43 - Der Triumph von Scorpio
trat einen Schritt vor, und jetzt sah sie mir in die Augen. Ich konnte ihren brennenden Blick förmlich spüren. »Ich danke dir, Kohlkopf. Du bist – nett.« Sie hatte garantiert zuerst ein anderes Wort benutzen wollen, da war ich mir sicher.
Es dauerte nicht lange, und Mevancy hielt die unterschriebene Genehmigung für den Voller in den Händen. Sie reiste sofort ab. Ich hatte eine ganz bestimmte Vorstellung, worum es bei der Sache ging. Arme Mevancy! Dennoch ließ ich nicht von den Plänen ab, die ich für sie geschmiedet hatte. Falls sie nach der Rückkehr aus Sinnalix Kuong heiratete, wir die Shanks besiegten und Satra starb – nun, wer kann schon die Zukunft vorhersagen? Königin Mevancy, Herrscherin von Walfarg – es klang herrlich. Ja, bei Zair, es gefiel mir!
Trotzdem konnte ich, Dray Prescot, ein einfacher Seemann, immer noch über mich lachen, wenn ich an all meine überspannten Ideen dachte, die sich um Königinnen und Herrscherinnen drehten.
Es war ein ziemlich kleiner Trupp. Ein halbes Dutzend schneller Voller, vollgestopft mit meinen Jungs. Natürlich bestand Delia darauf, mich zu begleiten, und so kamen auch Nath Karidge und einige ihrer Jikai-Vuvushis mit. Wir flogen nach Norden. Im allgemeinen sind die Glitch-Reiter nur ihrer eigenen Sippe verpflichtet und vereinen sich nur gelegentlich unter einem nominellen Häuptling. Im ersten Lager brach bei unserer Ankunft sofort Panik aus. Zur Demonstration unserer Macht warfen wir ein paar Feuertöpfe in der Wüste ab. Dann landete ich.
Nach einigem energischem Zureden half uns der Sippen-Anführer willig.
Er zeigte mir, wo sich das Lager des Burschen befand, den sie zu ihren nominellen Häuptling gewählt hatten. Wir gingen wie beim erstenmal vor, und er fraß uns schnell aus der Hand.
»Häuptling Wan-Fuong«, sagte ich. »Es gibt mächtigere Gegner als die Karawanenwächter. Falls deine jungen Männer tatsächlich die berühmten Krieger sind, für die sie sich halten – und ich habe schon eine Menge von ihnen besiegt –, wirst du sie losschicken, damit sie sich den Männern anschließen, die gegen die verdammten Fischgesichter kämpfen!«
Ich erklärte ihm die Lage, und er hörte zu. Er war ein würdevoller alter Mann, und seine Vergangenheit war zweifellos vom Blut vieler Karawanenwächter befleckt. Er holte tief Luft, und die vielen Silberketten auf seiner Brust klirrten und fingen das Licht der Lampe ein, die das Zelt erhellte.
Er berührte die lange Narbe auf seiner Wange. Dann sagte er langsam: »Wir leben hier nicht so abgeschieden, daß ich noch nicht von dir gehört hätte. Du könntest unsere Zelte mit dem Feuer aus dem Himmel zerstören. Wir würden dich bekämpfen, und zwar bis zum Tod ...«
»Das wäre sinn- und zwecklos. Die Shanks sind unsere Feinde.«
Ich erkannte, daß er mir zustimmte und nur noch überredet werden wollte, damit er das Gesicht nicht verlor. Ich überzeugte ihn. Am Ende nickte der alte Wüstenfalke. »Ich werde unsere jungen Männer schicken, und sie werden an der Seite Königin Kirstys Paktuns kämpfen. Es ist beschlossen.«
Ich hatte die ganze Zeit mit überkreuzten Beinen auf dem Teppich gesessen. Nun stand ich auf, gab ihm eine hübsche formelle Antwort und pries ihn und seine Krieger. Dann trat ich wieder an die frische Luft, beachtete das Fantamyrrh und ging an Bord des Vollers.
Wan-fuong hatte für seine jungen Krieger keine Bezahlung gefordert. Er war offensichtlich davon überzeugt, daß sie im Lager ihrer früheren Feinde und Opfer für sich selbst sorgen konnten. Was die Bezahlung anging, waren die Glitcher daran gewöhnt, sich von den Besiegten – ob tot oder lebendig – zu nehmen, was sie wollten.
Ich wußte genau, was Kirsty, Kuong oder die anderen Tsungfariler zu dieser Wende sagen würden. »Sollen sich die Glitch-Reiter und die Fischgesichter doch gegenseitig umbringen, je mehr, desto besser! Möge Tsung-Tan sie alle verfaulen lassen!«
Wie dem auch sei, ich war mit diesem Ergebnis sehr zufrieden. Falls dieser Erfolg ein Beispiel war, was der Herrscher von Paz erreichen konnte, lohnte sich die Mühe vielleicht doch. Nach der Schlacht – vorausgesetzt, unsere Streitkräfte errangen den Sieg – würde es unumgänglich sein, die ganze Situation neu zu überdenken. Natürlich würde sie schwer zu handhaben sein, aber wir mußten versuchen, das Leben in diesem Teil Lohs so zu organisieren, daß die Menschen in Freiheit leben konnten, bei Krun!
Unsere kleine Expedition flog nach Makilorn
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