43 - Der Triumph von Scorpio
statt dessen fertigte er von den hirnlosen Lords und Damen Kregens Porträts an. Ich schaute ihn böse an.
»Wie kommt es, daß du Vad Valadian kennengelernt hast?« fragte ich.
Das ließ ihn zusammenzucken. Dann sagte er ruhig: »Das hat Mevancy arrangiert.«
Ich hob eine Augenbraue und schaute sie an.
Mevancy erwiderte den Blick und schaute wiederum Delia an.
»Hühnchen!« fauchte ich, und mein Ton war alles andere als freundlich. »Die Herrscherin Delia weiß über die Everoinye Bescheid. Die Geheimniskrämerei ist unnötig.«
»Ja«, gab sie zu. »Ja, alles wurde mit dem Wissen der Everoinye arrangiert.«
»Was, zur Hölle, wollen sie damit bezwecken? Sie wissen doch bestimmt, daß dieses Leem-Weibchen Licria viel schlimmer als Satra ist?«
Es gab eine kleine Pause, dann sagte Caspar: »Mevancy ... Hast du Drajak nicht – ich meine den Herrscher ...«
»Nein.«
»Du kannst dir den Majister sparen, Caspar. Drajak reicht.«
»Aber wieso ...?« wollten beide wissen. Delia lachte.
Als sie es den beiden gesagt hatte, blies Mevancy die geröteten Wangen auf. »Ich habe natürlich die Geschichten über Dray Prescot gelesen, und – nun, bei Spurl, jetzt glaube ich jede einzelne!«
»Die Meuchelmörder letzte Nacht waren nicht von der Königin gesandt.«
»Es war einer ihrer Minister«, bemerkte Delia.
»Er hatte zuviel Angst, der Königin die Wahrheit zu sagen«, sagte Mevancy.
»Es ist sicher nicht die schlechteste Idee«, sagte ich kopfschüttelnd, »Satra aus dem Weg zu räumen, doch die Herrschaft müßte jemand übernehmen, der sich des Amtes als würdig erweist.« Ich schaute Mevancy an. »Aber Licria ...«
»Drajak.« Caspar lehnte sich vor. »Wir wollen der Königin beweisen, daß Licria ihren Tod plant. Und sie wird sich bestimmt rächen.«
»Oh«, sagte ich und kam mir dabei irgendwie dumm vor.
»Darum ging es also bei dem geheimnisvollen Schwertkämpfer, dessentwegen ihr Frauen ständig die Köpfe zusammengesteckt habt«, fügte ich mit einem leisen Lachen hinzu, das sich vermutlich wie das Grollen eines gereizten Zhantils anhörte.
»Caspar der Spitzer – höchstpersönlich.«
Ich nahm mir noch ein paar Palines. »Wie wollt ihr der Königin beweisen, daß eure Anschuldigungen der Wahrheit entsprechen?«
»Das ist kein Problem.«
»Nein, das ist es tatsächlich nicht. Du sagst ihr unter vier Augen, daß du in Wahrheit ein Stikitche bist! Sie holt die Wachen, und du verlierst, wie man in Clishdrin so schön sagt, den Kopf, bevor du noch einen Schritt machen kannst.«
»Ich bin davon überzeugt, daß Caspar sehr überzeugend ...«
»Vielleicht, Hühnchen. Aber er wird sie verdammt schnell überzeugen müssen!«
»Es ist nicht das erste Mal, daß ich diese Täuschung ausführe.« Caspar schob das leere Saftglas über die Tischplatte und machte gedankenverloren feuchte Muster. »Ich kann mit aller Bescheidenheit versichern – und Bescheidenheit ist nicht meine Stärke –, daß ich genau weiß, wie ich mich unter diesen Umständen verhalten muß.«
Ich mußte mich mit dieser Versicherung zufriedengeben. Delia meinte, sie sei überzeugt, daß Caspar die Angelegenheit bewundernswürdig regeln würde, und das machte mich zuversichtlich.
Da ich mit dem Stand der Dinge zufrieden sein mußte, wandte ich mich in den folgenden Tagen anderen dringenden Problemen zu. Ich schrieb viele Briefe – sie hätten eine Bibliothek füllen können, bei Vox! – und konnte so den Finger auf den Puls der Ereignisse legen, die Paz in Atem hielten. Wie alle anderen war auch ich von der Schnelligkeit beeindruckt, mit der Königin Satra ganz Walfarg ihren Willen aufzwang. Sie war so beschäftigt, daß sie nicht für ihr Porträt Modell stehen konnte. Zweifellos hatte sie das Gefühl, in wenig Zeit viel vollbringen zu müssen – ein Gefühl, das ich sehr gut kannte. Allerdings rief man Caspar deshalb nicht in den Palast, und der Plan konnte nicht ausgeführt werden. Mevancys Porträt nahm Gestalt an.
»Trylon Schian ist so ungeduldig geworden, daß ihn sicher bald der Schlag trifft«, sagte Caspar, säuberte die Pinsel und betrachtete die Staffelei mit schiefgelegtem Kopf. »Die kleine Licria hingegen ist geduldig wie eine Syatra.«
»Die Königin wird bald das Bild haben wollen«, meinte Delia zuversichtlich. »Sie weiß, daß ihr nicht mehr viel Zeit bleibt. Sie wird es zu Propagandazwecken nutzen wollen. Ihr Heer wird mit jedem Tag größer.«
»Sobald sie über ganz Walfarg herrscht«, sagte ich
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