41 - Unter heisser Sonne
das schäumende Wasser von St. Jago, über welches eine alte, halb eingestürzte Brücke führte. Die Gegend wurde öder, der Weg immer weniger betreten und verlor sich endlich ganz in sandiges Geröll. Mitten im Jagen hielt Forster die Augen auf den Boden gerichtet, auf welchem sich die Hufspuren dreier Pferde zeigten. Hier war jedenfalls der Graf mit seiner Dame und einem Diener geritten.
Nach und nach zeigten sich wieder Büsche und immergrüne Nadelhölzer, und dann nahm ein Wald sie auf, unter dessen weit auseinanderstehenden Riesenbäumen sie ihre Eile nicht zu mindern brauchten. Da war es Forster, als vernehme er den Hilferuf einer weiblichen Stimme. Auch Summerland hatte ihn gehört.
„Go on“, rief er, „sie haben den Grafen, und wir haben sie. Vorwärts, Sir!“
Die Pferde bekamen die Sporen und flogen pfeilschnell über den weichen Boden, der ihre Hufschläge beinahe unhörbar machte. Da, nach kaum einer Minute, sahen sie eine Dame in den Händen mehrerer im Gesicht geschwärzter Männer, während zwei männliche Gestalten sich mutig gegen eine beträchtliche Übermacht verteidigten. Forster zog den Revolver. Auf dem Kampfplatz angekommen, warf er sich vom Pferd, sprang an die Seite der Dame und drückte los. Zwei der Männer fielen, der dritte entsprang. Jetzt wandte er sich gegen die übrigen und riß das Messer heraus. Summerland arbeitete schon mitten unter ihnen, und auch der Führer tat seine Schuldigkeit. Der Mut der beiden hatte den seinen angefeuert. Die Banditen waren von dem nachdrücklichen Angriff so überrascht, daß ihr Widerstand schnell erlahmte. Sie flohen unter Zurücklassung ihrer Toten und Verwundeten in den schützenden Wald.
Jetzt erst warf Forster einen schärferen Blick auf die Geretteten und erkannte mit Verwunderung den Herrn und die Dame, mit denen er gestern auf der Alameda gesprochen hatte. Der Graf war leicht verwundet, die Gräfin aber bereits wieder wohlauf.
„Ihr seid's, Señor?“ fragte sie. „Dann hat Euch Eure mächtige Zauberin herbeigeführt!“
Auch der Graf trat herbei. Er zeigte nicht die geringste Spur seiner gestrigen vornehmen Zurückhaltung.
„Nehmt meinen besten Dank, Señores, für die rechtzeitige Hilfe, welche Ihr uns brachtet! Ohne Euch, das ist sicher, wären wir verloren gewesen.“
„Wir müssen den Dank zurückweisen, Don Hernano, denn es drohte Eurem Leben keine Gefahr; man wollte sich mit einem Lösegeld begnügen“, antwortete Forster.
„Woher wißt Ihr das, und wie kommt Ihr als Fremder zu meinem Namen?“
„Das erlaubt, Euch später zu erklären! Jetzt müssen wir vor allen Dingen trachten, aus der Nähe dieses Ortes zu kommen. Wo sind die Pferde?“
Die beiden Tiere des Grafen und der Gräfin lagen erschossen am Boden; das Pferd des Dieners hatte, wie auch die anderen drei nach ihm, das Weite gesucht. Summerland machte sich sofort mit dem Diener und dem Führer auf, sie einzufangen, während die Gräfin nach der Wunde ihres Gemahls sah und Forster sich beschäftigte, die Sättel von den gefallenen Pferden zu schnallen. Die Verletzung zeigte sich ganz ungefährlich; die Pferde wurden nach einiger Mühe herbeigeschafft, auf eines derselben der Damensitz befestigt, und dann verließ man, der Diener und der Führer zu Fuß, die Stätte.
Die Besitzung des Grafen lag nicht allzuweit entfernt; man erreichte sie nach kaum einer halben Stunde und konnte nun in voller Ruhe das Geschehene besprechen.
Im elegantesten Salon, den es nur geben konnte, saß Forster mit Summerland und den beiden Gatten zusammen. Die Gräfin, welche eine starke, furchtlose Natur sein mußte, machte die Honneurs, als sei sie eben von dem Besuch einer Freundin zurückgekehrt, und nur der Graf, dessen Alter eine größere Empfänglichkeit für dergleichen gewaltsame Eindrücke zur Folge haben mußte, hatte sich noch nicht vollständig erholt und dachte mit Schaudern an die Gefahr, in welcher er geschwebt hatte.
„Vor allen Dingen, Señors, laßt mich Eure Namen kennenlernen“, bat er.
„Der meinige ist Forster, Richard Forster, Frankfort, Kentucky, Vereinigte Staaten, und dieser Sir ist mein Jagd- und Reisegefährte Tim Summerland – – – Savannen und Prärien, Vereinigte Staaten“, setzte er lächelnd hinzu.
„Und Euer Charakter, Don Forster?“
„Ich – schreibe Bücher, Señor, eine Beschäftigung, welche mich oft zwingt, mir auf Reisen den nötigen Stoff zu holen.“
„So wollt Ihr über Mexiko schreiben?“
„Nein. Für diesmal
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