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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sei, der seine Grenzen einmal überschreite.“
    „So seid Ihr auch verloren?“
    „Ich bin gefeit von einer mächtigen Zauberin!“ lächelte er, sich tief verneigend, und trat zurück.
    Ein unbeschreiblicher Blick traf ihn, in welchem die Bewunderung mit dem Zorn über den Etikettenfehler rang, den er durch die Abbrechung des durch List herbeigeführten Gespräches begangen hatte. Dann rauschte sie davon.
    Er verließ den Platz nicht eher, als bis dieser sich beinahe entleert hatte und er nun sicher war, daß der Gesuchte nicht hier gewesen sei. Um einige Straßen der Stadt im Licht des Abends zu betrachten, kehrte er nicht zurück nach dem Hotel, sondern schlug einen Umweg ein, der ihn nach dem Innern des Häusermeeres führte. Schon war er, sich die verschiedene, oft wirklich schöne, oft auch bizarre Architektur der Häuser betrachtend, einige Straßen vorwärts gekommen, als sein Blick ein schmales Gebäude streifte und an einem der oberen Fenster haften blieb. Es war geöffnet, und ein unverhüllter Frauenkopf blickte aus ihm auf die Straße herab. Er zog sich unter das Tor, an welchem er eben vorüberschreiten wollte, zurück und verwandte kein Auge von dem Gesicht, welches er mit größter Deutlichkeit erkannte.
    „Welch ein Zufall! Sarah, die Terzerone! Wo die ist, muß auch Wilson sein!“
    Er wartete, bis der Kopf sich zurückgezogen hatte, und trat dann in das Haus. Seinem Äußeren nach konnte es nur von gewöhnlichen Leuten bewohnt sein, und er brauchte also keine große Rücksicht zu nehmen, sondern trat sofort in das Zimmer, welches das Parterre enthielt. Es war ziemlich ärmlich, aber sauber ausgestattet. Eine alte Frau erhob sich aus dem Sessel, in welchem sie halb schlummernd geruht hatte.
    „Verzeiht, Matrina, daß ich Euch störe. Nicht wahr, hier über Euch wohnt Don Carlo Piscaldo, den ich suche?“
    Er hatte den ersten besten Namen gewählt, der ihm eingefallen war.
    „Don Carlo Piscaldo, Señor? Nein, der wohnt nicht hier, hat auch nie bei mir gewohnt. Meine Zimmer gehören einem Don Tomasio, der mit seinem Weibchen erst gestern hier angekommen ist und Mexiko auch gleich wieder auf einige Tage verlassen hat.“
    „Das stimmt; es muß also nur eine Namensverwechslung vorliegen. Dank, Matrina, ich muß die Doña sprechen!“
    Er verließ die Stube, stieg die schmale Treppe empor und klopfte. Ein leiser Ruf erklang, und er trat ein.
    Sie war's! Das Auge auf die Tür gerichtet, erkannte sie ihn sofort, wie der Schreck zeigte, welcher ihr Gesicht trotz seines dunklen Teints erbleichen ließ.
    „Mylord Forster!“ rief sie, mit den Händen den Tisch erfassend, an welchem sie stand.
    „Ich bin es, Sarah! Warum erschrickst du?“
    „Ich – ich – erschrak nicht. Es – es war nur die Freude!“
    „Wirklich? So erlaube, daß ich mich setze. Wo ist Master Wilson, der sich hier Tomasio nennt?“
    „Nach Morelia zu seinem Bruder.“
    „Wann kommt er zurück?“
    Ihr ungewisser Blick suchte in seinem Gesicht zu lesen.
    „Sarah, die Wahrheit!“ gebot er ernst.
    „In vier oder fünf Tagen.“
    „Was tut er dort?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Wo hat er seine Effekten?“
    „Hier.“
    „Briefe und sonstige Schreibereien?“
    „Auch hier.“
    „Zeig einmal her!“
    „Das darf ich nicht, Sir. Er hat sie eingeschlossen, denn auch ich darf sie nicht sehen.“
    „Wo sind sie?“
    „Hier in der Kommode.“
    „Schön; so helfe ich mir selbst!“
    Er ergriff den Kaminhaken, stemmte ihn in die Fuge des Kastens, und sprengte das Schloß auf. Sie wagte nicht, Widerstand zu leisten, und versuchte auch kein Wort der Einwendung mehr. Tief unter der Wäsche versteckt fand er eine Brieftasche und ein zusammengebundenes Paket mit allerlei Skripturen. Er öffnete die Erstere; ein triumphierendes Lächeln flog über sein Gesicht; sie enthielt seinen Depositenschein, die gestohlenen Wechsel und Olbers' sämtliche Anweisungen im Werte von fünfzigtausend Dollars. Wilson hatte sich doch nicht sicher gewußt, und die Verwertung bis später aufgeschoben. Er nahm die Brieftasche zu sich und öffnete dann das Paket.
    Es enthielt in Schriftübungen und einer kleinen Monogramm- und Stempelsammlung den sichern Beweis, daß der Besitzer sich sehr eingehend mit Fälschungen beschäftigt habe. Auch einige Briefe waren dabei. Er öffnete die Bogen und überflog ihren Inhalt. Der letzte zeigte ein neues Datum und schien Forsters ganze Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen.
    Als er ihn gelesen hatte, legte er

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