43 - Der Triumph von Scorpio
und Bibliothek diente. Es gab tatsächlich ein paar Bücher und Schriftrollen. Das größte Möbelstück war jedoch ein wuchtiges Sofa, neben dem in bequemer Reichweite ein mit Getränken beladenes Tischchen stand.
Ich rief mir die Geduld ins Gedächtnis zurück, die ich mir bei der Jagd auf mein Mittagessen in der Wildnis angeeignet hatte. Wut und Gereiztheit verschwanden. Ich beruhigte mich und wartete ab.
Falls die Herren der Sterne mich in diesem Augenblick beobachteten, mußte ich damit rechnen, daß ein Skorpion aus einem Mauerspalt kroch. Doch ich ließ nicht zu, daß ich mir darüber Sorgen machte. Zweifellos würden sie mit ihrer heiseren, klirrenden Stimme donnernd verkünden, daß ich auf impertinente Weise unverschämt oder auf unverschämte Weise impertinent war, da ich mein Leben bei einer Mission in Gefahr brachte, die nichts mit ihren Plänen zu tun hatte. Ha! würde ich spöttisch erwidern. Falls man mich umbringt, lösen sich eure Pläne mit mir und dem verdammten Yrium in Luft auf!
Es kam kein kleiner, rotbrauner Skorpion wichtigtuerisch angekrabbelt.
Die Stunde des Dim kam, Stimmen ertönten, und die Tür zum Arbeitszimmer wurde aufgestoßen. Vier Wachen – prächtige, hartgesottene Chentois – platzten herein. Ihre scharfen Augen suchten nach Meuchelmördern, die vielleicht auf ihren Herrn warteten.
Als sie alles zu ihrer Zufriedenheit kontrolliert hatten, trat Trylon Ge-fu-Schian ein. Er trug ein grellbuntes Freizeitgewand, an dessen Gürtel ein Dolch hing, und kaute eine Handvoll Palines. An seiner Seite trippelte Prinzessin Licria herein. Sie trug ein enthüllendes Gewand aus Silbermaschen und sah atemberaubend aus. Sie hatten beide gut gegessen und getrunken, soviel war ersichtlich.
Sie ließen sich auf dem Sofa nieder – das sich genau gegenüber meinem Versteck befand –, und die Wachen nahmen ihre Posten an der Wand ein. Nun kennen Sie meine Ansichten über bezahlte Wächter. Sie nehmen ihren Lohn und tun ihre Arbeit. Ich verletze sie nicht gern, denn ich habe selbst oft genug in den dunklen Stunden der Nacht auf Posten gestanden. Natürlich konnte ich jetzt in den Raum springen, die Wächter ausschalten und mich dann um Schian und Licria kümmern. Aber das würde unweigerlich zuviel Zeit in Anspruch nehmen, und man würde Alarm schlagen. In diesem Fall war Geduld die einzig richtige Taktik.
»Wenn er so gut ist, wie behauptet wird«, sagte Licria, »können wir endlich einen Erfolg erzielen.«
»Aye. Möge Hlo-Hli auf unserer Seite stehen. Endlich.« Schian hörte sich mürrisch an.
»Er wird viel zu tun haben.«
»Dieser Teufel Dray Prescot und seine kostbare Delia stehen ganz oben auf meiner Liste ...«
»Nein, Ge-fu«, sagte sie scharf. »Zuerst kommt die Königin dran, dann einige ihre wichtigsten Berater – wir wissen genau, wer das ist –, und dann werden alle, die gegen uns sind, sich nicht mehr des Schutzes der Königin erfreuen können.«
Er nahm einen Pokal vom Tischchen. »Nun, du hast vermutlich recht.« Plötzlich strahlte er. »Wenn die Königin tot ist ... Du hast recht, Prinzessin. He, dann können wir Prescot festnehmen lassen, und ich mache mir den Spaß, ihn in Stücke zu schneiden. Seine Delia können wir den Rapa-Wächtern überlassen.«
»Ja. Das werde ich mir ansehen.« Sie leckte sich die Lippen.
»Aber da sind noch ihre Wächter.«
»Es sind doch nur eine Handvoll. Unser Heer wird das Regiment im Handumdrehen vernichten.«
Hm, dachte ich, bei Vox! Da werden Nath Karidge und die Jungs der ELH noch ein Wörtchen mitzureden haben!
Sie tranken Wein, dann trat ein Khibil ein. Er war prächtig gekleidet, hochmütig und offensichtlich bester Stimmung.
Der Khibil hatte nur ein Ohr. Licria versetzte Schian einen Schubs, und der Trylon stand zögernd auf, wie es sich für ihn in Gegenwart eines Vads gehörte.
Licria blieb sitzen. Sie war schließlich Prinzessin.
Bevor noch die Lahals ausgetauscht werden konnten, fragte sie: »Hast du ihn gewinnen können, Vad Valadian?«
»Aye, Prinzessin. Er will sich seinen Lohn verdienen. Er steht draußen ...«
»Dann hol ihn sofort herein!«
Auf sein Zeichen hin wurden die Türen geöffnet, und ein fescher junger Bursche trat ein. Wie erwartet trug er einen unauffälligen olivfarbenen Umhang über der schwarzen Kleidung. Er hatte den Kopf mit einer schwarzen Maske verhüllt, und die Schatten hinter den Augenschlitzen waren noch dunkler als die Kleidung. Ihm entging nichts, und er trug auch keine sichtbare
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