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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wieviel er für den Tod des Deutschen erhalten hat. Wieviel wird er wohl uns davon geben?“
    „Einige lumpige Ducatos. Ja, das ist wahr!“
    „Sind wir nicht die Kerls dazu, die Summe uns ganz zu verdienen? Können wir zum Beispiel uns nicht auch einen reichen Edelmann fangen, der uns ein so großes Lösegeld geben muß, daß wir die Herren spielen können?“
    „Alle Teufel, du hast recht, Juanito! Aber dann müssen wir diese Gegend verlassen. Wenn uns der Capitano erwischt, ist es um uns geschehen.“
    „Wir gehen über den Ebro. Vorher aber müssen wir uns Reisegeld holen. Da ist heute in Pons Jahrmarkt, und wir werden manchen sehen, dessen Tasche für uns besser paßt als für ihn. Gehst du mit?“
    „Ja, es mag so beschlossen sein! Also Gewehre hast du?“
    „Die Gewehre und Pistolen, die wir ablegen mußten, da wir den Deutschen nur mit den Messern angreifen durften. Zufälligerweise habe ich zwei Messer bei mir; du kannst eins davon bekommen.“
    „Aber mit all den Büchsen und Pistolen sehen wir zu auffällig aus!“
    „Narr! Was wir nicht brauchen, das wird versteckt bis zu einer gelegeneren Zeit. Jetzt aber wollen wir uns zunächst selbst in Sicherheit bringen und einen Ort suchen, an welchem wir die Nacht ungestört verschlafen können.“
    Auf diese Weise hatten sich die beiden zusammengefunden. Sie schliefen während der Nacht im Wald, vergruben am Morgen alles Überflüssige und machten sich dann auf den Weg nach Pons.
    Sie hatten nicht die Absicht, in die Stadt zu gehen, denn das war zu gefährlich für sie; sie wollten sich vor dem Ort in den Hinterhalt legen, um irgend jemandem eine genügende Summe Geldes abzunehmen, mit der sie einige Zeit zu leben vermochten.
    Sie lagen hinter einigen Sträuchern verborgen, sahen manchen vorübergehen, ohne daß sie sich von der Stelle bewegt hätten, denn die Passierenden sahen nicht danach aus, als ob sie größere Summen bei sich führten.
    Da vernahmen sie nahenden Hufschlag und das weiche Rollen von Wagenrädern; Henricord lugte mit vorgestrecktem Hals durch die Büsche und zog sich augenblicklich mit einer Bewegung des Schreckens wieder zurück.
    „Was hast du? Wer ist es?“ fragte Juanito.
    „Alle Wetter, bin ich erschrocken!“ antwortete der Gefragte. „Das ist die Señora!“
    „Welche Señora?“
    „Aus Rodriganda. Die, welche bei dem Deutschen war, als wir ihn überfielen.“
    „Wirklich? Alle Teufel, die müssen wir haben!“
    Er hob die Büchse und blickte nun seinerseits auch durch die Büsche, zog sich aber mit einer Miene der Enttäuschung augenblicklich wieder zurück.
    „Ja, sie war es!“ meinte er. „Aber das ging ja so schnell vorbei, daß man gar nicht zum Schuß kommen konnte.“
    „Zum Schuß, Juanito?“ fragte Henricord. „Du wolltest sie doch nicht etwa erschießen?“
    „Narr! Die Pferde wollte ich erschießen. Dann müßten sie halten und wären in unsere Hand gegeben.“
    „Das lasse ich mir eher gefallen! Bei der heiligen Madonna, es ist etwas verdammt Armseliges, ein so schönes, wehrloses Frauenzimmer zu erschießen! Wir wären mit diesen paar Leuten schnell fertig geworden. Der Kutscher sah nicht aus wie ein Held, und der andere, den hörte ich gestern Señor Kastellan nennen. Er ist ein Kerl, den eine Mücke in die Flucht treibt. Die Señora hat sicherlich mehr Geld bei sich als jeder andere, der hier vorüberkommt. Wollen wir hier auf ihre Rückkehr warten?“
    „Ja“, nickte Juanito zustimmend. „Einen besseren Fang können wir ja gar nicht machen. Wir schießen die Pferde nieder, du das Hand- und ich das Sattelpferd. Das weitere wird der Augenblick ergeben.“
    Während dieser Plan hier besprochen wurde, rollte die Equipage der Gräfin Rodriganda der Stadt im Galopp entgegen. Rosa wußte, daß die Freundin mit der Post kommen werde, und da die Zeit der Ankunft derselben noch nicht gekommen war, so gab sie dem Kutscher Befehl, nach der Locanda zu fahren, welche sie als das anständigste Gasthaus des Städtchens kannte.
    Dort angekommen, überließ sie dem Kastellan und dem Kutscher die Sorge für ihre Pferde und begab sich in das Zimmer, in welchem sie bei ihrer jedesmaligen Anwesenheit in Pons abzusteigen pflegte. Es war heute zwar bereits besetzt, aber der Wirt machte es der Gräfin möglich, es für die kurze Zeit des Wartens zu erhalten.
    Als nach einer halben Stunde die mit sechs Maultieren bespannte Post-Diligence in das Städtchen rollte, stand der Kastellan mit dem Kutscher in der Posthalterei

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