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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu sich; dabei röteten sich ihre Wangen immer mehr, und Doktor Sternau gewann die vollständige Überzeugung, daß er bereits heute über die traurigen Ereignisse mit ihr sprechen könne, welche sie aus Spanien nach dem fernen Deutschland geführt hatten.
    Nach dem Essen versank sie wieder in einen leichten Schlummer, der dem Arzt willkommen war, da er die Kräfte der Genesenden voraussichtlich noch mehr stärken werde. Frau Sternau blieb mit Elvira im Krankenzimmer zurück, Sternau jedoch ging hinab, um nach dem anstrengenden Wachen nun einmal frische Luft zu schöpfen.
    Als er durch das Vorwerk schritt, saß der Steuermann auf der bereits erwähnten Bank des Hofes. Den Doktor erblickend, erhob er sich und zog grüßend den Südwester, den er auch dann zu tragen pflegte, wenn er sich in der Heimat befand. Sternau dankte durch das Abnehmen seines Hutes und blieb stehen, da er merkte, daß der andere mit ihm zu sprechen beabsichtige.
    „Verzeihung! Sind Sie der Herr Doktor Sternau?“ fragte Helmers.
    „Ja“, lautete die Antwort.
    „Haben Sie Zeit zu einer Mitteilung, welche ich Ihnen notwendigerweise machen muß?“
    „Ja. Sie sind gewiß der Steuermann Helmers, der Vater unseres kleinen Kurt?“
    „Sie haben es erraten, Herr Doktor. Ich bin erst ganz vor kurzem hier angekommen.“
    „Ist Ihre Angelegenheit eine ärztliche?“
    „Nein. Sie betrifft Ihren Aufenthalt und Ihre Erlebnisse in Spanien.“
    „Ah!“ sagte Sternau verwundert. „Waren Sie in Spanien?“
    „Nein, aber ich habe während meiner letzten Seereise zufälligerweise einiges erfahren, was Sie interessieren wird, wie ich annehmen muß.“
    „Sie machen mich wirklich neugierig! Ich wollte jetzt einen kleinen Spaziergang machen, um mich zu erholen, aber wir haben ja hier frische Luft genug. Setzen wir uns also auf diese Bank.“
    Sie nahmen beide nebeneinander Platz, und der Steuermann erzählte, was er in und bei Funchal gehört und erlebt hatte. Je weiter er in seinem Bericht kam, desto größer wurde die Aufmerksamkeit, mit welcher Sternau ihm zuhörte. Endlich sprang dieser gar auf und rief erregt:
    „Herr, Sie glauben gar nicht, wie wichtig mir Ihre Mitteilungen sind. Daß Sie jenes Gespräch im Hof der Mutter Dry belauschten, das ist kein Zufall, sondern Gottes Schickung. Also sie sagten wirklich, daß sich ein Gefangener im Raum des Schiffes befinde?“
    „Ja.“
    „Daß dieser aus Rodriganda entführt worden sei?“
    „Ja.“
    „Und daß ein gewisser Gasparino Cortejo seine Hand dabei im Spiel gehabt habe?“
    „Ja.“
    „Wie nannten Sie den Kapitän dieses Schiffes?“
    „Henrico Landola. Sein Schiff ist ‚La Péndola‘, was zu deutsch ‚Die Feder‘ heißt.“
    „Und Sie glauben, daß dieser Landola eine und dieselbe Person mit dem schwarzen Kapitän sei?“
    „Ich bin sogar überzeugt davon. Das Schiff hatte eine Maske angelegt. Ich wette um mein Leben, daß die ‚La Péndola‘ nichts anderes ist als das Raubschiff ‚Lion‘, welches die afrikanischen und ostamerikanischen Seen unsicher macht.“
    „Mein Gott, dann wäre ja dieser Henrico Landola kein anderer als Kapitän Grandeprise?“
    „Gewiß, Herr Doktor. Es sollte mich freuen, wenn meine Mitteilungen Ihnen von einigem Nutzen sein könnten.“
    „Von einigem Nutzen, sagen Sie? Oh, nicht bloß das, sondern von einer ganz außerordentlichen Wichtigkeit sind sie mir!“ antwortete Sternau. Und dann fügte er nachsinnend hinzu:
    „Das stimmt ja ganz genau mit dem zusammen, was mir Garbilot im Gefängnis gesagt hat!“
    „Garbilot?“ fragte Helmers. „Jacques Garbilot vielleicht?“
    „Ja. Kennen Sie ihn, Steuermann?“
    „Oh, sehr gut. Er war ein sehr tüchtiger Kerl. Als ich Schiffsjunge auf dem ‚Entreabras‘ war, führte er als Matelot dieses Schiff. Später trafen wir wieder auf dem ‚Country‘ zusammen. Dann ging er ab, und man hörte sagen, daß er auf die schlimme Seite gefallen und unter die Piraten gegangen sei. Es sollte mir leid tun, wenn dies wahr gewesen wäre.“
    „Es ist wahr gewesen, er hat es mir in seiner Todesstunde gestanden. Ich habe seine Beichte gehört, denn er befand sich mit mir in einer Gefängniszelle, in welcher er bei mir gestorben ist. Ich bin Ihnen sehr viel Dankbarkeit schuldig für das, was Sie mir heute gesagt haben. Wissen Sie nicht, wohin die ‚Péndola‘ von Madeira aus gegangen ist?“
    „Ich hörte, daß sie an der Kapstadt anlegen wolle, aber bei einem Piraten darf man solche Angaben leicht bezweifeln.

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