will dich schonen; wir sind quitt!“
    Er ging fort, ohne einen Gruß zu sagen. Ich wünschte still hinter ihm her, daß es ihm gelingen möge, in die Heimat und zu den Seinen zurückzukehren. – – –
    Zweiter Teil: In Kaïrwan
    Nach dem bisher Erzählten war längere Zeit vergangen, und ich befand mich in Tunesien. Ich hatte meinen Freund Ali en Nurabi, den Scheik der Uëlad Sebira-Beduinen, besucht, war zwei Wochen bei ihm gewesen und wollte nun wieder an das Meer, aber nicht in die Richtung nach der Hauptstadt Tunis, sondern ich zog es vor, ostwärts nach Hammamet zu reiten, um die Ortschaften Testur und Saghuan kennenzulernen.
    Bis nach Testur gab mir Ali en Nurabi mit einigen seiner Leute das Geleit; aber weiter konnte er mich nicht begleiten, weil mein Weg mich von da aus durch das Gebiet von Stämmen führte, welche mit dem seinigen in Feindschaft lebten; er hätte sein Leben gewagt. Ich ritt also nun allein, und zwar zunächst von Testur aus südlich, wo ich im Wadi Silian von den Uëlad Riahh leidlich gut aufgenommen wurde. Dann wendete ich mich westlich nach dem See el Kursia, der im Gebiet der Uëlad Trabersi liegt. Von da aus ging es auf das Wadi Melah zu, von welchem Saghuan nur zwanzig Kilometer ostwärts liegt.
    Bis hierher war alles zu meiner Zufriedenheit gegangen; aber noch hatte ich das Wadi Melah nicht erreicht, da wendete sich das Glück, welches mich so weit begleitet hatte, plötzlich von mir.
    Nach der Ebene, in welcher der See el Kursia liegt, wird die Gegend

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