42 - Die Trommeln von Scorpio
Fuß, der die Unwirtlichen Gebiete in voller Länge durchquert hat? Sie stieg ab, drehte sich um und sah mich aus den Augenwinkeln an. Ich spürte – nun, ich bin Dray Prescot ... Ich spürte, daß meine Ohren rot wurden. Ich wollte etwas sagen – ich weiß nicht mehr, was –, doch sie legte mir einen rosigen Finger auf die Lippen.
Also umarmte ich sie. Dann schlenderten wir über die mit gefallenen Katakis bedeckte Straße zu einem Haus, das von den Flammen so gut wie verschont geblieben war, und stießen auf einen Heuhaufen. Später erwähnte ich das Heu und lachte, und wir spekulierten darüber, wie Mu-lu-Manting und ihr mit Heu beladener Quoffa-Karren wohl vorwärtskamen.
»Und du hattest wirklich den Verdacht, daß Nath mit den gestutzten Ohren etwas im Schilde führte?«
»Aber sicher. Er war geradezu wie geschaffen für die Rolle des Schurken.«
»Wir hatten mit genug Schurken zu tun, Geliebter.«
»Oh, aye«, sagte ich genüßlich und streckte mich wieder im Heu aus, damit ich den Anblick bewundern konnte, den die aufrecht sitzende Delia bot. »Und wir werden in Zukunft noch einem ganzen Regiment von Schurken begegnen. Das ist sicher.«
»Ja. Dieser Carazaar ...«
»Man hat mir erzählt, daß er das Böse verkörpert, und ich neige dazu, es zu glauben.«
»Ich war mir nicht so sicher ... Deb-Lu war zuversichtlich ... Doch als du dich auf Carazaars Ebene begeben hast ... Nun ...«
Ich hatte ihr meinen kurzen Kampf mit Carazaars Abbildern geschildert, und ihr war ein Schauder über den Rücken gelaufen. Sie hatte mich umarmt und dann gelacht, um mich zu beruhigen. Nun enthüllten sich ihre wahren Sorgen.
Viel später kam uns endlich der Gedanke, daß die Pflicht rief. Nach einer großen Schlacht gibt es immer viele Dinge zu tun.
»So wie ich Nath na Kochwold kenne, hat er Löschkommandos zusammengestellt. Wir sollten so viel von Taranjin retten, wie in unserer Macht steht.«
In den folgenden Tagen retteten wir Taranjin und kümmerten uns um die vielfältigen Sorgen, mit denen sich die Menschen nach einem Krieg herumschlagen. Die Shanks waren fort. Meine Freunde und Kameraden waren erleichtert und erfreut, daß ich sicher auf die Ebene der realen Welt zurückgefunden hatte, und ich stellte fest, daß mich viele als verloren abgeschrieben hatten. Wie Seg sagte: »Nun, mein alter Dom, man sagt, Leems haben mehr als ein Leben.«
Seine Frau, die Königin, fügte hinzu: »Nur verschlagene alte Leems.«
»Das, Milsi«, bemerkte Inch mit einiger Strenge, »stimmt genau.«
Ich wußte nur zu gut, worauf sie alle hinauswollten. Ich grollte: »Was ist mit den verdammten Fischgesichtern geschehen?«
Sasha, die fast so groß war wie Inch, entgegnete: »Sie sind mit den restlichen Schiffen losgeflogen. Ihre Segler waren zu der Zeit schon längst zerstört.«
Delia sah mich an. Ich nickte und sagte: »Klingt, als würden sie ihre Segler nach Schann zurückschicken, um Verstärkung zu holen – mehr Voller, mehr Siedler. Das gefällt mir gar nicht.«
»Mir auch nicht«, bestätigte Delia.
In der Zeit unmittelbar nach der Schlacht von Taranjin hielt man zahlreiche religiöse Zeremonien ab. Es fand mehr als nur ein Numjiksirn statt. Ein Numjiksirn ist die kregische Form einer Trauerfeier, eine ernste und gleichzeitig feuchtfröhliche Angelegenheit, bei der man der gefallenen Kameraden gedenkt. Und Sie können mir glauben, es standen Namen auf der Verlustliste, die mein Herz mit Schmerz erfüllten.
Nath Javed, der alte Hack-und-Stich, kam, machte seine Aufwartung und blieb über Nacht, um mit meinen Jungs vom Wachkorps zu feiern. Er bat nicht darum, einem der Wach-Regimenter beitreten zu können. Ich fragte nicht nach dem Grund, denn ich dachte mir, daß er uns als freier Krieger wieder auf unseren Abenteuern begleiten könnte. Er lobte seine Gemischte Infanterie-Brigade und nutzte seine Freundschaft mit dem Herrscher aller Herrscher schamlos aus, um für seine Männer zusätzliche Orden und Belohnungen herauszuschinden. Ich war der Ansicht, daß jeder Mann unter dem Kommando des alten Hack-und-Stich gut kämpft und einen Orden wert war.
Natürlich gab es auch endlose Paraden, bei denen die Orden verliehen, stolz getragen und den Familien und Freunden präsentiert wurden, während die Fahnen flatterten und die Kapellen Märsche spielten.
Für die Aufstellung der Krankenzelte hatte man einen guten, sauberen Platz ausgewählt. Die Nadelstecher und -stecherinnen arbeiteten unzählige Stunden hintereinander
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