43 - Der Triumph von Scorpio
ersoffene Ratte. Wie schaffst du es nur, ohne meinen Rat am Leben zu bleiben? Es will mir nicht in den Sinn.«
»Ich tue mein Bestes.«
»Nun, möge der gute Pandrite dich beschützen!«
Die Stühle stießen ein Fauchen aus, als seien sie lebendig und verstünden unsere Worte. Dann fuhren sie weiter. Pompino verschwand in dem Korridor, der sich mit dem meinen kreuzte. Ich rief: »Remberee, Pompino!« und vernahm die durch das Echo verzerrte Erwiderung.
Also wirklich! Bei Vox! Da hielt sich doch mein eigensinniger und prächtiger Kamerad Pompino ebenfalls an diesem Ort auf und bereitete sich anscheinend darauf vor, einen Auftrag für die Everoinye zu erledigen. Ich wäre heilfroh gewesen, ihn an meiner Seite zu wissen, wenn man mich das nächstemal nackt und unbewaffnet absetzte, um eine Angelegenheit zu regeln, die die Herren der Sterne verbockt hatten.
Der Stuhl zischte und knurrte, fegte durch eine Kurve und zerriß dabei die wogenden, seidenweichen Nebelschwaden. Wir hielten in einem von warmem, rotem Licht erhellten Raum an, in dem es nach Veilchen roch.
»Dray Prescot!« Eine heisere Stimme hallte gespenstisch zwischen den Mauern wider. Der Raum war völlig leer. »Es ließ sich nicht vermeiden, daß wir unterbrochen wurden.«
»Ich habe den Kregoinye gesehen, den ihr vor mir ausgesandt habt. Er wurde mit einer Axt erschlagen.«
»Elten Ranjat. Ein großer und bedauernswerter Verlust.«
Beinahe hätte ich ausgerufen: »Bei dem schwarzen Chunkrah! Werdet ihr euch zu ähnlichen Gefühlsregungen herablassen, wenn es mich eines Tages treffen sollte?« Aber ich hielt mich bedeckt.
»Die Entscheidung ist gefallen. Du darfst mit der Suche nach dem Skantiklar fortfahren. Den Shanks muß jedoch Einhalt geboten werden.«
Das ›Jedoch‹ gefiel mir. Es beschrieb vortrefflich die mißliche Lage, in der sich die Herren der Sterne meiner Meinung nach befanden. Nun, ich wollte ja losmarschieren, um die Schtarkins zurückzuschlagen. Also hatte Deb-Lu wegen des Skantiklars recht behalten.
Ich vermochte zwar nicht zu sagen, wieviel Zeit seit Satras Bankett vergangen war, aber ich leckte mir die Lippen. »Eine Kleinigkeit, um die Kehle zu befeuchten, wäre jetzt genau richtig.«
Ich hatte den Satz noch nicht ganz beendet, da ertönte neben mir ein leises, knallendes Geräusch. Aus dem Nichts erschien ein kleiner, runder, einbeiniger Tisch, auf dem ein Weinpokal stand. Es war ein heller Gelber, und obwohl ich eigentlich etwas Erfrischenderes als Wein im Sinn gehabt hatte, nahm ich den Pokal und trank dankbar einen kleinen Schluck.
»Bei der gesegneten Mutter Zinzu! Das habe ich jetzt gebraucht!«
Ich vermied es absichtlich, mir mit dem Handrücken die Lippen abzuwischen, wie es eigentlich der Brauch ist, wenn man diese geheiligten Worte äußert. Statt dessen sagte ich: »Vielen Dank!«
Ein Schweigen setzte ein, das die Zerbrechlichkeit eines Schmetterlingsflügels aufwies. Die Herren der Sterne hatten den Tod des Kregoinye Elten Ranjat bedauert. Dies bewies aber nicht, daß sie noch über menschliche Gefühle verfügten, sondern nur, daß sie den Verlust eines nützlichen Dieners anerkannten. Oder konnte es sein, daß die Everoinye altersbedingt senil wurden und in die zweite Kindheit verfielen? Daß Gefühle wieder zum Vorschein traten, die seit Jahrtausenden unterdrückt worden waren? Ahrinye allerdings war auf keinen Fall senil. Die Everoinye hatten mich vor seinem rücksichtslosen Ehrgeiz beschützt, und dafür war ich ihnen dankbar. Wohlgemerkt, wie lange konnte es andauern? Während ich in meinem alten Voskschädel noch diese düsteren Gedanken wälzte, meldeten sich die Herren der Sterne schon wieder zu Wort und widerlegten sofort jede Befürchtung ihrer Senilität.
»Der Zauberer Na-Si-Fantong ist keine große Gefahr. Dir steht genug Macht zur Verfügung, um ihm Einhalt zu gebieten. Carazaar ist von viel größerer Bedeutung. Seine Natur ist ruchlos und unbeherrscht.«
Ich befand mich noch immer zwischen dem Hier und Jetzt, saß auf dem Stuhl und trank Wein. Doch plötzlich wurde mir richtig schwindlig. Die Herren der Sterne beschäftigten sich tatsächlich auf handfeste Weise mit anstehenden Problemen, anstatt wie gewöhnlich vage Gemeinplätze, Drohungen und Befehle von sich zu geben! »Carazaar hat die Shanks aktiv unterstützt ...« krächzte ich.
»Er hat dafür gesorgt, daß sie Katakis in ihre Dienste nahmen.«
»Das hat er allerdings getan!« fauchte ich wild.
»Unsere Entscheidung in Sachen
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