43 - Der Triumph von Scorpio
einem harte Aufgaben. Ich werde wohl oder übel ganz Paz vereinen müssen.« Dann sagte ich so überheblich, daß ich es selbst komisch fand und sogar Delia lächeln mußte: »Ich muß für Inch und Sasha unbedingt ein Königreich finden.«
»Sie sind mit ihrer derzeitigen Lage vollkommen zufrieden ...«
»Natürlich! Doch ich bin überzeugt, daß Seg der gleichen Meinung ist.«
»Ja.«
Als Delia sich das Rapier umschnallte, fügte sie etwas nachdenklich hinzu: »Weißt du, Liebling, ich bezweifle, daß wir unsere Freunde alle zu Königen und Königinnen machen können.«
Dieser Unterhaltung haftete nichts Größenwahnsinniges an, es war eher ein Anflug von Furcht. Wir handelten so, weil die Herren der Sterne es befahlen, und wir wußten aus schrecklicher Erfahrung, was geschah, wenn ich den Gehorsam verweigerte. Wenn ich die Everoinye schon herausforderte, mußte es auf sehr feinfühlige Weise geschehen.
Königin Satra hatte ein üppiges Bankett auffahren lassen. Jäger hatten für reichlich Wild gesorgt, und es gab noch immer unberührte Amphoren voller Wein. Wir setzten uns zu einem erstklassigen Mahl nieder.
Gochert und seine Gruppe wurden willkommen geheißen, und wir nahmen an dem langen Tisch Platz. Der thronähnliche Stuhl am Kopf der Tafel blieb leer. Strom Chan saß mir genau gegenüber. Sein gebräuntes, zerfurchtes Gesicht und sein steifer schwarzer Bart waren so, wie ich sie in Erinnerung hatte. Wir tauschten ein paar Höflichkeiten aus und wußten beide, daß wir uns später allein treffen und Erfahrungen austauschen würden. Trylon Ge-fu-Schian und Prinzessin Licria saßen natürlich auch am Tisch. Sie gaben wirklich ein unheiliges Paar ab, bei Krun!
Ein Fanfarenstoß aus den berühmten silbernen Trompeten Lohs kündeten Satras Erscheinen an. Auch wenn sie einen molligen, plumpen und freundlichen Eindruck machte, ging von ihr noch immer etwas Eindrucksvolles aus. Es wäre ermüdend, das Mahl in seiner ganzen Fülle zu schildern. Wir aßen und tranken gut. Satra stützte sich auf einem dicken Ellbogen ab und erzählte leise etwas. Wir hörten zu.
»Meine Zwillingsschwester ... O ja, ich hatte eine, wie viele andere. Prinzessin Satra und Prinzessin Csitra.« Bei diesem Namen horchte ich auf. »Ich habe sie geliebt, und sie liebte mich. Wir waren unzertrennlich. Sie war die ältere. Als wir sechs Jahre alt waren, erfuhren wir eines Tages, daß Csitra, wenn sie erwachsen sei, die Herrscherin von Loh werden würde.« Die Königin nahm einen ordentlichen Schluck Wein, und ein Sklavenmädchen tupfte ihr die Lippen ab. »Und am darauffolgenden Tag – oh, es war so traurig! – stürzte die arme kleine Csitra die große Treppe hinunter. Sie schlug sich dabei den Schädel ein. Ich habe so geweint.«
Delia und ich schauten uns an. So wurde man also zur Königin der Schmerzen!
Ein fetter Majordomus, um dessen Bauch sich eine gewaltige goldrote Schärpe schlang, watschelte herein und beugte sich vor, um der Königin etwas ins Ohr zu flüstern. Sie blickte mich rasch an, dann nickte sie. Der Majordomus kam zu mir.
»Draußen wartet eine Dame namens Mevancy, die Euch sprechen möchte, mein Lord. Es handelt sich um eine äußerst wichtige Angelegenheit.«
Eine Wachabteilung meiner Jungs hatte uns zum Lager der Königin begleitet; dort hatten dann Satras Gefolgsleute das Geleit übernommen. Mir gefiel die Vorstellung, aus dem warmen Zelt herauszukommen und ein paar Worte mit meinen Jurukkern zu wechseln.
Ich stand auf, äußerte geziert die notwendigen höflichen Entschuldigungen, und Satra winkte mit einem weißen, dicken Arm. Ich durfte mich zurückziehen. Seg schaute starr auf den Tisch. Ich wollte gerade das Zelt verlassen, als ich mich noch einmal umdrehte, um einen schnellen Blick zurückzuwerfen. Schian lehnte sich in seinen Stuhl zurück und wirkte überaus zufrieden. Man hatte die Dame Merlee neben ihn gesetzt, und er hatte während des ganzes Mahls versucht, ihre Aufmerksamkeit zu erringen. Nun erlag sie allmählich seinem Charme. Licria lehnte sich so ruckartig vor, daß sie einen Weinpokal umstieß.
Wie dem auch sei, was, zur herrelldrinischen Hölle, konnte Mevancy gerade jetzt wollen? Ich vermutete übellaunig, daß es etwas mit den Everoinye zu tun hatte.
An den Seiten der Zeltöffnung standen je zwei Mann von Satras tadellos gekleideter Wache. Die vier waren als Churguren bewaffnet, auf ihren Schilden waren prächtige Wappen. Draußen standen zwei Bogenschützen aus Loh. Ich nickte
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