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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zurückhalten.
    „Meine Wohnung würde Euch sicher gefallen; aber sagt mir doch einmal, Master, wer und was Ihr seid! Ich vermute, ein Jäger oder Fallensteller.“
    „Meinem gegenwärtigen Äußeren nach, ja. Ich komme vom Felsengebirge und habe seit dort weder Kleider noch Wäsche wechseln können. Ich wollte das erst tun, wenn ich hier eine Heimat gefunden habe.“
    „Weshalb hier in Stenton?“
    „Weil sich hier die Druckerei befindet, in welcher ich einiges veröffentlichen will.“
    „So seid Ihr eigentlich ein Gelehrter oder wohl gar ein Dichter?“
    „Vielleicht. Ich unternehme meine Reisen nur des Wissens wegen. Mein Name ist Richard Forster.“
    „Rich – Forster – – – bitte, bitte, Sir, tretet doch hier herein!“
    Sie riß eine Tür auf, schob ihn mehr, als er ging, in ein sehr hübsch eingerichtetes Zimmer, zog von einem Konsolengestell unter mehreren Büchern einen in Samt gebundenen Band heraus und hielt ihm das Titelblatt desselben vor.
    „Herzensklänge, Sir; habt Ihr diese Lieder gedichtet?“
    „Sie sind von mir!“
    „Ist's möglich! Mein Mann war ein Deutscher; er hat eine ganz wertvolle Bibliothek hinterlassen, und seine liebsten Bücher waren die Eurigen. Ich kann sie nicht lesen, aber ich kenne ihre Titel und habe sie als Heiligtum hier in meinem Zimmer aufbewahrt. Ihr sollt die Wohnung haben, Ihr müßt sie nehmen. Kommt, ich will sie Euch zeigen!“
    Es war auf einmal eine ganz außerordentliche Lebhaftigkeit über sie gekommen. Sie sprang voraus, eine Treppe empor, und öffnete ihm drei Räume, die alle Ansprüche eines gebildeten Mannes zu befriedigen vermochten.
    „Hier das Schlafzimmer, hier das Wohnzimmer mit Balkon, und hier die Bibliothek, in welcher Ihr arbeiten könnt. Ich vertraue die Bücher keinem Menschen lieber an, als Euch!“
    „Gut, ich wohne hier, und der Preis?“
    „Jetzt nicht davon, später. Seht nur erst, ob es Euch auch wirklich gefällt! Ich lasse Euch gar nicht wieder fort, und was Ihr braucht, werde ich Euch sofort besorgen.“
    „Was die Wäsche und ähnliches betrifft, ja; da muß ich sogar um Eure Hilfe bitten, meine gute Mutter Smolly; das andere werde ich aber wohl selbst übernehmen müssen. Auch mein Pferd, welches im Hotel steht, erfordert meine Anwesenheit.“
    „Das lassen wir holen. Ich habe im Hinterhaus eine ganz prächtige Stallung, die Euch sicher zufriedenstellen wird.“
    Bis der Abend hereinbrach, war mit Hilfe des Konfektionärs, Kleiderhändlers und Friseurs ein vollständig anderer Mensch aus Forster geworden, und die Wirtin schlug verwundert die Hände zusammen, als er herabkam, um sich ihr in dieser neuen Fassung vorzustellen.
    Dann begab er sich zum Buchhändler und Druckereibesitzer, welcher zugleich Herausgeber der hiesigen Morgen- und Abendpost war und ihn mit Auszeichnung empfing. Hier erkundigte er sich nach der Privatwohnung des Advokaten Summerland. Er hatte sich in Preston am Red River von dem braven Tim getrennt, um noch einen Ausflug in das Indianer-Territorium zu machen und wollte den ersten Tag nicht vorübergehen lassen, ohne ihn aufgesucht zu haben. Leider aber fand er ihn nicht daheim; er war, wie das Mädchen berichtete, mit ihrer Herrschaft für den ganzen Abend zum Bankier Olbers geladen.
    Er kehrte nach Hause zurück, um sich mit der Bibliothek des verstorbenen Mississippihändlers zu beschäftigen. Während dieser Unterhaltung bemerkte er, daß die zweite Etage des gegenüberliegenden großen Hauses hell beleuchtet war. Man konnte von dort aus recht wohl seine Zimmer übersehen; er schloß also die Gardinen.
    Drüben war eine zahlreiche Gesellschaft um die Tafel, an welcher Marga präsidierte, versammelt. Unter den Anwesenden befanden sich, Wilson abgerechnet, sämtliche Teilnehmer der heutigen Reitpartie, und auch Bill Summerland mit Frau und Bruder. Dieser Letztere hatte aus Rücksicht für die Seinen heute auf die gewohnte Trapperkleidung verzichtet und sich in eine salongerechtere Gewandung geworfen; doch war ihm recht gut anzusehen, daß er sich in derselben außerordentlich unbehaglich fühlte. Er war nicht der Mann, sich an einem solchen Ort fehlerlos zu bewegen, aber das genierte ihn ganz und gar nicht, denn er wußte, daß alle diese geputzten Herren und Damen im Gegensatz zu ihm in der Prärie noch viel unbehilflicher gewesen sein würden, wie er hier in den glänzenden Räumen des reichen Goldmannes, die er noch niemals betreten hatte. Er war ja eigentlich die Hauptperson der

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