43 - Der Triumph von Scorpio
schöne Umschreibung für eine Arbeit, die nach äußerst unerfreulichen Ereignissen anfällt.
Delia legte ihre Hand auf die meine. »Es ist bestimmt nichts Schreckliches passiert. Sonst hätten wir davon gehört.«
»Vermutlich.«
Wie man sieht, war die Situation reichlich zwiespältig. Wir zogen uns für die Nacht zurück, aber diesmal ließ der Schlaf auf sich warten. Wenn nur ...! Tja, wenn das Wörtchen ›wenn‹ nicht wäre, dann würde das Leben auf den zwei Welten, die ich kenne, anders verlaufen.
Es war eine Situation, in der ich mir wünschte, daß die Everoinye ihre Macht ins Spiel bringen und mich an zwei Orten gleichzeitig agieren lassen würden. Deb-Lus Beharrlichkeit, in Hiclantung zu bleiben, mußte sich bald auszahlen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der faszinierende Plan der Frauen die reizende Licria zur Strecke brachte. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Doch ich mußte unbedingt nach Makilorn, um den Kampf gegen die Fischköpfe aufzunehmen. Falls Carazaar der dort befindliche Rubin in die Klauen fiel – nun, bei der Triefnase und den verfaulten Zähnen Makki-Grodnos –, wieviel würde er dann besitzen?
Obwohl ich ohne Hilfe der Herren der Sterne nicht an zwei Orten zugleich sein konnte, wurden in Loh andere Neuerungen eingeführt, die auf ihre Weise genauso erstaunlich waren. Königin Satra schuf einen Luftdienst, der nach dem Muster Vallias aufgebaut wurde. Delia hatte mir erzählt, wie sehr Satra vom Flug an Bord der Dame von Vendayha beeindruckt gewesen war – und daß sich diese Bewunderung schließlich in Wut verwandelt hatte. Delia hatte die Dame von Vendayha aus reiner Höflichkeit – und weil sie der netteste Mensch zweier Welten ist – zum Transportdienst abkommandiert, um den größten Teil von Satras Heer und Gefolge nach Hiclantung zu schaffen. Satra hatte schnell den Nutzen erkannt, den diese Flieger im Kriegsfall darstellen, bei Krun!
»Also gibt es einen neuen Kunden auf dem Voller-Markt«, sagte ich.
»Das ist der Fortschritt, mein Herz!« Es handelte sich hier um eine ernste Angelegenheit, doch sie wollte mich necken und hatte natürlich recht. Wir durften bei unseren zahlreichen Problemen nicht den Blick für das Wesentliche verlieren. »Wir müssen eine Entscheidung treffen. Caspar und die vorwitzige kleine Licria, oder Makilorn und Carazaar.«
»Wir haben keine Wahl mehr, egal was Deb-Lu dazu sagt, stimmt's?«
»Leider.«
»Ich hoffe nur, daß es Seg und Inch gut geht. Die Sache mit der Neuordnung gefällt mir gar nicht.«
»Wie oft willst du das noch sagen, du Onker von einem Fambly? Wir wissen es.«
Darauf gab es nur eine Antwort. Ich küßte sie, und das mit großem Eifer und gründlich. Sie erwiderte den Kuß mit hungriger Leidenschaft, die beredt von den Sorgen kündete, die sie sich um die Zukunft machte.
Als Caspar an diesem Abend von seiner Sitzung mit der Königin zurückkehrte, blieb er auf der Türschwelle des Gemachs stehen, das wir als Aufenthaltsraum benutzten, und sah uns im Lampenlicht an. Ein verirrter Lichtstrahl brachte seine Augen zum Leuchten. Wir alle spürten die Bedeutung des Augenblicks. Er blieb einen kurzen Moment stehen und wirkte auf unbeschreibliche Weise größer, als er tatsächlich war. Dann trat er ins Zimmer, und der Bann wurde gebrochen.
Rollo konnte es natürlich nicht abwarten. »Nun, Caspar?«
»Es ist vollbracht.«
Deb-Lu atmete auf, sagte aber kein Wort.
»Dann erzähl es uns, Caspar«, sagte Delia munter.
Er nickte, ging zum Tisch, schenkte sich einen Pokal Wein ein und begann zu erzählen. »Alles lief wie geplant. Ich war zu keinem Augenblick in Gefahr.« Ich fragte mich, ob es der Wahrheit entsprach; seinen Worten war nicht zu entnehmen, ob er die Gefahr nur verharmloste. »Die Beweise sprachen für sich. Schians Ring, Licrias Befehle an die Wachen. Ich spielte natürlich die Rolle des demütigen Künstlers, der sich nebenher als Stikitche anwerben läßt.«
»Was ist mit Vad Valadian passiert?« fragte ich grollend.
»Ein Verführter, der aus fehlgeleiteter Freundschaft handelt.«
»Und?« fragte Delia ziemlich scharf. Natürlich war alles wichtig und interessant, was Caspar der Spitzer da zu erzählen hatte, doch Delias ›Und‹ traf genau den wichtigsten Punkt der Angelegenheit.
»Sie wurden beide verhaftet. Schian wird vermutlich im Fluß landen. Licria kommt in ein Haus der Kleinen Schwestern eines strengen Glaubens.«
»Also ist die Königin doch zimperlich.«
»Licria ist
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