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43 Gruende, warum es AUS ist

Titel: 43 Gruende, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Handler , Maira Kalman
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Wand im Bad winzig wie ein Revolver. In einer Steckdose in der Ecke steckte eine Kugel mit der Aufschrift Frühlingsduft, die den Gestank einer missbrauchten Blume von sich gab. Ich ging den Hotelflur hinunter, um uns Eiswürfel zu holen, und entdeckte neben dem Automaten einen lockeren Stapel leerer Kartons, in denen mal Möbelstücke gewesen waren, Kopfteile von Betten oder Stehlampen oder Nachttische. Auf den Nachttisch-Kartons stand allen Ernstes (ich schwöre!) ONE NIGHT STAND.
    Â»Ich krieg das Ding nicht zum Laufen«, sagtest du, als ich wieder ins Zimmer kam. Du hattest den Fernseher herumgedreht, als wolltest du ihm die Haare schneiden, und fummeltest mit Steckern und Buchsen und so herum, um irgendwo eine Anschlussmöglichkeit zu finden.
    Â»Was machst du denn da?«
    Â»Ich mache alles klar, um das Ganze zu filmen.«
    Ich muss geguckt haben, als traute ich dir das zu.
    Â»Ich hab einen Film dabei. Eigentlich müsste ich ihn über meinen Laptop hier abspielen können. Ich hab mir vorgestellt, das wäre vielleicht ganz nett.«
    Â»Was für ein Film?«
    Â»Wenn der Rauch sich verzieht«, sagtest du, »aus Joans Sammlung. Hört sich so an, als könnte er dir gefallen. Und mir auch. Da treffen sich zwei im Krieg, ein Soldat und eine Tierärztin, steht in der Beschreibung, irgendwo auf dem Land, glaube ich …«
    Â»Der ist gut«, sagte ich leise. Ich stellte das Eis ab, behielt aber meine Hände am Becher. Auf der Kommode standen zwei kleine Flaschen, ein Bier für dich und australischer Weißwein. Einmal um die ganze Welt gereist, per Schiff oder Flugzeug. Ganz schön weit gekommen.
    Â»Ach – du kennst ihn schon?«
    Â»Nur zum Teil. Ist aber lange her.«
    Â»Na ja, dann gucken wir ihn eben auf dem Laptop.«
    Â»Ist schon gut.«
    Â»Oh.«
    Â»Ich meine – vielleicht.«
    Â»Und hier gibt’s Erdbeeren«, sagtest du und zaubertest eine Tupperdose aus deinem Rucksack hervor. An alles hat er gedacht, dachte ich.
    Â»Wo findet man denn Erdbeeren im November?« Ich ging damit ins Bad, um sie abzuwaschen.
    Â»In der Nosson Street gibt’s so einen Laden. Der hat aber nur mittwochmorgens um vier offen. Für zehn Minuten.«
    Â»Hör auf.«
    Â»Ich liebe dich.«
    Ich sah mich in dem angelaufenen Spiegel. »Ich liebe dich auch.«
    Als ich aus dem Bad kam, hattest du irgendwas mit dem Licht gemacht. Die Bettdecke war allerdings immer noch hässlich, daran ließ sich nichts ändern. Ich stellte die tropfenden Erdbeeren ab. Deine Schultern zuckten unter deinem T-Shirt. Ich konnte es kaum erwarten, sie wiederzusehen, so schön sind sie. Außergewöhnlich. Ich habe dir in die Augen gesehen, die weit offen waren und leuchteten vor Zärtlichkeit und Schalk und Lust. Lust auf mich. Umgekehrt ging es mir ja genauso. Du glaubst es nicht, was für ein Gefühl ich in dem Moment hatte. Das hätte man nicht filmen können, nicht einfangen können. Eigentlich war so was gar nicht möglich – und trotzdem. Es passierte. Ich kickte meine Schuhe weg, und dabei musste ich mir auf die Unterlippe beißen, sonst hätte ich gelacht. Ich musste an etwas denken, was ich oft von eurem Coach gehört hatte, wenn ich euch beim Training zusah. Okay, Leute, sagte er gern , auf geht’s.
    Â 
    Â 

 
    Â 
    Teufel auch, hast du gesagt, daran erinnere ich mich. Und ich musste lächeln, weil du mich gar nicht anleiten musstest, wie ich mir das vorgestellt hatte, jedenfalls viel weniger. Manches konnte ich von ganz allein. In manchen Sachen war ich richtig gut.
    Â 
    Â 

 
    Â 
    Â»War es dieses Mal besser?«, hast du gefragt.
    Â»Man hört ja immer, dass es wehtut.«
    Â»Ich weiß«, sagtest du und streicheltest mich mit beiden Händen. »Aber, was ich meinte, war wohl: Wie ist es für dich?«
    Â»Als wollte man sich eine ganze Grapefruit auf einmal in den Mund stopfen.«
    Â»Du meinst, es ist eng?«
    Â»Nein«, sagte ich. »Ich meine, es passt nicht. Hast du je versucht, eine ganze Grapefruit in den Mund zu bekommen?«
    Das war das Beste: dass wir zusammen lachen konnten.

    Â 

 
    Â 
    Und dann, am späten Abend, kriegten wir Hunger, weißt du noch? »Zimmerservice?«, habe ich gefragt.
    Â»Besser nicht zu hoch pokern«, hast du geantwortet und nach einem Telefonbuch gesucht. »Wir zahlen lieber bar. Pizza.«
    Â»Pizza!« Sofort

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