Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
hinaus.
    „Sarah!“
    „Ma'am!“
    „Wirst du mir wieder fortgehen?“
    „Nie!“ weinte das Mädchen.
    „So bleib, und denke daran, daß es nirgends so gut ist, wie bei Mutter Smolly!“
    Zu Forster zurückgekehrt, berichtete sie ihm von Marga, die täglich herübergekommen sei und nur von ihm gesprochen habe.
    Er hörte mit glücklichem Lächeln zu, bat sie, seine Ankunft morgen früh noch zu verschweigen, und begab sich dann hinauf in seine Wohnung, wo er bald dem wohlverdienten Schlaf in die Arme sank.
    Als er erwachte, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Drüben waren die Fenster und die Balkontür geöffnet. Marga saß, mit einer Arbeit beschäftigt, auf dem letzteren, und er bemerkte, wie fleißig ihre Augen zu seinem Fenster herüberschweiften.
    Da kam auch der Bankier und brachte die Zeitungen. Sie teilten sich die Blätter und lasen.
    „Wie schön sie ist, wie schön, rein und gut!“ dachte Forster.
    Er machte so schnell wie möglich Toilette, nahm dann das Opernglas und stellte sich beobachtend hinter die Gardine. Da zuckte sie zusammen; eine tiefe Röte glitt über ihr schönes Angesicht; die Hand fuhr nach dem Herzen, und ihre Augen flogen herüber zu ihm. Im Nu stand er auf dem Balkon und grüßte.
    „Papa!“ rief sie so laut, daß er es hörte, und erhob zeigend den Arm.
    Olbers blickte herüber und sprang überrascht vom Stuhl empor. „Sir – ah, herüber, herüber, schnell, schnell!“
    Forster nickte zustimmend und verließ den Balkon. Drüben kamen ihm Vater und Tochter bereits auf dem Korridor entgegen.
    „Willkommen, Master Forster! Kommt nur rasch herein! Wie ist's gegangen?“
    Er trat ein, zog die Brieftasche hervor und öffnete sie.
    „Wollt Ihr einmal diese Papiere betrachten, Master Olbers?“
    „Ja. Ah – meine Wechsel und Anweisungen. Ist's möglich? Marga, es ist nichts verloren, kein Penny, kein einziger!“
    „Auch ich habe mein Geld wieder. Und hier, bitte, lest einmal dies!“
    Der Bankier warf einen Blick auf die Bogen, riß sie ihm dann aus der Hand und trat damit zum Fenster.
    „Grants, Empresarios – zehn volle Leguas!“ rief er erstaunt. „Master Forster, das ist ja unglaublich; das ist ja ein ganzer Staat, ein ganzes Territorium!“
    „Und doch ist's wahr! Das Land kostet mich keinen Dollar; ich habe es geschenkt erhalten.“
    „Geschenkt? Einen Wert von Millionen? Erzählt, wenn ich es glauben soll!“
    Er mußte berichten und tat es mit der größten Ausführlichkeit. Mit atemloser Spannung hörte man ihm zu. Als er geendet hatte, erhob sich Olbers und ergriff seine Hand.
    „Master Forster, Ihr seid nicht nur ein Dichter, sondern auch ein ganzer Mann. Marga, wer hätte das gedacht, als wir ihn zum ersten Mal trafen! Ihr seid reich, zehnmal reicher als ich, Sir. Wie soll ich Euch danken? Mit Geld kann ich es nicht!“
    Da erhob sie sich von ihrem Sitz. Im Vollgefühl des Glücks, welches seine Rückkehr ihr bereitete, überwand sie die weibliche Scheu und trat an Forsters Seite.
    „Papa, ich weiß, wie wir ihm danken können“, sagte sie unter tiefem Erglühen. „Darf ich es dir zeigen?“
    „Tue es, mein Kind!“
    Da schlang sie die Arme um den Geliebten und bot ihm die schönen, vollen Lippen zum Kuß dar.
    „So, Papa! Darf es so sein und bleiben?“
    Der Bankier war so überrascht, daß er die Antwort vergaß. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und Tim Summerland trat ein.
    „Wer wollte mich denn besuchen und ist aber nicht gekommen?“ fragte er. „Daheim ist er auch nicht, und da – die haben sich beim Kopfe! Da ist der alte Trapper überflüssig!“
    Er wollte sich schleunigst zurückziehen, wurde aber von Olbers, der sich mittlerweile in die Gegenwart zurückgefunden hatte, noch rechtzeitig beim Arm ergriffen.
    „Bleibt, Master Summerland, denn wir haben Verlobung, jetzt zwar nur unter uns, aber die Sache wird wohl auch noch festlicher arrangiert werden!“
    „Verlobung?“ lachte der Trapper. „Na, dazu gebe ich auch meinen Segen auf der Stelle; denn, Master Olbers, diese zwei da passen zueinander so gut und vielleicht sogar noch besser als Jakob und Judith, um die er volle vierzehn Jahre gefreit hat, die Monate und Tage gar nicht mitgerechnet; das ist so sicher wie meine Mütze!“

Eine Befreiung
    Ich war von Tripolis nach Mursuk, der Hauptstadt der Provinz Fezzan, gekommen und bei dem reichen, jüdischen Handelsherrn Manasse Ben Aharab, an welchen ich gute Empfehlungen hatte, abgestiegen. Er nahm mich mit großer

Weitere Kostenlose Bücher