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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Auskunft zu erteilen. Das Hotel war bald erreicht, und der schon längst zurückgekehrte Summerland erstaunte nicht wenig, als er das Mädchen bemerkte. Forster erzählte ihm alles, nachdem er für ein Zimmer gesorgt hatte, in welches Sarah sich zurückziehen mußte.
    „Alle Wetter, Sir, das ist ja ein ganz vortrefflicher Fang. Und der Brief, was steht in dem?“
    „Das will ich dir erklären. Schon in den ältesten Zeiten der spanischen Herrschaft in Mexiko pflegte die Regierung große Länderstrecken an Privatpersonen zu vergeben, entweder unter der Bedingung, binnen gewisser Jahre eine bestimmte Anzahl Menschen darauf anzusiedeln, oder sie verkaufte sie ihnen für eine sehr geringe Summe, die mit dem Wert des Landes in gar keinem Verhältnis stand und gewöhnlich in die Privattasche eines höheren Beamten floß. Hier nennt man solche Stücke Landes Empresarios, bei uns im Norden aber Grants. Es ist nichts Ungewöhnliches, daß man noch jetzt, wo man die Empresarios aus Geldnot billig vergibt, eine Legua von viertausendfünfhundert Acker für den Preis von noch lange nicht tausend Dollars weggibt und ein einziger Mann oft zehn bis fünfzehn Leguas in dieser Weise von der Regierung billig ersteht. Der Verkauf dieser Grants liegt nun in den Händen des Grafen Don Ventura Hernano, und der brave Alkalde schlägt in diesem Brief seinem Bruder, zwar nicht in deutlichen Worten, aber doch so, daß man die Andeutungen zu verstehen vermag, einen Streich vor, der den Grafen zur willigen Abtretung eines größeren Landstrichs führen soll. Er begibt sich, wie hier steht, wöchentlich auf eines seiner Güter, welches in der Nähe von Morelia liegt; die Gräfin begleitet ihn gewöhnlich, und bei einer solchen Gelegenheit sollen beide überfallen und gefangen werden. Dabei erscheint Wilson als Retter und befreit den Grafen, während die Gräfin zurückbehalten wird, um ein Lösegeld zu erzielen, welches den Anteil der Helfershelfer bildet.“
    „Ein verteufelt sauberer Plan, Sir, den man nur so einem spanischen Schuft zutrauen kann. Warum aber hat Wilson diesen Brief nicht vernichtet?“
    „Das frage ich auch. Bei jeder schlimmen Tat gibt es einen Fehler, der sie an das Licht bringen kann. Wir sind vollständig geborgen, denn wir haben den Raub wieder und noch mehr dazu; ich konnte unter den hiesigen Verhältnissen nicht anders handeln. Eigentlich also könnten wir sofort zurückkehren, aber ich muß diesem Wilson das Handwerk legen und werde morgen in der Frühe zum Grafen gehen, um ihm die Angelegenheit vorzutragen.“
    „All right! Wir begleiten ihn und nehmen die Schufte samt dem Retter beim Skalp, das ist so sicher wie meine Mütze! Aber das Mädchen?“
    „Bleibt hier bis zu unserer Rückkehr. Ich bin überzeugt, daß wir ihr von jetzt an trauen können.“
    „So legt Euch schlafen, Sir, damit wir morgen nicht etwa den Spaß versäumen!“
    Sie gingen zur Ruhe mit dem glücklichen Bewußtsein, gleich in den ersten Stunden mehr erreicht zu haben, als sie jemals ahnen konnten.
    Am anderen Morgen erkundigte sich Forster nach dem Palast des Grafen. Dort hörte er, daß dieser bereits vor einer Stunde mit der Gräfin abgereist sei. Sofort begab er sich zu einem Pferdehändler, sorgte für drei gute, ausdauernde Reittiere und einen Führer, und hielt mit ihnen schon nach kurzer Zeit vor dem Hotel. Tim Summerland war sofort bereit. Es war keine Zeit zu verlieren, denn der Anschlag des Alkalden konnte möglicherweise schon heute ausgeführt werden. Sarah schwor, zu bleiben und bis zu ihrer Rückkehr nicht einmal an das Fenster zu treten; dann ging er fort.
    Der Führer war ein junger und, wie es schien, recht zuverlässiger Bursche, der auch ganz gut zu reiten verstand.
    „Nach Morelia hin will ich Euch dienen, Señor!“ meinte er, als sie die Stadt im Rücken hatten; „aber nach Querétaro und Guanajuato wäre ich nicht mitgegangen.“
    „Warum?“
    „Diese Gegend ist seit einiger Zeit verrufen durch die Braveros (Räuber), welche dort herumlungern und niemanden ungeschoren vorüberlassen. Erst vor acht Tagen haben sie eine ganze Mula (Maultierkarawane) überfallen und die Reisenden niedergemacht. Santa Maria, was half es, daß man Reiter gegen sie schickte! Sie haben sich zurückgezogen und werden es in Kürze noch schlimmer treiben als vorher.“
    Forster wurde nachdenklich. Er mußte unwillkürlich diese Braveros mit dem Unternehmen Wilsons in Verbindung bringen und gab seinem Tiere die Sporen.
    Bald erreichten sie

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