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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wo Wilson sein Zimmer hat. Ich kenne den Namen der Straße nicht, doch kannst du bei Sarah alles erfahren. Ich kann nicht sagen, wann ich dir folgen werde; wenn du ihn siehst, so laß ihn nicht wieder aus den Augen!“
    „All right, Master Forster; tragt keine Sorge um mich. Ich werde aufpassen, wie die Kundschafter im Lande Kanaan, als sie die großen Trauben fanden und hinüber nach Mesopotamien schleppten.“
    Forster wandte sich zurück und stellte sich nun der Gräfin zur Verfügung. Diese führte ihn in ein Zimmer, welches wahrhaft fürstlich ausgestattet war und an ein höchst bequem eingerichtetes Schlafkabinett stieß.
    „Darf ich hoffen, daß es Euch genügen wird?“
    „Vollkommen, Señora. Ich habe ja überhaupt gar nicht die Absicht, Euch Störung und ungewöhnliche Mühewaltung zu bereiten!“
    Sie entfernte sich. Er trat an das Fenster und blickte hinaus in den herrlichen Garten, wo eine reiche, südliche Vegetation in den buntesten Farben prangte.
    Es ging ihm beinahe wie Tim Summerland; er fühlte sich unwohl an diesem Ort. Er verließ nach kurzer Zeit das Zimmer wieder und begab sich in den Garten. Von hier aus bemerkte er, daß man die im Wald liegengebliebenen Braveros brachte. Er eilte zu der Gruppe, welche die geschwärzten Gestalten umgab, und erfuhr, daß man nur die Toten angetroffen hatte, während die Verwundeten verschwunden waren.
    Auch der Graf trat hinzu und gebot:
    „Wascht ihnen die Gesichter! Vielleicht finden wir ein bekanntes unter ihnen.“
    Man leistete dem Befehl Folge, und kaum hatten die Züge der ersten der fünf Leichen ihre ursprüngliche Farbe erhalten, so rief einer der Arbeiter:
    „Per dios, der Alkalde von Morelia!“
    „Ja, er ist's, ich kenne ihn“, bestätigte der Graf. „Wie kommt ein solcher Beamter unter die Banditen?“
    Forster bog sich nieder, um die Kleidung des Mannes, dem eine seiner Kugeln in die Brust gedrungen war, zu untersuchen. Er öffnete die Knöpfe derselben und bemerkte, daß das Leben noch nicht völlig aus ihm gewichen sei.
    „Habt Ihr nicht bemerkt, daß er noch atmet? Holt Wasser!“
    Die Brustwunde war tödlich; die Kugel mußte in die unmittelbare Nähe des Herzens eingedrungen sein. Bei der Untersuchung des kleinen Lochs, welches ihren Weg bezeichnete, zuckte der Verwundete schmerzhaft zusammen. Forster ließ sich dadurch nicht stören. Gerade dieser Schmerz war am besten geeignet, das geschwundene Bewußtsein, wenn auch nur auf kurze Augenblicke, zurückzurufen. Wirklich öffneten sich die geschlossenen Lider, sanken schwer wieder nieder und erhoben sich dann zum zweiten Mal, um dem Blick Raum zu geben, die Umgebung zu erfassen. Der Graf bog sich zu ihm nieder und sagte:
    „Antonio Molez, der Tod hat Euch ergriffen. Wollt Ihr ohne Bekenntnis sterben?“
    Der Gefragte schwieg. Er mußte sich erst auf das Gefragte besinnen. Dann hauchte er:
    „Vergebt!“
    Forster zog den Brief aus der Tasche und hielt ihm diesen vor die erstarrenden Augen.
    „Habt Ihr das geschrieben?“
    „Ja.“
    „Wo ist Euer Bruder?“
    „Im Wald. Er – wollte – den Grafen befreien.“
    „Ihr seht, Don Hernano, daß ich Euch die Wahrheit mitteilte.“ Dann wandte er sich wieder zu dem Sterbenden: „Wohin kehrt er aus dem Wald zurück?“
    „Ich – weiß es nicht. Santa Madonna – bitte für mich – ich sterbe. Ich wollte – reich werden – mein Amt schützte mich – – ich bin der Anführer der – – –“
    Sein Oberkörper erhob sich unter einer konvulsivischen Bewegung; ein Blutstrom entquoll seinem Mund; er sank tot zurück.
    „Gott sei seiner Seele gnädig! Er war der Anführer der Braveros und hatte seinen schlimmsten Streich gegen mich gerichtet. Ich vergebe ihm!“ sprach der Graf.
    Die anderen vier waren ohne Leben; die fünf Leichen wurden bis auf Weiteres unter Verschluß gebracht.
    Beim Diner, welches die drei Personen im Speisesaal vereinigte, war der Überfall natürlich Hauptgegenstand des Gesprächs. Don Hernano sann lange auf eine Art und Weise, seine Erkenntlichkeit zeigen zu können, ohne unzart zu sein. Da endlich kam ihm ein Gedanke, und er mußte sich wundern, nicht sofort auf denselben verfallen zu sein. Der Zweck des Überfalls war gewesen, sich die Gunst des Grafen zu erwerben, um durch ihn in den Besitz billiger Ländereien zu kommen. Konnte dieser Zweck nicht jetzt zum Mittel werden, den Retter zu belohnen? Er schien kein reicher Mann zu sein, und das Geschenk von einigen Leguas guten Landes verursachte

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