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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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weil sie durch die Revolution vertrieben wurden, und die nun etwas Geld brauchen, um ein wenig Land urbar zu machen; ich habe fromme Männer, welche unter die Heiden gingen, um das Wort Gottes zu predigen, durch die Kälte und den Unglauben der gegenwärtigen Richtung aber ihre Existenz bedroht sehen. Nun wohl, ich bin ihrer aller Versorger. Ich gebe den Invaliden Pensionen, den Zugrundegerichteten Entschädigungen, den Ansiedlern Unterstützungen, den Missionaren Schutz und Lebensunterhalt. Frankreich tut es nicht, wenn ich es nicht tue; in Paris wird keiner der Briefe geöffnet, in welchen die in der Ferne befindlichen Kinder des Landes vergeblich um Hilfe flehen. Was soll aus ihnen werden, wenn Robert Surcouf die Waffe niederlegt und dann gezwungen ist, seine Hand von ihnen zu ziehen!“
    Davidson sprang auf, um dem braven Seemann seine Hand zu reichen. „Kapitän, ich weiß das alles“, rief er, „denn ich selbst bin es ja, durch dessen Hand so viele Ihrer Gaben fließen. Frankreich hat keine Ahnung, welchen Mann es hier in diesem Winkel der Erde besitzt, und – – –“
    Er wurde unterbrochen; es trat ein Matrose Surcoufs herein und meldete seinem Herrn, daß der ‚Eagle‘ am Ostende der Insel vorgestern eine Pflanzung überfallen und einen Priester mit sich genommen habe.
    „Wer sagt es?“ fragte der Kapitän.
    „Soeben hat ein holländischer Sluger (Zweimaster mit Gaffelsegel und einer Schraube als Auxiliarkraft) Anker geworfen, von dem erfuhren wir es.“
    „So ist es keine Erfindung. Sehen Sie, Davidson, daß ich nicht ruhen darf! Dieser Mensch will sich den Preis verdienen, den die Herren Engländer auf meinen Kopf gesetzt haben; ich aber habe seine Spur bis heute vergeblich gesucht. Jetzt finde ich sie, und nun will ich ihm meinen Kopf zeigen. Adieu, Davidson. Ich lasse alles im Stich, denn ich weiß, daß wir uns baldigst wiedersehen.“
    Der seltene Mann eilte in einer Stimmung, welche man fast Begeisterung nennen mochte, nach dem Hafen und auf sein Schiff. In weniger als einer Viertelstunde segelte er bereits aus dem kleinen Hafen hinaus, und kaum hatte er Kalima hinter sich, so ließ er zwei Männer am Bug herab, welche den Namen ‚Jeffrouw Hannje‘ überstreichen mußten. Dies war in kurzer Zeit geschehen, und dann wurde der eigentliche Name des Fahrzeuges ‚Le faucon‘ (Surcouf nannte sein Schiff zuweilen auch nach seiner Heimat, der Bretagne, ‚Le breton‘) wieder angebracht.
    Der Wind wehte günstig, und so erreichte der ‚Falke‘ bereits nach drei Stunden die Ostspitze Javas, wo die betreffende Niederlassung zu suchen war. Zwischen hier und der Insel Bali hindurch auf Kap Butur zuhaltend, gewahrten sie an der Mündung eines Baches die Trümmer mehrerer verbrannter Hütten liegen, neben welchen einige Leute bereits beschäftigt waren, neue zu errichten. Surcouf ließ die Segel fallen, fuhr möglichst nahe an das Land und bestieg sodann ein Boot, um sich zur Küste rudern zu lassen. Die Leute waren aufmerksam auf das Schiff und das nahende Boot geworden und hatten sich schleunigst in den Schutz eines nahen Eisenbaumwaldes zurückgezogen. Als der Kapitän landete, sah er wohl verbrannte Hütten, verwüstete Gärten, zerstörte Felder, aber keinen Menschen, welcher ihm Auskunft zu geben vermochte. Erst nach langem Rufen vernahm er aus der Ferne einen menschlichen Ton als Antwort, und dann hörte er die Frage:
    „Was ist das für ein Schiff?“
    „Ein Franzose“, antwortete er.
    Er hatte aus Vorsicht unterlassen, die Flagge aufzuziehen. Auf seine Antwort jedoch rauschte es bald in den Büschen, und er sah einen Mann hervortreten, welcher einen kräftigen Knüttel in der Rechten hielt.
    „Kommen Sie näher und fürchten Sie sich nicht“, sagte der Kapitän. „Ich bin ein Freund aller friedfertigen Leute und werde Ihnen nichts Schlimmes, sondern nur Gutes erweisen. Übrigens sehen Sie ja, daß ich allein bin. Meine beiden Ruderer sind im Boot zurückgeblieben.“
    Da kam der Fremde näher. Er war eine hohe, breite, muskulöse Gestalt mit einem intelligenten Gesicht, in welchem jedoch ein Zug tiefer Schwermut vorherrschend zu sein schien. Bekleidet war er nur mit einer dünnen weißen Hose und mit einem weißen Hemd.
    „Ihr Fahrzeug kam uns verdächtig vor“, entschuldigte er sich; „darum zogen wir uns zurück.“
    „Was an meinem Schiffe hat Ihren Verdacht erregt?“ fragte Surcouf.
    „Hm, eben nichts Bestimmtes. In diesen Breiten sind vier Schiffe unter zehn ganz

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