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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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denn du bist ein Weib; das andere aber sollst du mir teuer bezahlen müssen.“
    Er schritt mit dem Trotz eines schlechten Menschen hinaus, der eine Niederlage zu rächen weiß. Sie aber schickte zu der Kastellanin, um nicht allein zu sein, sondern sich von ihr Gesellschaft leisten zu lassen.
    „Haben Sie Señor Sternau gesehen, meine gnädige, liebe Contezza?“ fragte diese sofort, als sie kam.
    „Nein.“
    „Ach, wo kann er sein?“
    „Er ist arretiert worden.“
    Frau Elvira machte eine Bewegung des Schreckens und sagte:
    „Arretiert! Mein Gott! Weshalb?“
    „Ich habe es nicht erfahren können.“
    „Arretiert! O heilige Madonna, diesen braven, guten Señor arretiert. Er hat gewiß nichts getan, gar nichts, denn er ist der beste und bravste Mann, den es geben kann. Und so fest und treu, so stolz und stark! Sie hätten ihn nur sehen sollen, als er draußen an der Batería den Grafen Alfonzo packte und über den Abgrund hinaushielt. Das ist prächtig gewesen; mein Alimpo sagt es auch.“
    „Davon weiß ich ja gar nichts.“
    „Nicht?“
    „Nein. Er hat mir erzählt, wie er sich um die Leiche bemüht hat, dies jedoch nicht mit.“
    „Ja, er prahlt nicht; er ist kein Aufschneider. Graf Alfonzo hat ihn schlagen wollen, da aber hat er es gemacht wie jener August der Starke von Sachsen, der den Trompeter zum Turm hinaushielt, er hat den jungen Grafen gefaßt und über den Abgrund gehalten und ihn dann mit solcher Force über sich hinweg geworfen, daß er eine große Strecke fortgeschleudert und dann zur Erde gefallen ist.“
    Rosas Augen leuchteten vor Stolz.
    „Ja, er ist nicht zu besiegen!“ sagte sie. „Das habe ich gesehen, als er im Park überfallen wurde. Er hätte es mit dreimal so viel Männern aufgenommen, als zugegen waren.“
    „Ja, er hat sogar gesagt“, fügte Elvira zögernd hinzu, „daß Alfonzo erst beweisen solle, daß er der Sohn des Grafen Emanuel sei; das hat er gesagt; mein Alimpo hat es auch gehört.“
    „Ach, er hat das gesagt? Da muß er allerdings ganz außerordentlich beleidigt worden sein.“
    „Und die Leute alle haben sich bereits schon längst so etwas gedacht. Der Señor Lieutenant –“
    „Nun, was ist mit ihm?“ fragte Rosa die Stockende.
    „Er sah dem gnädigen Grafen so sehr ähnlich, hatte ganz dieselben Augen und ganz seine Stimme. Haben Sie das nicht auch bemerkt?“
    „Ja, und der Vater, als er ihn erblickte, hielt ihn auch sofort für seinen Sohn.“
    „Ob er es wohl sein wird?“ fragte Elvira sehr angelegentlich.
    „Señor Sternau glaubt es ganz bestimmt. Er weiß auch, daß man ihn auf das Schiff entführt hat.“
    „Entführt! Auf das Schiff!“ rief die Kastellanin, die Hände zusammenschlagend. „Weshalb denn?“
    „Damit er die Betrüger nicht entlarven kann. Aber davon können wir später sprechen, meine gute Elvira. Du sollst nämlich den ganzen Abend bei mir sein und mir auch meinen Tee besorgen.“ –
    Mehrere Stunden später, als es bereits dunkel geworden war, hielt ein einsamer Reiter am Rand des Waldes. Er sprang vom Pferd und führte dasselbe in das Dickicht hinein, wo er es anband. Dann schritt er auf das Schloß zu, stieg die Treppe empor und bat einen der Diener, ihn bei Señor Gasparino Cortejo anzumelden.
    „Wer seid Ihr?“ fragte der Diener.
    „Ein Freund des Señors, der ihn überraschen will“, lautete die etwas barsche Antwort.
    Er wurde angemeldet und trat ein. Cortejo befand sich allein in seinem Zimmer. Er betrachtete sich den Fremden, und da er ihn nicht kannte, fragte er:
    „Ihr habt Euch als einen Freund von mir melden lassen?“
    „Ja.“
    „Ich kenne Euch doch nicht.“
    „Nicht? So werde ich nachhelfen.“
    Er nahm den falschen Bart vom Gesicht und die Perücke vom Kopf und wurde nun allerdings erkannt.
    „Der Capitano!“ rief Cortejo.
    „Ja, der Capitano, der Euch eine Frage vorlegen will.“
    „Redet!“
    „Wo ist der Lieutenant de Lautreville?“
    „Weiß ich es!“
    „Ihr wißt es! Ihr mögt andere täuschen, mich aber nicht. Der Lieutenant ist verschwunden.“
    „Das geht mich nichts an.“
    „O viel, sehr viel! Ich habe mir unsere letzte Unterredung später überlegt. Ihr wolltet ihn getötet wissen; Ihr habt ihn erkannt.“
    „Nicht ihn allein, sondern auch diesen deutschen Arzt. Warum habt Ihr Euer Wort nicht gehalten?“
    „Weil ich erst wissen wollte, ob Ihr das Eurige in bezug auf den Lieutenant halten würdet.“
    „Gut, spielen wir kein Verstecken. Gebt Ihr zu, daß jener

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