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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dafür, Señor?“
    „Er mußte unbedingt gebunden werden, weil er sich bei seiner Gefangennahme in so außerordentlicher Weise zur Wehr gesetzt hat!“
    „Ich war nicht dabei und kann also nichts dafür. Desto strenger aber werden wir nun mit diesem Halunken verfahren.“
    „Ja“, stimmte der Graf bei; „er soll so gefesselt werden, daß er sich nicht zu rühren vermag. Ich will für heute nichts mehr mit ihm zu tun haben und verzichte darauf, ihn ins Verhör zu nehmen. Er mag augenblicklich gefesselt und dann noch heut unter einer zahlreichen und sicheren Bewachung nach der Hauptstadt geschickt werden, wo man ihm den Prozeß machen wird. Schon der Umstand, daß er ein Pfahlmann ist, muß ihm das Leben kosten; dazu kommt, daß er uns ermorden wollte; er ist rettungslos verloren. Ich setze natürlich voraus, daß Ihr ihn rekognosziert, Señor Forster.“
    „Das tue ich“, antwortete der Genannte.
    „Er ist also wirklich der Tom Wilson, dem Ihr nach Mexiko gefolgt seid?“
    „Ja.“
    „Gut, so sind seine Tage gezählt, und er soll gewiß nicht wieder Gelegenheit finden, sich an seinen Mitmenschen oder ihrem Eigentum zu vergreifen.“
    Er gab die nötigen Befehle, und dann wurde der Rückweg nach der Besitzung Don Hernanos angetreten.
    Dieser sprach unterwegs von nichts anderem als von seiner unauslöschlichen Dankbarkeit dafür, daß Forster ihm abermals das Leben gerettet hatte, und als sie ihr Ziel erreichten, floß er gegen die Gräfin von dem Lobe seines Gastes über. Diese mochte nun doch einsehen, daß ihr früheres, freies Verhalten Forster gegenüber nicht das richtige gewesen sei, und gab sich nun zurückhaltender, zeigte ihm aber eine so aufrichtige Hochachtung, daß er ihr früheres Wesen gern vergaß.
    Am anderen Tag kehrte das gräfliche Paar mit Forster nach Mexiko zurück, worauf sofort die nötigen Schritte getan wurden, Wilson der wohlverdienten Strafe entgegenzuführen. Forster und Tim Summerland, der Graf und die Gräfin zeugten gegen ihn, auch Sarah, die Terzerone, mußte ihre Aussage tun, welche seine Belastung so vervollständigte, daß er zum Tod verurteilt wurde. Die hohe Stellung und der Einfluß des Grafen hatten zur Folge, daß man mit dem Mörder in aller Kürze verfuhr, und er wurde schon am Tag nach dem Urteilsspruche hingerichtet.
    Forster war natürlich durch diesen Prozeß in der Hauptstadt festgehalten worden und während dieser Zeit der Gast des Grafen gewesen, während Tim Summerland, dem es in dem gräflichen Palais zu fein gewesen wäre, mit Sarah im Hotel gewohnt hatte.
    Während dieser ganzen Zeit war kein Wort von Dankbarkeit wieder gefallen; aber als nun die Stunde der Abreise kam und Forster und sein treuer Gefährte sich von dem gräflichen Paar verabschiedeten, händigte Don Hernano jedem von ihnen ein verschlossenes Kuvert ein und sagte:
    „Was wir euch zu verdanken haben, Señores, das wißt ihr ebensogut wie wir; wir brauchen es euch nicht erst zu sagen oder euch zu erinnern. Wir werden es euch nie vergessen. Wenn ihr wieder nach Mexiko kommt – und ich hoffe, daß dies sicher geschehen wird – so sucht uns ja wieder auf; ihr werdet uns herzlich willkommen sein. Damit ihr bis dahin zuweilen an uns denken möget, geben wir euch ein kleines Andenken mit von dem wir meinen, daß es euch ein wenig Freude bereiten wird. Doch knüpfen wir eine Bedingung daran. Werdet ihr sie erfüllen?“
    „Wenn wir können, ganz gewiß“, antwortete Forster, und Tim stimmte bei.
    „Ihr könnt es. Wir bitten euch nämlich, diese Kuverts nicht eher zu öffnen, als bis ihr euch auf hoher See befindet; wollt ihr uns das versprechen?“
    „Ja, obgleich uns da die Gelegenheit entgeht, für diese uns jedenfalls wertvolle Gabe Dank zu sagen.“
    „Dank darzubringen, ist nicht eure, sondern unsere Pflicht. Reist also in Gottes Namen! Ich werde durch gute Begleitung dafür sorgen, daß ihr sicher und ohne Unfall den Hafen erreicht.“
    Er schüttelte ihnen die Hände in herzlichster Weise, und auch die Gräfin verabschiedete sie auf eine Art, welche ein voller Beweis ihrer Dankbarkeit und Hochachtung war; sie zeigte sich jetzt ganz anders als damals bei der ersten Begegnung auf der Alameda. Der Charakter Forsters, den er seiner deutschen Abstammung verdankte, hatte ihr imponiert.
    Einige Tage später schwammen die beiden Gefährten mit Sarah auf den Fluten des mexikanischen Golfs dem Mississippi entgegen. Sie waren des Abends an Bord gegangen, und von dem Ritt nach der Küste

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