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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die übrigen Papiere wieder an ihre Stelle zurück und fragte, den Brief in die Tasche schiebend:
    „Hat er zu dir von dem Grafen Hernano gesprochen?“
    „Kein Wort.“
    „Du sagtest mir in Stenton, daß er viel Goldstaub und Nuggets besitze?“
    „Er hat in New Orleans einiges davon verkauft; das andere befindet sich im unteren Kasten.“
    Auch dieser wurde aufgesprengt. Er enthielt mehrere schwere Beutel, die einen nicht geringen Wert repräsentierten.
    „Alles geraubt. Er soll auch nicht ein Körnchen davon behalten!“
    „Geraubt?“ fragte sie erschrocken. „Nein, das hat Tom nicht getan!“
    „Er hat es getan, Sarah: Master Olbers fünfzigtausend Dollar, mir mehrere Tausend und dieses Gold von Goldgräbern, die er ermordet hat.“
    „Ermordet? Mein Gott, Sir, ich höre wohl nicht recht!“
    „Du hörst sehr recht. Er ist ein Mörder, Räuber und Fälscher und aus Stenton bei Nacht und Nebel entflohen, weil die Polizei ihn suchte. Die Narbe hat er nicht von einem Indianer, sondern von mir. Ich traf ihn in der wilden Prärie mitten unter Mördern und gab ihm den Hieb, von welchem die Narbe stammt.“
    „Nein, nein, das ist nicht möglich, Mylord Forster!“
    Sie warf sich auf das Sofa und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Er beschloß, den sichersten Trumpf auszugeben.
    „Nicht bloß das, sondern noch viel mehr. Auch dich hat er betrogen.“
    „Mich? Niemals!“
    „Er hat, während er zu dir ging, um die Hand von Miß Marga angehalten. Ich selbst habe dabei gestanden; es war am Tag seiner Flucht.“
    Sie sprang empor. Ihr Auge blitzte.
    „Ist's wahr, Sir? Könnt Ihr es beschwören?“
    „Ja, Sarah! Er hat dich nur mitgenommen, um dich später treulos zu verlassen.“
    „Der Bube!“
    Ihr südliches Naturell begann, sich im Zorn zu offenbaren.
    „Er hat keine Plantagen, keinen Fußbreit Land in Texas; er lebt nur vom Verbrechen und wird auch dich ins Verderben führen.“
    „Mich, Mylord Forster? Nein, das wird er nicht!“ Sie ballte die kleinen Fäuste. „Ich habe ihn lieb gehabt wie mein Leben; aber ich glaube Euch; er hat Miß Marga gewollt und nun ist meine Liebe hin. Sobald er zurückkehrt, werde – – –“
    „Er kehrt nicht zurück zu dir, Sarah, denn du wirst sofort mit mir das Haus verlassen.“
    „Das darf ich nicht, denn er hat mir streng befohlen, daheim zu bleiben, bis er kommt.“
    Er lächelte.
    „Du scheinst deine Lage nicht zu begreifen! Daß du Mutter Smolly ohne ihre Erlaubnis verlassen hast, will ich nicht verurteilen; es war Undank, aber kein Verbrechen. Aber, Sarah, du bist mit einem Raubmörder geflohen und hast ihn in seinem Tun unterstützt, bist also vor dem Gesetz seine Mitschuldige – verstehst du nun, weshalb du mit mir gehen mußt? Als meine Gefangene!“
    „Gefangene?“ schrie sie. „Ich habe nicht das Geringste verbrochen!“
    „Und mein Geld, das er mir raubte, ehe er Stenton verließ? Ich traf ihn in meinem Zimmer; er wollte mich mit dem Messer töten, brachte mir aber nur zwei Wunden bei und entkam.“
    „Ist das wahr? Er verlangte Euren Schlüssel, weil er von Eurem Zimmer aus etwas in Olbers Haus beobachten wollte.“
    „Der Schlüssel war dir anvertraut und gehörte nicht in seine Hände. Er hat mich beraubt und verwundet.“ Er streifte den Ärmel seines Rockes empor. „Sieh hier den Schnitt und den Stich; du bist mitschuldig an dem Raub und Mordversuch.“
    Sie erbleichte so tief, als es bei der Farbe ihrer Haut möglich war, und stierte ihn wie geistesabwesend an. Erst nach einer langen Pause vermochte sie, Worte zu finden.
    „Das ist ja entsetzlich, Sir; das ist ganz fürchterlich! O Gott, hätte ich ihm doch nie geglaubt, hätte ich doch Mutter Smolly nie verlassen! Gibt es keine Rettung für mich, Sir?“
    „Vielleicht, wenn du mir alles aufrichtig mitteilst!“
    „Ich werde es tun, Mylord Forster. Fragt; ich will auf alles Antwort geben.“
    Er stellte ein eingehendes Verhör an und erfuhr, was zu wissen nötig war. Er fühlte inniges Mitleid mit der Verführten, die keine andere Schuld als ihre Liebe trug.
    „Willst du mir gehorchen, Sarah, so kann noch alles gut werden!“
    „Befehlt nur, Sir! Ihr werdet sehen, daß ich auch das Schwerste tue.“
    „So pack ein, was dir gehört. Du gehst mit mir.“
    Mit zitternder Hast suchte sie ihre wenigen Habseligkeiten zusammen. Er nahm alle Wertsachen Wilsons an sich und verließ heimlich mit ihr das Haus. Die Wirtin durfte nicht in den Stand gesetzt werden, irgendwelche

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