43 - Der Triumph von Scorpio
Waffe.
»Meister Fu-Ming-Fung.« Das war alles, was Vad Valadian zu seiner Vorstellung sagte.
Der Name war geradezu idiotisch lächerlich. Also brauchte dieser Stikitche ein Alias. Er verneigte sich anmutig und blieb schweigend und abwartend an Ort und Stelle stehen. Offenbar wollten sie die Bedingungen für den Mord an der Königin und ihren wichtigsten Würdenträgern besprechen. Jeder normale Mensch hätte dieser Unterhaltung nur Abscheu entgegenbringen können.
Ich hätte eigentlich nicht gedacht, daß sich der einohrige Khibil als Schurke entpuppen würde. Doch jetzt stellte sich heraus, daß er genau das war, und zwar ein Erzschurke. Zweifellos hatte ihm das unheilige Paar eine riesige Belohnung für seine treuen Dienste versprochen, sobald sie über Loh herrschten. Und er hatte einen erstklassigen Meuchelmörder für sie aufgetan.
Als das Bokkertu beendet war, verließen der Vad und der Stikitche katzbuckelnd und unter ständigen Verbeugungen das Gemach. Licria sprühte Parfum in die Luft. Jetzt roch der Raum wie ein Alterssitz für Sylvies. Der Blick, den sie Schian zuwarf, und der plötzliche Befehl an die Wächter, sie allein zu lassen, waren unmißverständlich. Jetzt war die Zeit gekommen, ins Gemach zu platzen und ihnen die Zukunft weiszusagen.
Genau in diesem kritischen Augenblick ertönten in dem Geheimgang leise Schritte. Gedankenschnell verschwand ich aus dem Bereich des hell erleuchteten Gucklochs und preßte mich in die tiefen Schatten an der Wand.
Sie waren zu dritt und schlichen vorsichtig näher. Sie trugen schwarze Gewänder und funkelnde Waffen. Also hatten mich diese Teufel bis hierher verfolgt! Sie stellten eine Belästigung dar. Es würde nicht lautlos vonstatten gehen. Trotzdem – der Lynxter glitt geräuschlos aus der Scheide.
Die drei schwarzgekleideten Männer blieben vor dem Guckloch stehen. Einer schaute hindurch. Sofort begriff ich, was sich tatsächlich hier abspielte und in was ich wider Willen verstrickt wurde. Bei den warzenverseuchten Achselhöhlen und der entzündeten Nase Makki-Grodnos! Was für ein Schlamassel!
Sie stürmten in das Gemach – und ich stürzte hinterher.
Es folgte ein wüstes Durcheinander aus rauschenden Umhängen, funkelndem Stahl, einer kreischenden Licria und eines fluchenden Schian, der versuchte, seinen Dolch zu ziehen. Plötzlich bemerkten die Stikitches, daß in ihrem Rücken eine unerwartete Gefahr aufgetaucht war, und sie versuchten, sich des neuen Gegners zu erwehren. Schian stach einen nieder, und ich erledigte die beiden anderen. Die Wachen brachen die Tür auf und platzten in das Gemach.
»Es ist alles vorbei!« rief ich und legte alle mir eigene Autorität in meine Stimme. Die Wachen blieben unsicher stehen, und ich starrte Licria an, die sich aus ihrer Deckung hinter dem Sofa erhob. »Sag es ihnen, Prinzessin. Dein Leben ist nicht gefährdet, und das gilt auch für den Trylon.« Falls sie noch einen anderen Sinn in meine Worte hineinlas, war mir das durchaus recht.
Ihr stets blasses Gesicht hatte die Farbe der Asche eines erloschenen Feuers vor Anbruch des Morgens angenommen. Sie zitterte. »Diese Shints«, murmelte sie, biß sich auf die Lippen und starrte die Leichen an. »Bringt sie fort!«
Schian richtete die blutige Dolchspitze auf mich.
»Wo – wie bist du hier herein gekommen?«
»Das werde ich dir sagen – und der Prinzessin. Erfüllt jetzt meine Bitte!«
Er zuckte zusammen und fauchte die Wachen an. Wieder schwebte ich einen Augenblick lang in Gefahr. Was würde passieren, wenn er ihnen einfach befahl, mich zu töten?
Er tat es nicht. Licria nahm einen großen Schluck Wein, verschluckte sich und fiel eher auf das Sofa, als sich zu setzen. Schian machte einen verwirrten Eindruck.
»Das war knapp. Wäre ich nicht gekommen, um mit euch zu sprechen ...«
Schian schaute verächtlich. »Du wolltest doch nicht mit uns reden, du Shint! Du wolltest uns zweifellos töten!«
»Wenn das meine Absicht gewesen wäre, du Onker, hätte ich die Stikitche dann aufgehalten?«
Er wurde knallrot im Gesicht. Er war viel erschütterter, als er sich selbst eingestand. »Ich wollte euch nur die folgende Botschaft überbringen«, sagte ich, und meine Stimme hatte den alten knirschenden Ton angenommen. »Hört endlich auf, uns Meuchelmörder auf den Hals zu schicken! Ich habe über eure Unverschämtheit, euren Verrat und eure jämmerlichen Attentatsversuche hinweggesehen. Doch meine Geduld ist nicht grenzenlos.« Ich deutete mit dem Kopf
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