43 - Der Triumph von Scorpio
salutierte und rief: »Meine Königin! San Mar-Win-Naltong ist eingetroffen!«
Bevor die Königin nicken oder etwas sagen konnte, trat eine beeindruckende Gestalt ins Speisezelt. Der Zauberer aus Loh gehörte mit Sicherheit nicht zu dem Typ, der draußen auf die Eintrittserlaubnis wartete. Er war auf eine Weise überheblich, die mich kalt ließ. Natürlich wäre mir nicht im Traum einfallen, Deb-Lu oder Khe-Hi warten zu lassen. Doch sie kamen auf schicklichere Art. Der Bursche mit dem verschwenderisch verzierten Gewand, dem Gold und dem juwelenübersäten Turban strahlte einfach Selbstzufriedenheit und anmaßenden Stolz aus. Falls er ein typischer Vertreter der Zauberer von Loh seiner Zeit war, erklärte das vielleicht ihr Versagen.
»San Mar-Win.« Die Königin machte eine Handbewegung, und ein Diener brachte im Laufschritt einen Stuhl an den Tisch. Der Zauberer nahm neben Satra Platz, was mit vielem Kleidergeraschel und Zurschaustellung des juwelenbesetzten Stabs verbunden war, damit alle das Funkeln der Edelsteine sahen. Er musterte uns Vallianer von oben herab.
»Zauber werden bewirkt, Königin. Die Magie im Reich der Trommel wird schwächer. Eine neue Thaumaturgie ist entdeckt worden.«
»Hat das Kollegium etwas ...«
Er unterbrach sie einfach. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, daß die Königin ihn vielleicht zurechtweisen würde, so wie Licria. »Wir lösen das Problem. Eine schwache Macht nähert sich, und eine etwas stärkere hat sich an einem entfernteren Ort gebündelt.«
Ich sah keinen Grund, ihnen zu verraten, daß es sich bei der schwächeren Macht vermutlich um die Dame Merlee handelte, eine Hexe des Demaskar-Glaubens. Doch wenn es zutraf, wer oder was verkörperte dann die zweite?
In einer Zeltecke wuchs ein schwaches blaues Licht. Ein einziger Blick auf den Mittelpunkt der Lichtquelle verriet mir, daß es sich nicht um den Skorpion der Herrn der Sterne handelte – Opaz sei Dank! Als die vertrauten, freundlichen Gesichtszüge Deb-Lus sichtbar wurden und eine Gestalt sich verfestigte, war klar, daß es sich bei der schwachen Quelle um einen anderen handeln mußte. Deb-Lu war alles andere als schwach, bei Zair! Also gab es dort draußen noch zwei Hexen oder Zauberer.
»Allen ein Lahal. Verzeiht bitte mein Eindringen. Es gibt wichtige Neuigkeiten.«
Deb-Lu sprach gelassen, und die Betonung, mit der er die letzten Worte versah, verriet mir und meinen Freunden, daß er etwas wirklich Wichtiges zu verkünden hatte.
Als Deb-Lu erschien, waren wir Vallianer aus ganz normaler Höflichkeit sofort aufgestanden. Die restliche Gesellschaft reagierte völlig chaotisch.
Der königliche Zauberer aus Loh, Mar-Win-Naltong, sprang auf, und sein Stab beschrieb einen funkelnden Kreis. Licria schoß aus ihrem Stuhl hoch und kauerte sich hinter ihn. Schian trat ein paar Stühle aus dem Weg, brüllte unverständliche Worte und folgte ihrem Beispiel. Die Königin blieb sitzen, von Naltong gedeckt.
Was dann geschah, spielte sich auf einer geistigen Ebene ab, die Nicht-Zauberern verschlossen bleibt. Deb-Lu sagte: »Es gibt keinen Grund, sich zu fürchten ...« Dann verstummte er und hielt die freie linke Hand hoch. Naltongs Stab beschrieb noch immer einen funkelnden Kreis vor den Lohern. Einige Wachen standen mit offenem Mund da und gafften. Andere flüchteten aus dem Zelt. Die Diener warfen sich auf den Teppich, bedeckten den Kopf mit den Händen und sabberten – zu verängstigt, um zu schreien.
Augenblicke später betraten zwei weitere Zauberer und vier Hexen aus Loh das Zelt. Alle trugen prächtige, grelle Gewänder, und an ihren Gesichtern war abzulesen, wie mächtig sie waren – und daß sie es wußten. Sie stellten sich neben Naltong auf und ließen die Stäbe wirbeln. Es war ziemlich offensichtlich, daß sie einen enormen thaumaturgischen Druck auf Deb-Lu ausübten.
Ich muß zugeben, daß ich erleichtert aufatmete, als sich neben Deb-Lu zwei Lichtsäulen materialisierten. Als das Licht verblaßte, standen dort Khe-Hi-Bjanching und seine Frau Ling-Li-Lwingling. Unsere drei Gefährten aus Loh standen reglos da und starrten die anderen Zauberer an. Meine Haut kribbelte. Im Zelt wurde es warm. Große Mengen Kharma wurden durch den Raum geschleudert, Energien jenseits unserer Vorstellungskraft.
Fasziniert schauten wir dem thaumaturgischen Kampf zu.
Wie sollte man beurteilen, welchen Verlauf er nahm? Zuerst konnte man auf den Gesichtern der Zauberer keine Zeichen von Qual entdecken. Dann verloren Satras
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