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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wirst.“
    „Oh, dann ist er wohl ein sehr guter und teilnehmender Mensch?“
    „Das ist er. Du hast nie einen besseren Freund gehabt als ihn.“
    „So sage ihm meinen Dank, bis ich selbst mit ihm sprechen werde! Aber, mein Carlos, ich habe eine Bitte, die ich nicht gern sage.“
    „Sage sie getrost, mein Leben.“
    „Nicht dem Geliebten, sondern dem Arzt sage ich sie“, meinte sie, vor Verlegenheit errötend. „Wenn ich so lange krank war, so habe ich wohl auch sehr – sehr wenig – genossen?“
    Er stieß einen Ruf der Freude aus und antwortete:
    „Nein, das konntest du auch dem Geliebten sagen, denn gerade ihn macht das glücklich. Da du zu essen begehrst, so bin ich nun vollständig überzeugt, daß du genesen wirst. Mutter mag gleich gehen und holen, was ich ihr aufschreiben werde. Oder soll Elvira es bringen?“
    „Ja, ich möchte sie so gern sehen. Aber Mama soll auch wieder mitkommen.“
    Er schrieb einige Worte auf einen Zettel, den seine Mutter nach der Küche trug. Unterwegs begegnete ihr der Oberförster. Er hielt sie beim Arm fest und fragte:
    „Ist's wahr, daß sie gesund wird?“
    „Gott sei Lob und Dank, ja.“
    „Holla! Juchhe! Juchheissassah. Hat sie meinen Choral gehört?“
    „Ja.“
    „Und sich gefreut? Es ist mein Lieblingschoral; es fiel mir kein anderer ein; meine Burschen haben ihn auf den Jagdhörnern geblasen.“
    „Sie war ganz gerührt und läßt sich von ganzem Herzen bedanken.“
    „So, ah! Da lasse ich ihr noch etwas anderes vorblasen: ‚Im Wald und auf der Heide‘, ‚Goldne Abendsonne‘, ‚Wer meine Gans gestohlen hat‘, ‚Morgenrot‘ und ‚O du lieber Augustin‘. Oder denken Sie, daß sie ‚Bin i net a hübscher Rußbuttenbu‘ lieber hört?“
    „Ja, Herr Hauptmann, das kann ich nicht sagen. Ich habe überhaupt keine Zeit, ich muß in die Küche.“
    „Warum?“
    „Der Herr Doktor hat mir etwas aufgeschrieben, was die Kranke genießen soll.“
    „Was denn? Her mit dem Zettel!“
    Er nahm ihr das Papier aus der Hand und las:
    „Was? Dünne Suppe von Bouillon mit Weizengries! Ein wenig Backobst! Ist der Tausendsakramenter gescheit! Das soll einer Kranken aufhelfen! Holen Sie ihr Rehkeule, Dampfnudeln, Krautsalat, rohen Schinken, ein paar Pfeffergurken und einen marinierten Hering; das macht Appetit und stärkt das Gehirn und die Nerven.“
    Er flog in höchster Eile wieder in den Hof hinab, wo seine vier Burschen abermals nach den Hörnern greifen mußten. Sie bliesen ein Programm ab, welches zwar sehr gut gemeint war, aber einen Kunstverständigen zur hellen Verzweiflung hätte bringen können.
    Er stand dabei und taktierte. Da sah er den Steuermann von weitem stehen und schritt auf ihn zu.
    „Helmers, wissen Sie schon, weshalb geblasen wird?“
    „Ja.“
    „Nun?“
    „Die Gräfin Rodriganda ist vom Herrn Doktor Sternau gerettet worden.“
    „Ja. Der Doktor ist ein Teufelskerl in der Medizin, aber von einem guten Küchenzettel versteht er weder Gix noch Gax. Sie haben ihn wohl noch gar nicht einmal gesehen?“
    „Nein. Und doch möchte ich so gern und recht bald einmal mit ihm sprechen.“
    „Ist es etwas Besonderes? Sind Sie krank oder eins der Ihrigen?“
    „Nein. Es ist eine spanische Geschichte, die vielleicht von Wichtigkeit für ihn ist.“
    „Eine spanische Geschichte? Sapperlot, das klingt ja höchst interessant?“
    „Von Rodriganda.“
    „Alle Teufel! Was wissen Sie von Rodriganda? Darf ich es denn nicht wissen?“
    „Ich weiß nicht, ob es dem Herrn Doktor lieb sein wird, wenn ich zu anderen eher davon spreche als zu ihm. Es handelt sich vielleicht gar um ein wichtiges Geheimnis.“
    „So! Na, da will ich allerdings nicht in Sie dringen. Sind Sie heute zu Hause?“
    „Ja.“
    „Gut, so werde ich zu Ihnen schicken, sobald er einmal zu sprechen sein wird. Adieu!“
    Es dauerte nicht lange, bis die leichte Suppe für Rosa zubereitet war. Frau Elvira trug sie nach dem Krankenzimmer. Als sie in dasselbe eintrat, saß die Gräfin aufrecht im Bett und Sternau an ihrer Seite.
    „Willkommen, meine gute Elvira“, sagte Rosa. „Ich habe lange nicht mit dir sprechen können.“
    Der guten Kastellanin liefen sofort die hellen Tränen über die Wangen.
    „O meine liebe, beste Contezza“, schluchzte sie, „der heiligen Madonna sei Dank, daß Sie mich wieder kennen. Wir haben alle während Ihrer bösen Krankheit große Betrübnis erlitten.“
    „Ich bin nun wieder wohl, und du kannst fröhlich sein.“
    Sie nahm die leichte Speise

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