43 - Der Triumph von Scorpio
sagte Seg.
»Da gab es doch überhaupt keinen Zweifel!« sagte Sasha.
»Es ist schön, dich wiederzusehen«, sagte Milsi.
»Und du kennst den Weg nach draußen?« sagte Inch. »Großartig!«
Die reglosen Gestalten auf dem Teppich erregten keinerlei Mitleid. Ich deutete mit dem Kopf auf sie. »Ich war zuversichtlich, daß du in den fünfhundert Perioden, die euch trennen, einige Zaubertricks dazugelernt hast.«
Deb-Lu rieb sich die Nase und rückte sofort darauf seinen Turban gerade. »Mit Sicherheit, Jak. Mit Sicherheit.«
Königin Satra erzeugte mit ihren feuchten Lippen ein leises Geräusch. »Ich glaube es nicht. O nein! Bei Hlo-Hli, ich kann es nicht glauben!«
»Es ist wirklich seltsam«, sagte Delia nachdenklich. »Ich muß zugeben, daß du mir leid tust. Du hast uns zuvorkommend behandelt. Doch dein Reich hat die Menschen unterdrückt und den Untergang verdient. So haben wir es in der Schule gelernt.« Delia machte eine graziöse Geste. »Ihr habt mein Mitgefühl, Satra.«
Wie die mächtige und arrogante Königin darüber dachte, erfuhren wir nicht, zumindest nicht in diesem Augenblick.
»Die zweite Machtquelle nähert sich«, sagte Ling-Li in ihrer genauen Art.
»Könnte es die Dame Merlee sein?« fragte Delia.
»Zu stark für sie.« Khe-His projiziertes Bild verschwand und erschien nun hinter seiner Frau. »Außerdem handelt es sich bei diesem Zauberer um einen Mann.«
»Wir gehen lieber ...« meinte Deb-Lu. Die beiden anderen nickten. Sie sagten gemeinsam: »Allen ein Remberee!« und verschwanden.
6
Wie sich herausstellte, verkörperte ein Zauberer aus Cromal die neu entdeckte Machtquelle. Er begleitete eine uns bisher unbekannte Expedition. Sie befand sich in üblem Zustand und hatte beträchtlich unter den Schrecken des Labyrinths leiden müssen. Nur wenige Träger waren noch übrig, und die Krieger wirkten grimmig und demoralisiert. Trotzdem war der Anführer, ein einohriger Khibil namens Vad Valadian, so arrogant, wie jeder seines Standes es für sein gutes Recht hielt.
Der Zauberer trug ein Gewand, das einst eindrucksvoll gewesen sein mußte. Sein schmales Gesicht hatte einen durchtriebenen Ausdruck, der mehr auf seiner Weltgewandtheit und angeborenen Schläue basierte als auf geheimem thaumaturgischem Wissen. Er nannte sich Tse-Tsu-Luenling und gehörte nicht zu den Zauberern aus Loh. Oh, natürlich war er in Loh geboren, aber im tiefen Süden, in Shirnlee, und nicht in Whonban. Die Loher machen feine Unterschiede, wenn es um Herkunftsorte und Zauberakademien geht. Das muß man wissen, sonst entsteht heillose Verwirrung. Luenling gehörte zum Kult von Stortingen. Er durfte sich als Zauberer von Stortingen bezeichnen. Doch wenn er in ferne Länder reiste und man ihn als Zauberer aus Loh ansprach, konnte er dies zu seinem Vorteil nutzen. Es hatte Gelegenheiten gegeben, bei denen mich die Handlungsweisen lohischer Zauberer verblüfft hatten, und zweifellos war diese Irreführung der Grund dafür gewesen.
Es war jedoch keine Detektivarbeit erforderlich, um den Grund für Vad Valadians Vorstoß ins Reich der Trommel zu erfahren.
Meine Kameraden und ich wollten nur eins wissen: Wer hatte ihn geschickt? Wer war sein Auftraggeber, und welche neue Gruppierung interessierte sich für den Edelstein des Skantiklars?
Diese Informationen waren nicht verfügbar.
Mittlerweile drängten sich viele Leute im Untergrund, die ausnahmslos stark enttäuscht darüber waren, daß der Edelstein sich nun in den gierigen Händen Na-Si-Fantongs befand.
»Am besten verschwinden wir hier«, sagte Delia und schürzte die schönen Lippen.
»Und zwar schneller als ein von Erthanfydds Bogen abgeschossener Pfeil«, stimmte Seg ihr zu.
Nach dem Kampf der Zauberer konnte man deutlich beobachten, daß Satra und ihre Leute ein entschieden anderes Benehmen an den Tag legten. Gochert erfuhr die ganze Geschichte, machte eine lässige Bemerkung und vergaß sie dann einfach. Typisch für diesen eiskalten Burschen! Er war ebenso begierig wie wir, wieder an die Oberfläche zu gelangen.
Die Dame Merlee hatte mit ihrer leisen Stimme gesagt, sie sei froh darüber, den Kampf nicht miterlebt zu haben. Delia erzählte es mir.
»Kann ich mir vorstellen«, sagte ich und lächelte.
Vad Gochert hatte sich in seiner typisch kühlen und berechnenden Weise entschieden, unsere groteske Geschichte nicht zu bestätigen. »Wenn wir oben sind«, sagte er, und seine juwelenverzierte Augenklappe funkelte, »wird man die Wahrheit nicht
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