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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ermüdet, so daß sie sich sofort zur Ruhe begaben und an nichts anderes, auch nicht an die Kuverts, gedacht hatten. Am nächsten Morgen machte Forster, nachdem er aufgestanden war, eine Promenade auf dem Deck; da kam Tim Summerland aus seiner Kabine und förmlich auf ihn zugesprungen. Er hielt ein Papier in der Hand und rief ihm schon von weitem zu, indem sein Angesicht vor Entzücken geradezu strahlte:
    „Sir, habt Ihr schon Euer Kuvert geöffnet?“
    „Nein“, antwortete Forster.
    „Dann macht es schnell auf, schnell! Ihr werdet ein Wunder lesen!“
    „Was für eins?“
    „Das will ich noch verschweigen, denn ich will die Augen sehen, die Ihr dabei macht. Also schnell, schnell, schnell!“
    Er faßte ihn am Arm und zog ihn fort, nach der Kajüte, welche Forster angewiesen war. Dort öffnete dieser den Umschlag, zog die Bogen, welche er enthielt, hervor, entfaltete sie und – – – stand allerdings für den ersten Augenblick vollkommen starr und wortlos da.
    „Nicht wahr, das ist ein Geschenk!“ jubelte Tim. „Ihr habt auch einen Grant?“
    Forster konnte zunächst nur nicken.
    „Auch ich habe so ein Ding da, eine ganze Legua; das sind über viertausend Acker Land; ich bin also ein reicher Kerl, ein steinreicher Kerl, das ist so gewiß wie meine Mütze!“
    Forster war noch viel reicher bedacht worden, denn die Dokumente in seinen Händen machten ihn zum Besitzer von zehn, sage zehn Leguas. Das war eine wahrhaft königliche Dankbarkeit, die allerdings dem Grafen nichts gekostet hatte.
    Die wieder Beschenkten konnten sich in diesen ihren plötzlichen Reichtum fast nicht finden, und Forster fühlte zwar sich auch über den Besitz an sich glücklich, noch viel, viel mehr aber darüber, daß er nun, ohne eigennützig zu erscheinen, an die Vereinigung mit der Geliebten denken durfte. Mit welcher Freude, welcher Sehnsucht blickte er da nun seinem Ziel entgegen!
    Und noch eine Person gab es, welche fast dieselbe Sehnsucht fühlte, nämlich Sarah, die Terzerone. Sie sah ein, welchen Fehler sie begangen hatte und bereute ihn aufrichtig. Mutter Smolly war ihr stets eine gute, nachsichtige Herrin gewesen, ja sogar mehr Mutter als Herrin, und sie hatte ihr mit solchem Undank gelohnt. Wie gern kehrte sie zu ihr zurück! Freilich fragte es sich sehr, ob sie wieder Aufnahme finden würde. Sie bat Forster, ihr Fürsprecher zu sein, und er versprach ihr, sein Möglichstes zu tun.
    Endlich war die lange See- und Flußfahrt zu Ende. Sie hatten ihr Ziel erreicht und verließen den Steamer. Am Haus des Advokaten, wo Tim Summerland natürlich wieder bei seinem Bruder wohnen wollte, fragte er Forster:
    „Wie nun, Sir? Ihr tretet doch mit herein?“
    „Heute nicht, Tim. Morgen komme ich, dich zu besuchen. Behalte meine Sachen jetzt bei dir; ich werde sie abholen lassen.“
    Er ging mit Sarah weiter. Die Druckerei, an welcher der Weg vorüberführte, war erleuchtet. Er hatte sich auf eine Überraschung Margas vorbereitet und trat ein, um ein Gedicht für das Morgenblatt zu geben. Es wurde sofort akzeptiert.
    Im Haus des Bankiers war man zur Ruhe gegangen, wie die Fenster zeigten, aber bei Mutter Smolly war noch Licht.
    „Ich gehe nicht hinein, Sir, ich fürchte mich!“ meinte Sarah.
    „So warte im Flur, bis du gerufen wirst.“
    Er klingelte. Die Wirtin selbst erschien unter der sich öffnenden Tür.
    „Wer – Himmel, Sir, ist's möglich!“ rief sie aus.
    Fast wäre ihr vor freudiger Überraschung das Licht aus der Hand gefallen.
    „Es ist wirklich und also auch möglich, meine beste Mutter Smolly. Habt Ihr mein Zimmer vielleicht anderwärtig vermietet?“
    „Vermietet? Wo denkt Ihr hin! Ich hätte es zehn Jahre lang für Euch reserviert. Aber tretet ein, schnell; Ihr müßt von der weiten Reise ja ganz entsetzlich ermüdet sein!“
    Sie führte ihn in den Salon, wo sie erwartungsvoll ihm gegenüber Platz nahm.
    „Wie ist es denn gegangen, Sir? Habt Ihr ihn gefunden? Habt Ihr Sarah gesehen? Ich habe in dieser Zeit mehrere Mädchen gehabt, aber alle wieder entlassen müssen.“
    „Ich habe ihn gefunden.“
    „Wirklich? Und Euer Geld?“
    „Habe ich wieder, und auch die fünfzigtausend Dollars von Master Olbers.“
    Sie schlug verwundert die Hände zusammen.
    „Das ist ja ganz außerordentlich; das muß ich hören; bitte; erzählt, Sir!“
    Er erfüllte ihre Bitte in möglichster Kürze. Als er am Schluß bemerkte, daß die Terzerone draußen stehe, sprang sie auf und eilte

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