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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dem Grafen ja nicht die mindeste Schwierigkeit. Er faßte den Entschluß diesen Gedanken auszuführen und die bezüglichen Papiere sofort bei seiner Ankunft in Mexiko ausfertigen zu lassen.
    Da erschallten eilige Huftritte vom Tor her; die beiden nach Morelia gesandten Boten kehrten zurück und traten bald in den Speisesaal.
    „Nun?“ fragte der Graf, in ihren Gesichtern eine wichtige Botschaft lesend.
    „Wir haben ihn.“
    „Ah! Das ist ja über alles Erwarten schnell gegangen.“
    „Er traf eben ein, als die Polizei das Haus des Alkalden besetzt hatte.“
    „Leistete er Widerstand?“
    „Ganz wütend. Er war vorzüglich bewaffnet und hat einige der Leute verwundet.“
    „Und wo befindet er sich jetzt?“
    „Im Gefängnis, von wo er morgen nach dem vorläufigen Verhör nach Mexiko transportiert werden soll.“
    „Gut, Ihr könnt abtreten!“ Da wandte er sich zu der Gräfin und Forster. „Ich muß den Menschen sehen und reite nach aufgehobener Tafel nach Morelia. Wollt Ihr mit, Don Forster?“
    „Auf jeden Fall.“
    „Man wird unsere Ankunft willkommen heißen. Er ist nicht persönlich bekannt, und Ihr könnt also seine Person feststellen. Übrigens sind wir ja bei der Untersuchung gegen ihn sehr beteiligt, so daß es die Arbeit des Beamten sehr erleichtert, wenn wir zugegen sind.“
    „Soll ich von dem Ritt ausgeschlossen werden?“ fragte die Gräfin.
    „Ich denke, du wirst lieber hier bleiben, als dich der Berührung eines solchen Menschen aussetzen!“
    Sie sah ein, daß ihr Gemahl recht hatte, und so blieb sie daheim, während er und Forster in Begleitung eines Dieners fortritten. In Morelia angekommen, begaben sie sich zu dem Stellvertreter des Alkalden und teilten demselben, der schon wußte, was mit Wilson geschehen war, mit, daß sie sich in dieser Angelegenheit an ihn wenden müßten, weil sein Vorgesetzter als Anführer einer Räuberbande erwischt und getötet worden sei. Er geriet darüber in das größte Erstaunen und führte sie, als er sich von demselben erholt hatte, nach dem Gefängnis, um Wilson einem vorläufigen Verhör zu unterwerfen. Dort angekommen, sagte der Graf zu Forster:
    „Bleibt hier vor der Tür stehen, Señor, und laßt uns erst allein hinein!“
    „Warum?“
    „Um ihn zu überraschen und zu überführen.“
    „Wird das zweckdienlich sein, Don Hernano?“
    „Gewiß! Er hat keine Ahnung davon, daß Ihr hier seid, und wird wahrscheinlich leugnen und sich für einen anderen ausgeben. Wenn ich Euch dann rufe, so wird ihn der Schreck über Euren Anblick so überwältigen, daß ich erwarte, von ihm ein vollständiges Geständnis zu hören.“
    „Wird nicht der Schreck ganz derselbe sein, wenn ich gleich mit Euch hineingehe?“
    „Nein; ich verstehe das. Laßt mich also nur machen, was ich will!“
    Forster fand an diesem Vorschlag keinen Gefallen, mußte aber dem Grafen zu Willen sein. Dieser ließ von dem Vize-Alkalden das Gefängnis aufschließen und trat mit ihm hinein; die Tür wurde hinter ihnen zugezogen.
    Forster lauschte. Er hörte erst ruhige Stimmen; dann erscholl plötzlich ein Hilferuf und gleich darauf ein zweiter. Er eilte an die Tür und riß sie auf. Da lag der Stellvertreter des Alkalden blutend am Boden, und eben drang Wilson, mit einem gezückten Messer in der Hand, auf den Grafen ein, um ihn zu erstechen und dann zu entspringen. In demselben Augenblick stand Forster bei ihm, riß ihm das Messer aus der Faust, packte ihn mit den beiden Händen an den Hüften, hob ihn in die Höhe und warf ihn mit solcher Kraft zu Boden, daß alle seine Glieder krachten und er besinnungslos liegenblieb.
    „Seid Ihr verletzt?“ fragte der Dichter dann den Grafen, ihn besorgt anblickend.
    Dieser hatte vor Entsetzen seine Fassung verloren, und es dauerte eine ganze, ganze Weile, ehe er zu antworten vermochte:
    „Nein; aber der da ist verwundet.“
    Bei diesen Worten zeigte er auf den Beamten, der sich eben jetzt vom Boden erhob. Er hatte einen Stich erhalten, der seinem Herzen gegolten hatte, aber infolge einer schnellen, abwehrenden Bewegung durch den Arm gegangen und glücklicherweise nicht gefährlich war. Die Gewalt des Stoßes hatte den Getroffenen zu Boden geworfen.
    „Wie konnte das möglich sein?“ fragte Forster den Verwundeten.
    „Er verstellte sich“, antwortete der Gefragte. „Er zeigte sich erst ganz ruhig und entriß mir dann plötzlich das Messer.“
    „War er denn nicht gefesselt?“
    „Nein.“
    „So ein gefährlicher Mensch?“
    „Kann ich

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